Wismar – Am Sonntag, den 16. August um 16:00 Uhr konzertiert die britisch-japanische Pianistin Mitsuko Uchida, die als ausgesprochene Expertin für Klavierwerke von Mozart, Beethoven und Schubert steht, im Rahmen der Reihe „Meisterpianisten“ der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern in der Heiligen-Geist-Kirche in Wismar. Auf dem Programm stehen die Vier Impromptus D899 von Franz Schubert und Beethovens Diabelli-Variationen. Den Auftakt bildet um 14:00 Uhr eine Einführung von Prof. Stephan Imorde im Bürgerschaftssaal im Rathaus über Schubert, Beethoven und die Ausbildung junger Pianisten. Für das Konzert und den einführenden Auftakt gibt es noch Karten, telefonisch unter 0385 5918585, unter www.festspiele-mv.de, an den bekannten Vorverkaufskassen oder an der Tageskasse, die um 13:30 Uhr öffnet.
1827 kann als Schuberts Kreativ-Jahr bezeichnet werden. So entstanden in diesem Jahr u. a seine berühmte "Winterreise" und die C-Dur-Fantasie für Violine und Klavier. Auch die beiden Impromptu-Serien für Klavier mit jeweils vier Werken stammen aus diesem Zeitraum. Die eingängigen Stücke, deren Name „Impromptu“ mit „Improvisation“ oder auch „Aus dem Stegreif“ übersetzt werden kann, gehören zu den bekanntesten und populärsten Werken Schuberts für Klavier und prägten seinen Ruf als Komponist gehobener Hausmusik. Die Diabelli-Variationen sind das letzte und größte Klavierwerk Beethovens. Sie basieren auf einem Walzer des Verlegers Diabelli, der 1819 die 50 bekanntesten Tonsetzer seiner Zeit aufforderte, eine Variation auf sein Thema zu komponieren, darunter Liszt, Schubert, Hummel und eben auch Beethoven. Dieser ließ sich länger Zeit als seine Kollegen und komponierte in den Jahren 1819 bis 1823 nicht nur eine, sondern 33 Variationen. Dabei setzt er den musikalischen Urstoff vielfältig in Szene, arbeitet teilweise nur mit Bruchstücken von Diabellis Thema, z. B. einem hervorstechenden Intervall wie der fallenden Quarte, und verweist dabei gleichzeitig kunstvoll auf die barocke Ornamentik von Bach, zitiert mal Mozart oder wirft mit frei schwebenden Harmonien einen Blick in die impressionistische Zukunft.
Mitsuko Uchida ist weltweit bekannt für ihre stets von intellektueller Wachheit und tiefer musikalischer Einsicht geprägten Interpretationen. Zu ihren aktuellen Vorhaben gehört die Aufnahme von Mozarts Klavierkonzerten mit dem Cleveland Orchestra, geleitet vom Klavier aus. Die Aufnahmen dieser Reihe wurden in der Presse hochgelobt und erhielten im Jahre 2011 einen Grammy Award. Höhepunkte der Saison 2014/2015 sind Konzerte mit dem London Symphony Orchestra unter Bernhard Haitink, dem Philharmonia Orchestra unter Esa-Pekka Salonen und „play&direct“ – Konzerte mit dem Chicago Symphony und dem Cleveland Orchestra. Mitsuko Uchida wird Klavierabende in der Royal Festival Hall London, dem Gewandhaus Leipzig, in Bruxelles‘ Palais des Beaux Arts, der Philharmonie Berlin, der Alten Oper Frankfurt sowie in Madrid, Barcelona und Lissabon geben. Sie wird darüber hinaus u. a. in der Staatsoper Wien und im Théâtre des Champs Elysées in Paris Duoabende mit der Sopranistin Dorothea Röschmann und mit der Mezzosopranistin Magdalena Kožená geben. Mitsuko Uchida tritt weltweit mit erlesenen Orchestern und Musikern auf. Die Carnegie Hall New York präsentierte eine eigene Reihe mit dem Titel ‘Mitsuko Uchida: Vienna Revisited’. Im Concertgebouw Amsterdam gab sie im Rahmen der „Carte Blanche“-Reihe Konzerte gemeinsam mit dem Hagen Quartett, dem Chamber Orchestra of Europe und dem RoyalConcertgebouw Orchestra. Außerdem war Mitsuko Uchida „Artist in Residence“ des Wiener Konzerthauses, dem Lucerne Festivalund bei den Berliner Philharmonikern. Sie leitet zudem das Marlboro Musikfestival in den USA.
Im Reigen der Wismarer Kirchen kommt sie meist zu kurz. Groß und beeindruckend stehen ihre Schwestern St. Marien und St. Georgen in unmittelbarer Nachbarschaft. Doch mit ihrer ganz besonderen Architektur und Geschichte kann auch die Heiligen-Geist-Kirche beeindrucken. Es begann 1250 mit der Gründung des Heiligen-Geist-Hospitals, dem bald ein Armen- und Krankenhaus angegliedert wurde. Ab 1255 durfte man eigene Gottesdienste abhalten und als das Hospital 1323 unter päpstlichen Schutz gestellt wurde, begann man mit dem Bau der heutigen Kirche. Das Lange Haus, ursprünglich Siechenhaus genannt, wurde 1411 an der westlichen Nordwand der Kirche angebaut. Es war bis in die Reformationszeit zum Kirchenraum hin offen, damit die Kranken den Gottesdienst miterleben konnten. Kirche, Klinik und Herberge für Pilger, Reisende und Obdachlose – im Mittelalter war Heiligen-Geist alles in einem. Erst in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts wurde das Wohnen in der Kirche aufgegeben. Die Kirche wurde umgestaltet, erhielt eine Kanzel und dekoratives Gestühl. Die Krankenfürsorge kam in das durch die Reformation freigewordene Dominikanerkloster. Im Siechenhaus entstanden kleine Wohnungen. 1699 wurde die flache, mit barocken Deckenmalereien versehene, Bretterdecke eingezogen, die für eine hervorragende Akustik sorgt. Aus den beschädigten Kirchen der Nachbarschaft wurde nach 1945 zahlreiches Kunstgut in die Heiligen-Geist-Kirche gebracht, die den Krieg fast gänzlich unbeschadet überstand. So ist die kleine Schwester heute auch so etwas wie die Schatzmeisterin der großen Wismarer Kirchen.
Karten für das Konzert, das Programm der Saison sowie alle weiteren Informationen sind im Internet unter www.festspiele-mv.de, telefonisch unter 0385 5918585 und an allen bekannten Vorverkaufsstellen erhältlich. Die Abendkasse öffnet eine Stunde vor Konzertbeginn. Die Abendkassengebühr beträgt 2,- Euro pro Karte.