Wittenburg – Im Rahmen des neuen Programmschwerpunkts „Meisterpianisten“ der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern konzertiert der russische Klassikstar Evgeni Koroliov am Freitag, den 28. August um 19.30 Uhr in der St-Bartholomäus-Kirche in Wittenburg. Auf dem Programm stehen das Italienische Konzert, die englische Suite Nr. 2 a-Moll und vier Kontrapunkte aus der „Kunst der Fuge“ von Bach sowie Schuberts Klaviersonate Nr. 20 A-Dur. Schon um 18 Uhr wird im Museum Mehlwelten ein Auftakt (Preis: 5 Euro) stattfinden, in dem die Pianistin Prof. Anna Vinnitskaya mit Intendant Dr. Markus Fein über Evegni Koroliov als Lehrer spricht.
Für die Veranstaltung gibt es noch Karten, telefonisch unter 0385 5918585, unter www. festspiele-mv.de, an den bekannten Vorverkaufskassen oder an der Tages- bzw. Abendkasse, die um 17.30 Uhr öffnet.
Den Anfang macht Bachs Italienisches Konzert F-Dur. Es ist eines der bekanntesten und beliebtesten Werke des Komponisten. Das Konzert stellt die beiden Manuale des Cembalos einander gegenüber und basiert dabei deutlich auf von Vivaldi entwickelten Elementen wie dem Ritornellthema, das nach und nach auf verschiedenen Stufen auftritt, und den dazwischenliegenden, geringstimmig begleiteten Solopartien. Die ganze Komposition kokettiert mit der Idee, sie sei ein Klavierauszug eines echten Orchesterwerks. Anschließend bringt der Ausnahmepianist Bachs ebenfalls für Cembalo geschriebene und recht virtuose englische Suite Nr. 2 zu Gehör. Die Suite beginnt, wie auch die übrigen fünf englischen Suiten, mit einem virtuosen Prélude genannten Präludium und lässt die vier Sätze folgen, die für eine Suite für ein Tasteninstrument typisch sind: Allemande, Courante, Sarabande und Gigue.
Vor dem Schlusssatz wird noch eine Bourrée eingefügt, der ein Trio in der Varianttonart umschließt. Weiter bringt der Ausnahmepianist vier Kontrapunkte aus dem Werk „Kunst der Fuge“ zum Klingen, das ohne Angaben zur Instrumentation und Satzfolge eine Herausforderung für jeden Interpreten darstellt. Der russische Pianist begeistert immer wieder mit seiner plastischen und gleichzeitig eindringlichen Darbietung dieses Werks. Mit Schuberts Klaviersonate Nr. 20 klingt der Abend aus. Das Werk zeichnet eine große Lebensfreude aus. Sanglich – liedhaft – klingt sie nach dem wuchtigen Akkordbeginn. Melancholisch und leidenschaftlich im zweiten Satz. Der Ländler im Scherzo gehört rhythmisch in die Biedermeier-Welt, in der wir heute Schubert sehen, mit seinen kontrapunktischen Raffinessen und satztechnischen Effekten für die linke Hand aber auch in jene Trickkiste, aus der Schubert seine ebenso einfache wie erstaunliche Wirkung erzielt. Den Schluss der Sonate bildet ein Rondosatz.
Evgeni Koroliov, 1949 in Moskau geboren, ist zweifellos eine herausragende Erscheinung der internationalen Klavierszene. Im Repertoire von Koroliov, das vom Barock über die Impressionisten bis hin zu Messiaen und Ligeti reicht, nehmen die Werke Bachs eine Sonderstellung ein. Seit 1978 lebt Evgeni Koroliov in Hamburg, wo er bis 2015 Professor an der Hochschule für Musik und Theater war. Er selbst war Student des legendären Tschaikowsky-Konservatoriums in Moskau. Zu seinen Lehrern zählten Heinrich Neuhaus, Maria Judina, Lew Oborin und Lew Naumow. Er war Preisträger der Bach-Wettbewerbe in Leipzig und Toronto und gewann 1977 den „Grand Prix“ des Clara-Haskil-Wettbewerbs. Mit Recitals ist Koroliov in vielen der wichtigsten Konzerthäuser Europas aufgetreten: Concertgebouw Amsterdam, Teatro Olimpico Rom, Gulbenkian Stiftung Lissabon, Palais des Beaux Arts Brüssel, Konzerthaus Berlin, Laeiszhalle Hamburg und Münchner Herkulessaal. Er war zu Gast bei renommierten Festivals wie Salzburger Festspiele, Carintischer Sommer, Chopin Festival Warschau, Settembre Musica in Turin, La Roque d’Anthéron, Rheingau Musikfestival, Musikfest Stuttgart, Ludwigsburg Festspiele und Schleswig-Holstein Musik Festival. In der Saison 2008/09 war er „Artist in Residence“ der Duisburger Philharmoniker. Mit Helmuth Rilling und dem Bach-Collegium Stuttgart spielte Evgeni Koroliov 2011 Klavierkonzerte von Bach auf einer Deutschland-Tournee. Mozart Klavierkonzerte standen 2012 auf dem Programm mit dem Orchester des Mariinsky-Theaters in St. Petersburg unter der Leitung von Valery Gergiev.
