Bielefeld – „Mädchen sind sozial und Jungen wollen Karriere machen – diese Stereotype greifen einfach nicht mehr“, sagt Autorin Lore Funk. In erster Linie soll der Beruf Spaß machen! Doch wer Mädchen auf den Spaßfaktor reduziert, liegt falsch: Auch Sicherheit im Job, gute Verdienstmöglichkeiten und Karrierechancen stehen hoch im Kurs. Um Mädchen also als oft sehr gut qualifizierte Nachwuchsfachkräfte zu gewinnen, braucht es argumentative Vielfalt in Form breit gefächerter Informationsangebote. Das ist nur ein Ergebnis, das Lore Funk und Wenka Wentzel vom Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit in ihrer neuesten Publikation „Mädchen auf dem Weg ins Erwerbsleben: Wünsche, Werte, Berufsbilder – Forschungsergebnisse zum Girls’Day – Mädchen-Zukunftstag 2013“ präsentieren. Der Publikation liegt die Auswertung von über 10.500 Fragebögen im Rahmen der bundesweit größten Befragung von Schülerinnen ab Klasse 5 zugrunde.
Die Autorinnen Lore Funk und Wenka Wentzel setzen sich in ihren Untersuchungen mit den Wünschen, Werten und Berufsvorstellungen junger Frauen auseinander. Die Ergebnisse geben einen fundierten Aufschluss über die Optimierung zukünftiger Strategien zur Adressierung junger Frauen. Noch immer entscheiden sich trotz ihrer guten Noten und vielfältigen Potenziale viel zu wenige Frauen für Berufe in Technik, Naturwissenschaften, IT und Handwerk. Was wünschen sich Mädchen von ihrem zukünftigen Beruf? Welches Image haben MINT-Berufe bei Mädchen? Was müssen Unternehmen und Institutionen bei der Gestaltung von Angeboten zur Berufsorientierung von Mädchen beachten? Welche Rolle spielen Vorbildfrauen?
Eine der Forschungsfragen, der die Autorinnen nachgehen, ist, ob Mädchen mit einer Neigung zu MINTBerufen ein besonderes Werteprofil aufweisen, das sie von anderen Mädchen unterscheidet. „Zahlenmäßig sind Frauen in einigen MINT-Berufen immer noch eine Minderheit und bekommen deshalb leider noch viel zu häufig einen Sonderstatus zugesprochen“, sagt Lore Funk, „doch die beruflichen Wünsche der MINTaffinen Mädchen sind ganz und gar nicht exotisch. Sie unterscheiden sich nur geringfügig von dem Profil aller Mädchen.“ Wie alle Mädchen wünschen sich MINT-affine Mädchen einen abwechslungsreichen Beruf, der vor allem Spaß macht, aber auch relativ sicher und gut bezahlt ist. Sie sind weder stärker materiell orientiert – Karrierechancen und Verdienstmöglichkeiten sind ihnen im selben Maße wichtig wie allen Mädchen – noch lassen sich auffällige Abweichungen bei sozialen Orientierungen feststellen. Lore Funk und Wenka Wentzel formulieren auf dieser Grundlage Praxisempfehlungen: Initiativen zur weiblichen Nachwuchskräftegewinnung im MINT-Bereich sollten die vielfältigen Erwartungen der Mädchen an ihre berufliche Zukunft widerspiegeln. „Wenn die Mädchen so MINT-Tätigkeiten positiv erleben: Hey, ich kann das, es macht mir Spaß! – dann ist ein großer Schritt in die richtige Richtung gemacht“, bilanziert Lore Funk.