Schwerin – Es hätte noch einmal eine großartige Saison für ihn werden sollen: Ingo Heinze (32), Rückraumspieler bei den Mecklenburger Stieren, erlebte im Sommer die beste Vorbereitung seit langem. Coach Holger Antemann attestierte ihm einen hervorragenden Leistungsstand. Doch ein Trainingsunfall setzte der geplanten Torejagd in der 3. Liga ein jähes Ende, bevor diese überhaupt richtig losging: Ein Sturz auf den Rücken verursachte heftige Schmerzen. Ingo Heinze musste das Trainingslager abbrechen und stattdessen etliche Arztbesuche und physiotherapeutische Behandlungen absolvieren. „Die Therapie schien zunächst anzuschlagen.
Ich hatte das Gefühl, dass ich relativ schnell wieder auf die Platte kommen könnte“, erinnert sich der Zwei-Meter-Hüne an die erste Zeit nach dem Unfall. Eine akute Verschlimmerung und der klare MRT-Befund eines heftigen Bandscheibenvorfalls konfrontieren den erfolgreichen Sportler mit einer harten Realität: Seit Anfang Oktober ist Ingo Heinze froh, wenn die Schmerzen sich mit starken Medikamenten auf ein halbwegs verträgliches Ausmaß reduzieren lassen und er wenigstens einige Schritte tun kann. „Ich liege flach, kann mich kaum bewegen. Das ist bitter.“
Ist das endgültige Aus, das Ende einer großen Schweriner Handballkarriere damit besiegelt? Der 32-Jährige schüttelt sanft den Kopf. „Ich bin mit größter Leidenschaft dem Handball verbunden. Das ist mein Leben. Der Glaube, dass ich es noch einmal schaffen kann, ist tief in mir verwurzelt.“ Dass genau dieser Glaube Berge versetzen kann, hat Ingo Heinze vor zweieinhalb Jahren nach einer komplizierten Sprunggelenkverletzung bewiesen. Er kämpfte sich durch Operation, Reha und das beschwerliche Training. Und kam zurück. Es lief zwar nicht optimal, aber der gebürtige Schweriner wollte allen zeigen, dass er noch nicht zum „alten Eisen“ gehört. Dass er anschließen kann an glorreiche Zeiten, als er in der 2. Bundesliga 2011 nur knapp den Titel des Torschützenkönigs verfehlte – aufgrund einer Verletzung im letzten Heimspiel, ausgerechnet gegen den Lokalrivalen HC Empor Rostock. „Ich habe im Laufe meiner Handballkarriere viele Verletzungen gehabt, aber über Jahre hinweg nie ein Pflichtspiel versäumt. Mich treibt der Ehrgeiz, ja, als Sportler gibt man nicht einfach auf. Ich gehöre zu den Mecklenburger Stieren und will ihnen und meinem Verein auf jeden Fall treu bleiben.“
Die Prognose der Ärzte ist für Ingo Heinze jedoch deutlich verhaltener.
Er müsse sich sehr, sehr gut überlegen, ob er sich noch einmal an das hohe Leistungsniveau herantasten will. Momentan ist das alles noch sehr weit weg. „Jetzt geht es darum, mit konservativen Mitteln fit zu werden und Lebensqualität wieder herzustellen.“ Da tue die Gewissheit gut, dass der Verein ihn nicht fallen lässt. „Mein Vertrag als Spieler läuft bis zum Ende der Saison. Ich habe mit SVM-Geschäftsführer Friedrich Diestel ein ausgesprochen faires Gespräch geführt, das für beide Seiten mit guten Ergebnissen verbunden ist. Ich bleibe Teil der Mannschaft und bekomme jede Zeit, die notwendig ist, um gesund zu werden. Ich kann, sobald das möglich ist, alle Angebote des Vereins nutzen, um mich aufzubauen und bestenfalls den Anschluss wieder herzustellen“, sagt Ingo Heinze. In welcher Position auch immer dieser Anschluss erfolgen wird – Ingo Heinze bleibt ein Mecklenburger Stier und wird sein Know-how auf der Königsposition dem SV Mecklenburg Schwerin zur Verfügung stellen.
Als Spieler, als (Co-) Trainer, als Betreuer… Auf jeden Fall als einer der ganz großen Schweriner Handballer.