Mehrfach konzertierte Koroliov zuletzt mit Gidon Kremers Kremerata Baltica. Im Herbst 2014 war Koroliov mit Bachs „Kunst der Fuge“ im Klavierzyklus der Berliner Philharmoniker zu erleben. Engagements in der Saison 2015-16 führen ihn unter anderem zur Bachwoche Ansbach, zu den Schwetzinger Festspielen, in die Liszt Akademie Budapest, den Palau de la Música Barcelona, ins Konzerthaus Wien und das Théâtre des Champs-Elysées Paris. Zu den Kammermusik-Partnern von Evgeni Koroliov gehören Natalia Gutman, Mischa Maisky, das Keller Quartett und das Pražák Quartett. Regelmäßig spielt Koroliov im Duo mit Ljupka Hadzigeorgieva. CD Einspielungen von Evgeni Koroliov sind bei TACET, Hänssler Classic, Profil Edition und dem Label des Hessischen Rundfunks hr.klassik erschienen. Die „Goldberg-Variationen“ wurden von EuroArts auf DVD veröffentlicht, ein Mitschnitt vom Bachfest Leipzig 2008. Seine CDs wurden mehrfach ausgezeichnet; zuletzt erhielt er den „Preis der Deutschen Schallplattenkritik“ für die Einspielung von Bachwerken für Klavier solo und Klavierduo mit Ljupka Hadzigeorgieva und 2015 den Solisten-Preis bei den International Classical Music Awards (ICMA) für seine jüngste Schubert CD.
Nördlich vom Marktplatz erhebt sich die St. Bartholomäus Kirche. Es handelt sich um eine dreischiffige und dreijochige Hallenkirche aus Backstein. Um 1240 errichtet, wurde sie dem heiligen St. Bartholomäus geweiht. An ihrem Äußeren sind spätromanische Schmuckformen zu erkennen (z.B. Ecklisenen und Rundbogenfriese). Die Kirche ist ein Bau aus der Übergangszeit von der Romanik zur Gotik. In das dreischiffige Langhaus der Hallenkirche war im Westen der durch einen Brand von 1657 nur bis unter das Kirchendach erhalten gebliebene Kirchturm integriert. Der heutige Kirchturm wurde erst 1907/1908 an der Westseite errichtet und hat eine Höhe von 65 Metern. Im Osten schließt sich der einschiffige Rechteckchor an. An der Nord- und Südseite wurden in der Zeit der Gotik (14./15. Jh.) Anbauten errichtet, von denen nur noch der südliche erhalten blieb. Sein zum Marktplatz weisender Giebel wird von einer Maßwerkrosette geziert. Im Inneren findet man ein Kruzifix an der Südseite des Durchgangsbogens zum Chorraum, welches noch vom vorhergehenden neugotischen Altar stammt.
Der ursprünglich im Chorraum befindliche Altaraufbau wurde 1953 entfernt und durch einen Schnitzaltar von 1470/1480 ersetzt. Im Mittelschrein die Marienkrönung und die vier Heiligen (Dionysis von Paris, Jacobus der Ältere, Antonius und Matthäus) und in den Seitenflügeln die Darstellung der 12 Apostel. Bei dieser Arbeit handelt es sich um ein Werk eines unbekannten, wohl mecklenburgischen Meisters. Die Flügelaußenseiten sind mit Passionsgemälden aus dem späten 17. Jahrhundert versehen. Nach Umbauarbeiten kam dieser Schnitzaltar von der Hagenower Gemeinde im Tausch gegen eine Glocke. Die Kanzel – ein Werk der Renaissance – stammt aus dem Jahr 1666. Der Kanzelkorb ist mit Weinlaubsäulen und Schnitzfiguren der vier Evangelisten verziert. Auf dem Schalldeckel Christus mit der Siegesfahne. Die Orgel, 1848 vom Orgelbaumeister Friedrich Wilhelm Winzer (1811-1886) erbaut, befand sich ursprünglich an der Ostwand des Chores, hinter dem Altar. Dazu wurde die Fenstergruppe an der Ostwand vermauert. Erst 1937 wurde die Winzer Orgel durch den Orgelbaumeister Runge auf die gegenüberliegende Westempore versetzt. Sie wurde zwischen 1995-1997 durch die Firma Schuke restauriert.