Schwerin – War Schwerin – die Stadt der Seen und Wälder – einst auch eine Stadt der Häfen mit einem schiffbaren Kanal den Großen Moor hinauf? Diesen Schluss legen die Ergebnisse der archäologischen Grabungen im Zuge der grundhaften Sanierung des Großen Moor nahe. Seit Oktober letzten Jahres liegt dazu ein ausführlicher Grabungsbericht vor, verfasst von Gert Reichelt für das Landesamt für Kultur und Denkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern.
„Mit dem jetzt kurz vor der Vollendung stehenden Bauvorhaben haben die Straßenbauverwaltung und die städtischen Leitungsträger nicht nur den Großen Moor und den Schlachtermarkt saniert, sondern auch eine große archäologische Bergung und Dokumentation von Teilen des Bodendenkmals „Altstadt Schwerin“ ermöglicht, die einige neue Erkenntnisse zur Stadt- und Siedlungsgeschichte ergab“, so Holger Bonnke. Er ist der Projektleiter der Baumaßnahme im städtischen Verkehrsmanagement. Die Grabung selbst wurde von der Schweriner Abwasserentsorgung (SAE) beauftragt, die im Zuge der Straßensanierung ihre Kanäle erneuert hat und dafür metertief in den Untergrund musste.
Schon der Schlachtermarkt hatte bemerkenswerte Objekte zu Tag gefördert und über die Stadt hinaus Beachtung erfahren. Dort waren allerdings auch Artefakte erwartet worden. Die Bergungen im Großer Moor kamen nun aber überraschend und brachten besondere Funde. „Es freut uns natürlich, dass bei einem solchen schwierigen Projekt am Ende auch noch die Stadthistorie zum Gewinner wird“, sagt Lutz Nieke, Werkleiter der SAE.
Das zentrale, dominierende Resultat ist der Nachweis eines schiffbaren Kanals den Großen Moor hinauf. Seine Anfänge liegen im 13. Jahrhundert. Er ist der Grund für den auch heute noch breiten Straßenraum des Großen Moores, der untypisch für viele Altstadtstraßen ist. Denn neben dem schiffbaren Kanal lagen zusätzlich die begleitenden Wege. So ergaben sich die heute noch prägenden weiten Hausabstände. Auch Schiffbau und Hafenaktivitäten fanden hier im Spätmittelalter und der frühen Neuzeit statt: Eiserne Kaltfatklammern und Nägel mit Nietplatten, die geborgen wurden, verweisen darauf. „Gegenstände aus den Bereichen Alltagskultur, Fischerei, Bootsbau und Bewaffnung stammen aus der Zeit vom 13. bis ins 19. Jahrhundert und stellen eine wichtige Informationsquelle zur Geschichte der Stadt Schwerin dar, insbesondere zur Nutzung des Kanals und seiner Umgebung“, schreibt Gert Reichelt in seinem Grabungsbericht.