Rostock – Der Rostocker Fracht- und Fischereihafen (RFH) war am Sonnabend (09.05.15) bereits zum vierten Mal geschichtsträchtiger Schauplatz des Traditionstreffens der DDR-Hochseefischer. Wo die Fangschiffe des Fischkombinats Rostock ihren Heimathafen hatten, kamen nahezu 10.000 ehemalige Kombinatsmitarbeiter, deren Ehepartner und viele Gäste zusammen, um Erinnerungen auszutauschen und die Geschichte der Fischwirtschaft in der Hansestadt lebendig zu halten. „Geschichte zu bewahren ist unser Anliegen“, hob Hermann Cziwerny von der Arbeitsgemeinschaft „Traditionspflege Fischkombinat Rostock“ hervor. Deutschlandweit, vor allem im Norden sowie in Sachsen und Thüringen, pflegten ca. 1000 einstige Hochseefischer ehrenamtlich dieses spezielle Kapitel der deutschen See-schifffahrt. Die Historie der Hochseefischerei reicht mittlerweile 65 Jahre zurück. 1950 wurde der volkseigene Betrieb Hochseefischerei Rostock gegründet. Im späteren Fischkombinat arbeiteten 8000 Menschen an Land sowie auf den 100 Fang- und Verarbeitungsschiffen.
Hermann Cziwerny verwies zudem auf die jüngste Vergangenheit des maritimen Standortes in Rostock-Marienehe. Nach 25 Jahren des Bestehens der Rostocker Fracht- und Fischerei-hafen GmbH könne das Unternehmen „eine positive Bilanz“ ziehen. Das Aus für das Fisch-kombinat nach der Wende in der DDR bedeutete nicht das Ende des Hafenstandortes. „Jährlich werden 500 Schiffe abgefertigt“, betonte RFH-Geschäftsführerin Gabriele Priebe. Im Kühlhaus des RFH, das in den 1960er Jahren errichtet wurde, würden regelmäßig bis zur 8000 Tonnen tiefgefrorene Fischware zwischengelagert, schlug die Hafenchefin einen Bogen zwischen vergangenen Zeiten und Gegenwart. Heutzutage ist der RFH ein Universalhafen, in dem Massen- und Stückgüter wie Getreide, Baustoffe, Bleche und zumeist Holz um-geschlagen werden. 2013/14 gingen mehr als eine Million Tonnen Güter über die Kaikante.
Die Kombinatsmitarbeiter und Gäste konnten sich bei „Betriebsrundfahrten“ im historischen Ikarus-Bus vom aktuellen Geschehen im Hafen ein Bild machen. Begleitet von einem viel-fältigen kulturellen, kulinarischen und maritimen Rahmenprogramm nutzten die Hochsee-fischer von damals vor allem das Wiedersehen mit einstigen Weggefährten, um über die gemeinsame Fahrenszeit zu plaudern und sich der entbehrungsreichen und harten Arbeit auf hoher See zu erinnern. Im Grußwort von Dr. Matthias Keller, Geschäftsführer des Bundes-verbandes Fischindustrie, erfuhren sie, dass noch neun deutsche Fang- und Verarbeitungs-schiffe im Einsatz sind. Die Fischindustrie beschäftigt bundesweit rund 45.000 Mitarbeiter.
Das Traditionstreffen der Hochseefischer wird seit 2008 getragen von regionalen Stamm-tischen, die in Rostock, Waren (Müritz), Güstrow sowie in Dresden und in den Ländern Thüringen und Bayern existieren. Die Organisatoren hatten für den diesjährigen „Tag der Begegnungen und Erlebnisse“ unter anderem Führungen im Traditionskabinett und „Open Ship“ auf dem Bundespolizei-Boot „Eschwege“, dem Hochseenotschlepper „Baltic“ und dem Schlepper „Petersdorf“ vorbereitet. Begonnen hatte das ganztägige Traditionstreffen gegen 10.00 Uhr mit einer Kranzniederlegung am Denkmal für die auf See gebliebenen Hochsee-fischer. Ihre Zahl wird auf ca. 50 beziffert.