Schwerin – Man stelle sich vor: Da sitzt im Bus auf dem Platz gleich gegenüber das Petermännchen. Nicht ganz in echt, aber fast. Was wie eine Filmszene klingt, ist in Schwerin jetzt Wirklichkeit. Seit dem 3. November 2021 ist die dreidimensionale Figur des kleinen Schweriner Schlossgeistes fest in einem der Busse des Nahverkehrs installiert. Auf diese Weise fährt er von jetzt an als Stammgast mit, immer wieder wechselnd auf unterschiedlichen Linien.
Der Vorschlag, den kleinen Kobold als 3D-Figur im Nahverkehr zu platzieren, stammt vom Geschäftsführer des Verkehrsunternehmens, Wilfried Eisenberg: „Wir sind immer auf der Suche nach neuen, modernen Ideen, um unsere Flotte zu verschönern. Als wir mit der Stadtmarketing GmbH und der Landeshauptstadt Schwerin zusammen über dem Konzept für eine neue Schwerin-Straßenbahn gesessen haben, war schnell klar, dass diese etwas ganz Besonderes werden muss.“
Die alte Schwerin-Bahn, eine mit touristischen Motiven verzierte Straßenbahn des Nahverkehrs Schwerin (NVS), war langsam in die Jahre gekommen. Neue Schwerin-Motive und eine komplett neue Gestaltung mussten her. Die Macher waren sich einig, dass sie das „Lebenshauptstadt“-Gefühl verkörpern sollte – sowohl außen als auch im Inneren.
So entstand die Idee, sowohl in der Schwerin-Bahn als auch in einem der Busse eine für Schwerin typische Figur zu platzieren und ihnen damit eine unverwechselbare Atmosphäre zu verleihen. Am Ende fiel die Wahl auf das Petermännchen – als zentrale Sagenfigur in der Geschichte der Stadt.
Die Koordination des Projektes lag in der Verantwortung der Stadtmarketing GmbH Schwerin. „Besonders wichtig war uns die Einbeziehung und Beauftragung von lokalen Unternehmen. Wir wollten, dass das Petermännchen auch hier vor Ort durch Menschen aus der Region entsteht“, blickt Carola Frie, Projektmitarbeiterin bei der Stadtmarketing GmbH, auf die Projektanfänge zurück.
Nachdem sich Pappmaché- und Holzfiguren als zu abstrakt erwiesen, stießen die drei Projektpartner bei ihrer Suche nach einer möglichst lebensechten und qualitativ hochwertigen Produktionslösung auf lokale 3D-Druckspezialisten. Die Schweriner Unternehmen HANS BODE Innovative Büroelektronik GmbH (Koordination) und JAM fineartprint (3D-Druck), der gebürtige Hagenower 3D-Künstler Chris Wolf von der Firma VRxs GmbH (Design) und Airbrusher Christian Pursch aus Wismar nahmen sich gemeinsam der außergewöhnlichen Aufgabe an. Mit neuester 3D-Drucktechnik wurde der Hausgeist des Schweriner Schlosses von diesen Unternehmern und Unternehmen zum Leben erweckt.
Alexander Wolf von der Firma HANS BODE betreute den gesamten Herstellungsprozess: „Wir haben unser klassisches Geschäft schon vor mehreren Jahren um 3D-Druck erweitert. Trotzdem sind Projekte wie dieses auch für uns immer wieder spannend und herausfordernd. Zu sehen, wie in diesem Fall Kunststoff Schicht für Schicht zu einer 140 cm großen Figur gefertigt wird, ist einfach faszinierend und zeigt das Potenzial der additiven Fertigung – nicht nur für technische Anwendungen.“
Interessierte, die sich einen Eindruck davon verschaffen möchten, wie der 3D-Druck und die Bemalung des Petermännchens vorgenommen wurden, finden auf den Social Media-Kanälen der Stadtmarketing GmbH Schwerin (@visitschwerin) Zeitraffervideos von beiden Produktionsschritten.
Nahverkehrs-Geschäftsführer Eisenberg ist indes schon gespannt auf die Reaktion der Fahrgäste. „Ich wette, der Platz neben dem Petermännchen wird der begehrteste im ganzen Bus“, freut er sich. Bis das zweite Petermännchen in der neuen Schwerin-Straßenbahn Platz nehmen kann, müssen sich die Mitfahrenden allerdings noch ein bisschen gedulden. Die Fertigstellung der Bahn ist erst im Frühling 2022 geplant.