München – Es sieht nicht gut aus für Wildtiere: Ihr Lebensraum schrumpft, die Wilderei grassiert wie nie zuvor. Die Folge: Immer mehr Arten sind bedroht. Doch selbst viele gefährdete Tiere dürfen noch immer gejagt oder gehandelt werden. Zum Welttierschutztag am 4. Oktober stellt die Tierschutzorganisation Pro Wildlife Arten vor, die dringend besseren Schutz brauchen.
Elefanten
Immer dramatischer wird die Lage für Afrikanische Elefanten: Die Gier nach Elfenbein ruft organisierte Banden auf den Plan, die jährlich 30 bis 50.00 Elefanten illegal abschlachten. In Afrika leben nur noch etwa 430.00 bis 650.000 der grauen Riesen. Obwohl der Handel mit Elfenbein seit 1989 grundsätzlich verboten ist, gibt es vor allem in Asien einen boomende Markt, angeheizt von legalen Verkäufen in den Jahren 2000 und 2008. In den legalen Markt wird gewildertes Elfenbein eingeschleust – und die Wilderei wird immer schlimmer. "Wenn wir wollen, dass auch spätere Generationen noch Elefanten in freier Wildbahn erleben können, dann darf Elfenbein nie mehr Handelsware sein", sagt Daniela Freyer, Biologin bei Pro Wildlife.
Nashörner
Vor allem in Asien werden dem pulverisierten Horn der Nashörner heilende Kräfte zugeschrieben. Dieser Glaube und die horrenden Preise, die vor allem Vietnamesen und Chinesen für Horn-Pulver bezahlen, könnten dem Nashorn zum Verhängnis werden: 2013 wurden allein in Südafrika mehr als tausend Nashörner gewildert, 2014 waren es bisher schon 787 Rhinos. Der Handel mit Nashorn ist verboten. Doch die südafrikanische Regierung versucht ihn zu legalisieren. "Wir warnen davor, einen Markt für Nashorn zu schaffen. Dies würde die ohnehin schwierige Lage für die Tiere weiter verschlimmern", so Freyer.
Menschenaffen
„Für Menschenaffen ist die Lage mindestens so dramatisch wie für Elefanten und Nashörner, auch wenn die politische Debatte unsere nächsten Verwandten derzeit vernachlässigt“, sagt Freyer. Gorillas und Schimpansen in Afrika und Orang Utans in Asien leiden besonders unter der verheerenden Abholzung ihres Lebensraumes. Dafür ist auch der Konsum der westlichen Welt verantwortlich: In rasendem Tempo werden die letzten Urwälder gerodet, vor allem für Palmölplantagen. Das Öl ist in der Herstellung so billig, dass die Industrie gern darauf zurückgreift – viele Wasch – und Lebensmittel sind mit Palmöl hergestellt. Dazu kommt, dass vor allem in Afrika Menschenaffen immer noch gejagt, gegessen oder lebend gehandelt werden.
Eisbären
Der Eisbär ist eine der Arten, die am stärksten vom Klimawandel bedroht sind. Forscher schätzen, dass die Eisbär-Bestände bis zum Jahr 2050 um zwei Drittel sinken könnten. Derzeit gibt es noch höchstens 20.000 bis 25.000 Tiere in freier Wildbahn. "Umso unverantwortlicher, dass jährlich mehr als tausend Eisbären abgeschossen werden – um als Kaminvorleger zu enden", mahnt Freyer. Der Großteil der Eisbärenabschüsse findet in Kanada statt – und das Land wehrt sich vehement gegen den Schutz der Tiere. "Wir drängen darauf, dass die Staatengemeinschaft den Handel mit Eisbärenfellen verbietet, gleichzeitig muss der Klimaschutz Priorität bekommen. Sonst ist der Eisbär schon in wenigen Jahren Geschichte".
Wale und Delfine
Seit 1986 gilt ein weltweites Walfangverbot, viele Populationen fangen wieder an, sich zu erholen. Doch heute leiden Wale und Delfine zunehmend unter industrieller Fischerei, Unterwasserlärm, Schiffsverkehr und den Schadstoffbelastungen der Meere. Mehr als tausend Wale fallen jährlich dem Walfang zum Opfer, weil Länder wie Japan, Island und Norwegen sich nicht an das Moratorium gebunden sehen. Delfine und Kleinwale sind gar nicht durch das Walfangverbot geschützt. "So bleibt es ein wichtiges Ziel, die grausamen Treibjagden in Japan und auf den Färöer-Inseln zu beenden", sagt Freyer.
Reptilien und Amphibien: Leiden für den Luxus
Zu Geld gemacht werden auch viele Reptilien- und Amphibienarten: Für das bei Luxuslabels wieder so beliebte Reptilienleder werden in Asien Hunderttausende Schlangen und Warane brutal geschlachtet. Frösche sind in Europa geschützt, in Asien werden sie millionenfach eingesammelt und ihre gefrorenen Beine auf die Reise nach Europa geschickt, vor allem für französische und belgische Gourmetrestaurants. Pro Wildlife beobachtet seit Jahren auch den Exotenhandel mit Sorge: Bei Sammlern stehen seltene Reptilien und Amphibien als Haustiere hoch im Kurs: Je seltener, umso mehr Geld wird für wild gefangene Echsen, Schlangen und Amphibien hingeblättert. "Dass sie damit Populationen in freier Wildbahn gefährden können, nehmen viele wohl einfach in Kauf", befürchtet Freyer.