Schwerin – Das Schweriner Gesundheitsamt hat in den letzten Monaten intensiv mit Vertretern der Carl-Friedrich-Flemming Klinik der HELIOS Klinken Schwerin, niedergelassenen Ärzten und Psychotherapeuten, Trägern der Wohlfahrtspflege u. a. über einen Zusammenschluss zu einem Gemeindepsychiatrischen Leistungsverbund beraten. Am 2. April 2014 unterschreiben die Schweriner Leistungserbringer im Stadthaus eine Vereinbarung über die Zusammenarbeit Sozialpsychiatrischer Einrichtungen und Diensten.
Aber warum ist den Schweriner Akteuren dieser Verbund so wichtig? Wechselnder Hilfebedarf führt psychisch kranke Menschen zu wechselnden Institutionen bzw. Teams, die mehr oder weniger eng miteinander kooperieren. Und selbst wenn die Kooperationspartner ihre Schnittstellen mit Hilfe von „Überleitungsmanagement“ und anderen Instrumenten möglichst flexibel gestalten, stehen Betroffenen doch immer wieder vor der Situation, ihre Aufenthalts- bzw. Lebensorte, ihre soziale Nahumgebung und ihre professionellen Helfer wechseln zu müssen, weil sie beispielsweise in die Klinik oder in ein Wohnheim aufgenommen oder daraus entlassen werden, von der Institutsambulanz in die Facharztpraxis verwiesen werden, aus der Tagesstätte in die Reha-Einrichtung wechseln usw.
Mit einem Gemeindepsychiatrischen Leistungsverbund wollen die Schweriner Leistungserbringer die Vernetzung oder Verkettung der einzelnen Versorgungsbausteine voranbringen. Es geht aber auch um die Kontinuität zumindest einiger helfender Beziehungen als tragendes Element, um weitgehende Integration der gesamten Hilfen, dass sie den psychisch kranken Menschen „wie aus einer Hand“ gewährt werden können. Der Gemeindepsychiatrische Leistungsverbund umfasst u.a. Leistungsarten wie die medizinische Behandlung, Psychotherapie, medizinische Rehabilitation, sozialpsychiatrische Hilfen, Aufnahme in Werkstätten sowie andere Maßnahmen der Arbeitsförderung. Sie „gehören“ zu unterschiedlichen Sozialgesetzbüchern und unterliegen daher jeweils anderen Spielregeln der Hilfeplanung und der Verhandlungen zwischen Leistungserbringern und Kostenträgern über die Hilfegewährung. Umso wichtiger ist es für die Zukunft, das alte Modell der Versorgungsketten zu überwinden. Einrichtungsübergreifende „koordinierende Bezugspersonen“ sollen zukünftig Standard werden. Neben einer Lotsenfunktion im System komplexer Hilfen sollen sie die Aufgabe konstanten, Halt gebender und tragender Beziehungen übernehmen. Es geht den Akteuren weiterhin darum, mit den Schweriner Hilfsangeboten auch solche Menschen zu erreichen, die sich nicht wie „ Kunden“ die gewünschten Angebote selbst zusammenstellen können, sondern hierfür auf gesicherte und konstante vertrauensvolle Beziehungen sowie geschützte Sozialräume angewiesen sind.
Der formale Zusammenschluss ist ein erster Schritt in diese Richtung. Die konkrete Ausgestaltung wird mit Leben zu füllen sein. Die Stadtverwaltung wird den Prozess der Umsetzung weiterhin begleiten.