Rostock – Ein weiteres ambitioniertes Sanierungsvorhaben ist vollendet. Nach der umfassenden Modernisierung des Ottergeheges haben die ersten beiden Europäischen Fischotter aus Schweden im Zoo Rostock ihr neues Quartier bezogen. Ein dritter Otter wird in Kürze erwartet. Heute wurde die grundsanierte Anlage im Zoo Rostock offiziell mit den Tierpaten und dem Maskottchen Otter Oscar von der Warnowquerung GmbH & Co KG eingeweiht. Das Unternehmen ist seit vielen Jahren offizieller Bronzepartner und somit aktiver Unterstützer des Rostocker Zoos.
„Wir sind sehr glücklich über die Rückkehr unserer Patentiere und freuen uns, dass diese stark gefährdeten Tiere nun wieder im Zoo zu sehen sind“, sagte die Geschäftsführerin der Warnowquerung, Jacqueline Zintler. „Das neue Gehege bietet einen sehr guten Einblick in die natürliche Lebensweise der geschickten Fischräuber, die auch in unserer Nachbarschaft an der Warnow leben.“
Seit dem Sommer 2003 gehören die Eurasischen Fischotter (Lutra lutra) zum Tierbestand des Rostocker Zoos. Die ersten Otter auf der Anlage waren die im Zoo Bern in der Schweiz geborenen Wurfgeschwister Anja, Antje und Anton. Nachdem das letzte der drei Tiere im April 2020 im Alter von fast 15 Jahren verstorben ist, wurde die grundlegende Sanierung des Geheges geplant. „Allen beteiligten Unternehmen gilt ein großer Dank, die dieses Projekt binnen kürzester Zeit und trotz teils schwieriger Wetterbedingungen termintreu umgesetzt haben“, betonte Zoodirektor Udo Nagel.
„Alle Wasserbecken wurden vollständig saniert und die Struktur des Bachlaufs verändert sowie ein kleiner Wasserfall integriert. Die Gehegegestaltung wurde überarbeitet, so dass nun die Grotte von Besucherinnen und Besuchern besser wahrgenommen werden kann. Die Arbeitsbedingungen für Reinigungsarbeiten in den Becken wurden für die Tierpflegerinnen und Tierpfleger verbessert. Insgesamt hat der Zoo rund 280.000 Euro investiert.“
Auch in Mecklenburg-Vorpommern auf Beutezug
Der Eurasische Fischotter ist eine von weltweit 13 Otterarten und nach dem Dachs der zweitgrößte heimische Vertreter der Marder in Mitteleuropa. Er kommt in nahezu ganz Europa vor. Ursprünglich flächendeckend, teilt sich die stark reduzierte Population heute in eine östliche in Tschechien, Deutschland und Österreich und eine westliche in Portugal, Spanien, Westfrankreich auf. Fischotter besiedeln sowohl stehende als auch fließende Gewässer, die einen dichten Uferbewuchs aufweisen. In Deutschland leben Fischotter in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Ostsachsen, Sachsen-Anhalt, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein und Bayern. In MV ist der Fischotter unter anderem im Naturschutzgebiet Ramper Moor, im Warnowtal bei Karnin oder auch an der Warnow zu finden.
Zu erkennen sind die Tiere an ihrem spitz zulaufenden, marderähnlichen Körper und ihrem muskulösen Schwanz. Mit ihren kurzen, kräftigen Beinen, ihrem flachen Kopf mit breiter Schnauze und langen Tasthaaren sowie ihrem braunen Fell bewegen sie sich stromlinienförmig und äußerst flink im Wasser. Sie erreichen eine Körpergröße von bis zu 1,20 Metern und ein Gewicht von etwa sieben Kilogramm bei den Weibchen bzw. etwa zehn Kilogramm bei den Männchen. Der Pelz des Fischotters bietet aufgrund der ungewöhnlichen Struktur seiner Haare eine besonders wirkungsvolle Isolation gegen Kälte und Nässe. Die Haare sind durch mikroskopisch kleine, ineinandergreifende Keile und Rillen miteinander verzahnt. Insgesamt schützen so 80 bis 100 Millionen Haare den Fischotter vor einem Wärmeverlust. Die scheuen Tiere haben durchschnittlich eine Lebenserwartung von acht bis 13 Jahren. In menschlicher Obhut werden Fischotter jedoch älter.
„Bei den beiden Tieren, die am 21. April 2021 aus dem schwedischen Tierpark in Lycksele in den Zoo Rostock kamen, handelt es sich um das am 15. Oktober 2016 im Zoo Novosibirsk geborene Männchen Ivan und seinen Sohn, den am 4. Juni 2020 in Lycksele geborenen Milas“, informierte Zookuratorin Antje Angeli. „Geplant ist, dass auch Milas Bruder Miwan bald zu den beiden stoßen wird. Er hatte sich im Vorfeld des Transportes so gut auf seiner heimatlichen Anlage versteckt, dass dafür nun ein zweiter Anlauf notwendig wird. Auf dem Speiseplan der nachtaktiven Tiere aus der Marderfamilie stehen im Zoo Rostock vor allem Küken, Hühnerhälse, Rindfleisch, Plötze, Stinte und Mäuse.“
Der Fischotter gehört zu den am stärksten bedrohten Säugetierarten Mitteleuropas. Laut der Roten Liste für bedrohte Tier- und Pflanzenarten der Weltnaturschutzunion IUCN (International Union for Conservation of Nature) gelten Fischotter als potenziell gefährdet. Als Ursachen werden Flussbegradigungen und Wasserverunreinigungen genannt, die die Lebensräume und Nahrungsgrundlagen einschränken sowie nicht tiergerecht ausgebaute Gewässerunterführungen unter Straßen, die oftmals tödliche Verkehrsunfälle zur Folge haben. Trotz ganzjähriger Schonzeit werden Fischotter illegal bejagt oder fallen häufig Fischreusen zum Opfer.