Schwerin – Täglich erreichen das Büro der Schweriner Weihnachtsmarkt GmbH größere und kleinere Beschwerden und Probleme. Zum Beispiel über fehlende oder zu selten ausgeleerte Mülleimer oder fehlende Hinweisschilder zu den öffentlichen Toiletten. Probleme dieser Art können meist schnell und unbürokratisch und für alle Seiten befriedigend gelöst werden.
Ungewohnt viele Beschwerden gibt es derzeit über fehlende, jahreszeitlich orientierte Musik in der Flaniermeile Schwerins, der Mecklenburgstraße, auf der derzeit der größere Teil des Sterns im Norden steht und die von Tausenden gerade heute, am langen Einkaufssamstag, frequentiert wird. Bisher wurden die Weihnachtsmarkt-Besucher von weihnachtlichen Klängen begleitet. Doch derzeit hört man nichts davon.
Der Grund für die ungewohnte Stille aus den Boxen ist eine Einrichtung, die sich GEMA nennt und die angeblich im Sinne der von diesem Verein vertretenen Künstler handelt.
Dass die Veranstalter des Schweriner Weihnachtsmarktes ein großes Herz für Musik-Künstler haben, kann man jeden Tag auf der Bühne des Marktplatzes vor dem Dom sehen und auch hören. Und natürlich war auch geplant, wie in jedem Jahr zuvor auch, neben der Bühne auch die Mecklenburgstraße wieder zu beschallen – auch und selbstverständlich gegen die entsprechende Abgabegebühr an die GEMA.
Die 24 Lautsprecher, zentral gesteuert von der Bühnentechnik bei der Hauptbühne, hängen ordnungsgemäß und warten eigentlich nur darauf, ihrer Bestimmung nachgehen zu können. Doch dann kam die GEMA – und deren Forderungen in diesem Jahr ließen die Macher des Schweriner Weihnachtsmarktes aufhorchen – und dann mucksch werden. Und so erging es auch den Lautsprechern.
Die Rechnung der GEMA – nach deren Gebührenerhöhung, die sie in diesem Jahr beschlossen hatte – sieht so aus: 24 Lautsprecher sind entlang der Mecklenburgstraße postiert, das kostet 17,04 Euro pro Tag und Monitor; bei 35 Tagen, die der Schweriner Weihnachtsmarkt dauert, käme so die stattliche Summe von 14.313,00 Euro zusammen. Das ist ein Vielfaches dessen, was in den vergangenen Jahren fällig wurde.
Die GEMA-Granden im Vereinssitz Berlin und deren örtliche Vertreter zeigten sich absolut nicht verhandlungsbereit und so bleib den Veranstaltern nichts übrig, als die Lautsprecher an der Mecklenburgstraße künftig stumm zu lassen.
Ob die Entscheidung der GEMA, nicht mit sich verhandeln zu lassen, und letztlich gar nichts zu kassieren, wirklich im Namen „ihrer" Künstler geschieht, darf zu Recht bezweifelt werden.
Die GEMA, wegen dubioser Geschäftspraktiken immer wieder in der Kritik, bekommt nun erstmals Konkurrenz – und viele Musiker und Musikfreunde sagen: endlich! Nach dem unerfreulichen „Angebot“ der GEMA von diesem Jahr können auch die Veranstalter des Schweriner Weihnachtsmarktes nur hoffen, dass die Organisation „C3S“, die für eine faire Gebührenabgabe ist und sich für mehr Freiheit für Musiker in der Verwertung ihrer Werke ausspricht, möglichst schnell ihre Arbeit aufnimmt.
Nicht nur im Sinne der Musiker des Landes, sondern auch im Sinne der musiklosen Besucher des Weihnachtsmarktes zu Schwerin, bekannt als Stern im Norden…