Wiesbaden – Im Zuge eines groß angelegten Einsatzes am 12. und 13. Juni 2013 durchsuchten über 100 Beamte des Bundeskriminalamtes (BKA) mit Unterstützung der Polizeien aus Hessen, Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg, Bayern, Nordrhein-Westfalen sowie Hamburg zahlreiche Objekte.
Ziel der Ermittler waren 28 Wohnungen, Geschäftsräume, Lager sowie Kunstgalerien u.a. in Wiesbaden, Mainz, Stuttgart, München, Hamburg und Köln.
Dabei nahm die Polizei in Wiesbaden zwei Beschuldigte im Alter von 67 und 41 Jahren, die als Kopf einer international agierenden Gruppe von sechs Kunstfälschern gelten, aufgrund von Haftbefehlen des Amtsgerichts Wiesbaden in deren Wohnungen fest und stellten eine Vielzahl mutmaßlicher Fälschungen sowie Verkaufsunterlagen sicher. Insgesamt wurden über 1.000 Objekte sichergestellt.
Der Haftrichter des Amtsgerichts Wiesbaden hat am heutigen Tage für die beiden Festgenommenen Untersuchungshaft angeordnet.
In einem Koffer verpacktes Gemälde, wie es beim Tatverdächtigen gefunden wurde.
Wegen der internationalen Verflechtungen des Fälscherringes werden flankierend zu den Maßnahmen in Deutschland auch Durchsuchungen in der Schweiz sowie Israel durchgeführt. Die Ergebnisse stehen noch aus.
Diese Maßnahmen sind das vorläufige Ergebnis eines im Dezember 2012 unter Sachleitung der Staatsanwaltschaft Wiesbaden beim Bundeskriminalamt geführten Ermittlungsverfahrens wegen des Verdachts des Betruges im besonders schweren Fall, das aufgrund von Hinweisen aus Israel sowie eigener Auswertungen der Kunstermittlungsexperten des BKA initiiert wurde.
Den russischen, israelischen und deutsch-tunesischen Tatverdächtigen wird vorgeworfen, sehr wertvolle Kunstgemälde der Russischen Avantgarde – überwiegend Werke der Künstler Natalia GONCHAROVA, Kazimir MALEVICH, Wassily KANDINSKY, Alexej JAWLENSKY und Mikhail LARIONOV – gefälscht zu haben. Dabei ahmten sie den Stil dieser Künstler nach und statteten die gefälschten Gemälde mit Echtheitszertifikaten aus, um den Eindruck zu erwecken, es handele sich um bisher unbekannte Gemälde dieser Künstlergruppe. Die Fälschungen wurden in Deutschland sowie im Ausland verkauft oder ausgestellt. Den überwiegenden Teil erwarben private Sammler in Deutschland oder ersteigerten die Falsifikate auf Kunstausstellungen.
Nach derzeitigem Ermittlungsstand haben die Beschuldigten seit 2005 insgesamt über 400 mutmaßlich gefälschte Kunstgemälde für vier- bis siebenstellige Eurobeträge verkauft.
Allein die beiden jetzt Festgenommenen sollen in den Jahren 2011 bis 2013 mutmaßlich gefälschte Gemälde für insgesamt über 2 Millionen Euro an Kunden in Deutschland und Spanien verkauft haben.
BKA-Präsident Jörg Ziercke: "Uns ist mit diesen Ermittlungen ein wichtiger Schlag gegen die international agierende Fälscherszene gelungen. Zugleich sehe ich in diesem Verfahren erneut einen Beleg für die Bedeutung der staatenübergreifenden Kooperation von Strafverfolgungsbehörden bei der Bekämpfung der Organisierten Kriminalität. Hier hat das eng abgestimmte gemeinsame Vorgehen mit unseren Partnern in der Schweiz und Israel es uns ermöglicht, den international agierenden Straftätern das Handwerk zu legen."