Rostock – Früher als erwartet gab es großen Grund zur Freude im Wisentgehege. Jungbulle Wilson, erst seit einem Jahr in Rostock, erlebte zusammen mit seiner Tisnelda eine Premiere. Am Kindertag, am 1. Juni, wurde ein kleines Wisentmädchen geboren. Nun haben die langjährigen Paten, Familie Stein aus Rostock, und Familie Schmidt, die sich an der öffentlichen Namenssuche beteiligt hat, den jüngsten Nachwuchs von Tisnelda und Wilson auf den Namen Willow getauft.
Marketingchef René Gottschalk bedankte sich bei den Tierpaten für ihr langjähriges Engagement für die stark bedrohte Tierart. „Alle unsere Tierpaten, insgesamt rund 200 Privatpersonen und Unternehmen, leisten viel für den aktiven Natur- und Artenschutz“, hob René Gottschalk hervor.
Eine Spielgefährtin für Walli
Unter vielen Vorschlägen hat sich letztendlich der Name Willow für die Tochter von Tisnelda und Wilson durchgesetzt. Der Name kommt aus dem altenglischen und ist nach der Weide benannt. Der Baum steht in der keltischen Mythologie für den Zauber, daher wird der Name auch mit „die Zauberhafte“ übersetzt. Mutter ist die am 7. Juni 2011 im Tierpark Berlin geborenen „Tisnelda“. Sie kam im Mai 2012 aus Berlin in den Rostocker Zoo. „Für Tisnelda ist es das erste Jungtier. Sie kümmert sich prima um ihr Kleines“, betonte Kuratorin Antje Zimmermann. Vater ist der erst im letzten Jahr aus dem Tierpark Neumünster an die Küste gekommene und im Juni 2016 von Innenminister Lorenz Caffier getaufte Bulle „Wilson“. Er wird am 6. August 3 Jahre alt. „Willow hat sich inzwischen prächtig entwickelt. Die Tierpfleger schätzen das Gewicht auf ca.40 kg. Momentan ernährt sich die Kleine noch von Muttermilch. Mit ca. drei Monaten wird sie versuchen, die erste feste Nahrung zu sich zu nehmen, in einem halben Jahr wird sie dann wie die erwachsenen Tiere der Herde Heu, Grünfutter und Äste fressen“, so Antje Zimmermann. Die stattlichen Wisente ernähren sich rein pflanzlich.
Zur Gruppe um Nesthäkchen Willow auf der Wisentanlage im neuen Teil des Zoos gehören neben Tisnelda und Wilson auch noch Gerda (7) und die „Rostockerin“ Wabe (21) sowie die 2015 geborene Walli (1), die am 25. Juli ihren 2. Geburtstag feiert. Walli war 2015 der erste Wisent-Nachwuchs nach sieben Jahren im Rostocker Zoo. Eltern sind und die 2010 im Tierpark Hirschfeld geborene Gerda und der verstorbene Wisentbulle Wilkos. Seit 1960 gibt es Wisente im Zoo Rostock.
Gelebter Artenschutz
Das „Wildtier des Jahres 2014“ ist ein klassisches Beispiel für die Arterhaltungserfolge der Zoologischen Gärten. Denn eigentlich waren die Wildrinder in freier Natur schon ausgestorben. 1952 wurden die ersten Wisente aus mehreren Zoos im polnischen Urwald von Białowieża wieder der freien Natur überlassen. Heute gibt es ca. 3.600 freilebende Wisente in sechs Ländern – in Polen, der Ukraine, Weißrussland, Russland und Litauen und auch eine kleine Herde in Deutschland, im südwestfälischen Rothaargebirge. Auch der Rostocker Zoo hat sich an dem deutschen Auswilderungsprogramm beteiligt. Zum Schutz der Wisente arbeiten allein in Deutschland vier Regionalzentren, die Ansprechpartner für die ca. 80 Wisenthalter in Deutschland sind und deren Ziel die Qualitätssteigerung der Wisenterhaltungszucht ist. Der Wisent gilt in Europa als das größte Landsäugetier. Ausgewachsene Bullen können bis zu 1.000 Kilogramm auf die Waage bringen. Die Lebenserwartung liegt bei durchschnittlich 20 Jahren.