Berlin – Im Tarifkonflikt um Arbeits- und Einkommensbedingungen der rund 140.000 Tarifkräfte bei der Deutschen Post AG hält die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) den Druck aufrecht und setzt den unbefristeten Arbeitskampf fort. Am heutigen Montag (22. Juni 2015) werden weitere Beschäftigte in den Ausstand gerufen. Damit befinden sich bundesweit rund 30.000 Tarifkräfte aus der Zustellung und den Brief- und Paketzentren im Dauerstreik.
"Mit der betriebsintern angeordneten Sonntagszustellung und dem flächendeckenden Einsatz von Werkverträgen unterläuft der Vorstand der Deutschen Post AG das grundgesetzlich garantierte Streikrecht und treibt einen Keil in die Belegschaft. Dieses Verhalten eines DAX-30 Konzerns ist beispiellos. Dem können Politik und Aufsichtsbehörden nicht tatenlos zusehen", sagte die stellvertretende ver.di-Vorsitzende und Verhandlungsführerin Andrea Kocsis. Die Beschäftigten erwarteten, dass sich ihr Arbeitgeber auf sie zubewege.
"Wir brauchen einen tragfähigen Kompromiss, der alle Aspekte umfasst und in der Lage ist, den schweren Konflikt zu befrieden", unterstrich die stellvertretende ver.di-Vorsitzende. Auch der SPD-Parteikonvent hatte sich am vergangenen Samstag solidarisch mit den Streikenden erklärt und die Deutsche Post AG aufgefordert, mit ver.di über "eine konstruktive Lösung des Konfliktes im Haustarifvertrag zu verhandeln".
Auslöser des schweren Tarifkonfliktes bei der Deutschen Post AG ist der Bruch des Vertrages zum Schutz vor Fremdvergabe durch den Aufbau von 49 Regionalgesellschaften für die Zustellung. Um diesen Vertragsbruch zu kompensieren, hatte ver.di zum 1. April die Bestimmungen zur Arbeitszeit gekündigt und fordert eine Verkürzung der wöchentlichen Arbeitszeit auf 36 Stunden bei vollem Lohnausgleich. In der sechsten Verhandlungsrunde vom 2. Juni hatte ver.di mit einem umfassenden Angebot versucht, die Post von einer einvernehmlichen Lösung zu überzeugen und vom Konfliktkurs gegen die Beschäftigten abzubringen. Das Gesamtpaket sah unter anderem eine Rückführung der 49 Regionalgesellschaften (DHL Delivery GmbHs) in den Haustarifvertrag der Deutschen Post AG vor, eine Verlängerung der Schutzregelungen zu Kündigungen und Fremdvergabe, den Verzicht auf eine lineare Einkommenserhöhung in diesem Jahr und eine strukturelle Veränderung der bestehenden Entgelttabelle für alle neu eingestellten Beschäftigten, wonach diese künftig nicht mehr nach zwei, sondern erst nach drei Jahren in die jeweils nächsthöhere Erfahrungsstufe aufsteigen würden. Die Deutsche Post AG hatte dieses Angebot nicht angenommen.