Stralsund – Greenpeace-Aktivisten demonstrierten im Juni mit toten Schweinswalen in durchsichtigen Särgen vor dem Verbraucherschutzministerium in Berlin. Von der auch für den Walschutz verantwortlichen Ministerin Ilse Aigner (CSU) forderten sie, die bedrohten Schweinswale in Nord- und Ostsee besser zu schützen. Am 28. August steht der kleine Tümmler im Mittelpunkt der Vortragsreihe „Greenpeace und das Meer“ im Ozeaneum in Stralsund. Über das Leben der einzigen heimischen Walart berichtet Lothar Hennemann, ehrenamtlicher Mitarbeiter aus Hamburg.
Auf der Nordseeinsel Sylt lässt der Schweinswal sich vom Strand aus sichten, manchmal mischt er sich sogar unter die Badenden. Doch die kleinen Tümmler sterben hundertfach, in der Ostsee kämpfen sie ums Überleben. „Es ist fünf vor zwölf. Die Politik muss endlich handeln. Echte Schutzgebiete müssen her, sonst stirbt unser einziger heimischer Wal vor unseren Augen aus!“, so Hennemann. Östlich von Rostock in der zentralen Ostsee gibt es Schätzungen zufolge nur noch wenige Hundert Tiere.
Vor allem Stellnetze werden zur tödlichen Falle für die Schweinswale. Die nur 1,50 Meter kleinen Tiere verfangen sich in ihren Maschen, können zum Atmen nicht mehr an die Oberfläche und ertrinken qualvoll. Gifte im Meer und scheinbar harmloser Plastikabfall, den die Tiere mit Nahrung verwechseln, setzen ihnen schwer zu. Lärm von Schiffsmotoren, Ölplattformen, Sprengungen oder Windenergie-Baustellen ohne geeigneten Schallschutz stören ihre Orientierung.
Mehr Schutz für Schweinswale
In der Nordsee gilt das Sylter Außenriff als Kinderstube der Schweinswale und ist deswegen als NATURA 2000-Gebiet ausgewiesen – doch auch hier müssen die kleinsten Wale vor Deutschlands Küsten um ihr Leben fürchten. Denn noch immer ist das Gebiet nicht wirklich geschützt. Greenpeace-Aktivisten versenkten in den Sommern 2008 und 2011 dort mehr als 300 Natursteine, um das Gebiet endlich zu schützen. Ein voller Erfolg für die Umwelt, wie Greenpeace-Taucher feststellten: Die Felsen sind von zahlreichen Tieren und Pflanzen besiedelt und zwischen ihnen fanden sich keine Spuren von Fischerei.
Zum Schutz der Wale fordert Greenpeace eine konsequente Reform der Europäischen Fischereipolitik (GFP), ein Netzwerk großflächiger Meeresschutzgebiete, schonende Fischereimethoden ohne Beifang und Maßnahmen gegen die Verschmutzung der Meere. Termin: Lothar Hennemann – „Klein, grau, gefährdet – der Schweinswal“ Mittwoch, 28. August, 12 und 15 Uhr im Kinosaal der Ausstellung „1:1 Riesen der Meere“. Die Teilnahme ist kostenlos.