Stralsund – „Sieht doch aus wie neu, oder?“, war das zufriedene Fazit von Dr. Dieter Göbel, als die etwa 30jährige Suppenschildkröte die Untersuchung hinter sich hatte. Der Tierarzt aus Rostock, der sich seit Jahren um die urtümlichen Reptilien im Stralsunder MEERESMUSEUM kümmert, nahm zunächst Tupferproben von Augen, Nase und Panzer, um diese später bakteriologisch zu testen. Anschließend säuberte der 65jährige die empfindlichen Verbindungsstellen des Schildkrötenpanzers. „Das ähnelt dem Zähne putzen. Der Panzer ist das Spiegelbild der Gesundheit einer Schildkröte“, brachte es der Veterinärmediziner auf den Punkt. Zudem wurde dem Tier ein Mikrochip eingesetzt – eine elektronische Kennzeichnung, die laut EU-Artenschutzrichtlinie erforderlich ist.
Die Tierpfleger hatten währenddessen im wahrsten Sinne des Wortes alle Hände voll zu tun, um die zappelige 113 Kilogramm schwere Patientin mit Streicheleinheiten am Kopf auf dem Behandlungstisch zu halten. Nach dem Ultraschall von Schilddrüse und Eierstöcken wurde die Panzeroberfläche mit einem desinfizierenden Hautschutzmittel eingesprüht. Dann ging es für die Schildkrötendame zurück ins 350 000 Liter fassende Aquarium.
Die zweite Suppenschildkröte musste mit Salat gelockt werden, bevor zwei Forschungstaucher und einige Aquarianer sie an Land bugsieren konnten. Danach folgten das Weibchen und das Männchen der Unechten Karettschildkröten und ganz zum Schluss die weibliche Echte Karettschildkröte. Bei allen Tieren wiederholten sich Gesundheitscheck, Wellnessprogramm, das Vermessen von Rückenpanzer und Flossen sowie das Wiegen.
Kurze Spannung herrschte beim Ultraschall der Unechten Karettschildkröte, da man hier auf Nachwuchs hofft. Auf dem Bildschirm waren Eier zu erkennen, die sehr wahrscheinlich nicht befruchtet sind. Es gab zwar Ende 2013 Paarungsversuche der Unechten Karettschildkröten. Vorerst jedoch ist kein Schildkrötennachwuchs in Stralsund zu erwarten.
Die fünf riesigen Meeresschildkröten im MEERESMUSEUM haben auch in diesem Jahr die Routineuntersuchung geduldig über sich ergehen lassen. „Ihr klinischer Zustand ist top“, resümierte Dr. Göbel abschließend. Zudem haben alle Tiere minimal abgenommen und somit ihr Gewicht optimiert. Nun haben die Ur-Reptilien ein Jahr lang ihre Ruhe, bevor sie wieder zum „Schildkröten-TÜV“ antreten müssen. Bis dahin kann man die Schildkröten täglich ab 10:00 Uhr im MEERESMUSEUM Stralsund durch das drei mal acht Meter große Schaufenster beobachten – besonders gut während der kommentierten Fütterung Montag, Mittwoch und Freitag um 13:15 Uhr, wenn sie je nach Vorliebe mit Salat, Kalmar und Seelachsfilet verwöhnt werden.