Rostock – Den frühen Morgen des 24. Oktobers werden die Tierpfleger wohl nie vergessen. An dem Tag entdeckten sie den ersten Nachwuchs bei den Zwergflusspferden. Allerdings musste sich Mama Nimba zunächst an ihre neue Rolle gewöhnen und verbrachte die ersten Wochen sehr viel Zeit hinter den Kulissen des Innengeheges. Mittlerweile ist das Jungtier, ein Mädchen, jedoch schon rege mit seiner Mutter unterwegs und hat die Herzen der Tierpfleger im Sturm erobert.
„Das Zwergflusspferdbaby entwickelt sich prima. Es wächst und gedeiht sehr gut. Inzwischen halten sich Mutter und Jungtier auch immer mal wieder längere Zeit im Wasser auf“, freute sich Zookuratorin Antje Angeli. Daher sucht der Zoo jetzt auch einen passenden Namen für das Zwergflusspferdmädchen. Zur Auswahl stehen Naija, nigerianisch für „die Stolze“, und Taya für „ruhiger Fluss“ sowie eine Eigenkreation als Hommage an Papa Onong, nämlich Onari.
Erste Tauchgänge schon absolviert
Der Tag beginnt morgens meistens mit einer gemeinsamen Dusche von Mutter und Jungtier durch die Tierpfleger. Aktiv sind die Zwei vor allem morgens und am späten Nachmittag. Dann können die beiden zusammen im Wasser beobachtet werden. Die Kleine genießt die Zeit im Becken und übt sich bereits im Tauchen. Sie ruhen aber auch viele Stunden im Stroh in ihrer Box im Backstagebereich oder manchmal auch im Wasser. Nimbas Mädchen bringt schon mehr als zehn Kilogramm auf die Waage. Wenn die Mutter frisst, fängt auch das Jungtier an, ein wenig vom Futter zu probieren. Nur selten lässt Nimba ihr Baby in ihrer Box allein und geht ihrer Wege. Schon beim ersten Laut des Babys ist Nimba sofort zur Stelle. Aber auch Nimba ruft manchmal nach der Kleinen und fordert sie auf, ihr zu folgen. „Das ist das, worauf wir hingearbeitet haben. Wir freuen uns über diesen Zuchterfolg, insbesondere, weil es sich um eine bedrohte Tierart handelt“, betonte Tierpfleger Maik Schinköth.
Papa Onong genießt derweil die milden Temperaturen und ist fast den ganzen Tag auf der Außenanlage unterwegs. Ab und zu versucht er durch die Absperrung zwischen den Gehegen im Zwergflusspferdhaus einen Blick zu erhaschen. Doch sobald Nimba das mitbekommt, startet sie zum Scheinangriff und verteidigt ihr Baby. Auch in der freien Natur ist der Vater nicht an der Aufzucht beteiligt.
Zwergflusspferde vom Aussterben bedroht
In freier Wildbahn leben schätzungsweise noch zwischen 2.000 und 3.000 Tiere. Die Heimat der laut Weltnaturschutzunion IUCN stark bedrohten Tierart liegt hauptsächlich im westlichen Afrika, in Liberia, Elfenbeinküste, Sierra Leone und Guinea. Ihr Lebensraum ist in den Sümpfen und an den Flussläufen des Regenwaldes zu finden. Teilweise ist in afrikanischen Kriegsgebieten keine Bestandserfassung möglich, so dass es keine aktuellen Zahlen gibt. Die Hauptbedrohung stellt die Abholzung des Regenwaldes, die Jagd und Verfolgung durch die Menschen, aber auch die Wasserverschmutzung durch Öl dar.
Weltweit werden in 145 zoologischen Einrichtungen 417 Zwergflusspferde gehalten. Das Halten der Zwergflusspferde in Europa erfolgt in enger Abstimmung mit dem Europäischen Erhaltungszuchtprogramm (EEP). Die Population des Europäischen Erhaltungszuchtprogrammes umfasst aktuell 142 Zwergflusspferde, 56 Männchen und 86 Weibchen, jetzt drei davon im Zoo Rostock.
Abstimmen im Internet
Bis Ende Novemberbesteht die Möglichkeit, im Internet über seinen Namensfavoriten abzustimmen. Auf der Zooseite www.zoo-rostock.de stehen die drei Vorschläge der Tierpfleger – Naija, Taya oder Onari – zur Wahl.
Coronabedingt darf das Zwergflusspferdhaus gegenwärtig nicht besucht werden. Durch die Scheibe kann man aber hin und wieder das Mutter-Tochter-Gespann entdecken. Auch über Videos und Fotos auf der Tierkinder-Zooseite können die ersten Lebenswochen des Minihippos im Zoo Rostock nachverfolgt werden.