Hattersheim/Pfullingen – Schon bald soll es auf Rumäniens Straßen keinen einzigen frei laufenden Hund mehr geben. So der aktuell in eine Notfall-Verordnung gegossene Wille von Rumäniens Präsident Traian Băsescu. Seit Tagen gleicht Rumänien daher einem Schlachtfeld. Die Gegner könnten aber ungleicher nicht sein: Auf der einen Seite vom Staat legitimierte Hundefänger sowie aufgebrachte Bevölkerungsteile. Auf der anderen Seite wehrlose Straßenhunde. Rund 65.000 davon gab es allein in Bukarest noch vor wenigen Wochen, inzwischen wurden Tausende von ihnen getötet.
Auslöser des bislang beispiellosen Massenmords an Tieren ist der Tod eines 4-Jährigen. Der Junge sei Berichten zufolge unbeaufsichtigt in einem Bukarester Park auf eine angrenzende Brachfläche gelaufen und dort von einem Hund getötet worden. Wie das Magazin Focus in seiner Online-Ausgabe vom 11. September berichtet, gibt es inzwischen Zweifel daran, ob tatsächlich die Hunde für den Tod des Kindes verantwortlich sind. „Der gewaltsame Tod des Jungen ist schrecklich. Diese Nachricht hat uns zutiefst betroffen gemacht“, betont Philip McCreight von TASSO. „Dass die Streunerproblematik im Land nach wie vor aktuell ist, liegt jedoch allein in der Verantwortung der rumänischen Politiker. Es bedarf flächendeckender Kastrationsaktionen, um eine dauerhafte Reduktion der Straßenhunde-Population zu erreichen. Die jetzt geplante, sinnlose Tötung wehrloser Tiere ist ethisch nicht vertretbar und widerspricht unserem europäischen Wertesystem.“
Zusammen mit dem Bund gegen Missbrauch der Tiere e.V. (bmt) will die Tierschutzorganisation TASSO über eine Online-Petition dem Massaker ein Ende bereiten. Mehr als 30.000 Stimmen sind innerhalb von drei Tagen abgegeben worden, täglich kommen Tausende dazu. TASSO und bmt kämpfen nun erneut für das Leben rumänischer Straßenhunde. „Zehntausende Hunde wurden von Tierschützern in den vergangenen Jahren bereits eingefangen, kastriert und die friedlichen Tiere in ihrem Revier wieder freigelassen. Zudem wurden auch viele Besitzerhunde kastriert, um den Zustrom auf die Straßen zu stoppen.“, schildert Petra Zipp vom Bund gegen Missbrauch der Tiere den Lösungsansatz der Tierschützer, der sich in der Vergangenheit bewährt hat.
Die beiden Tierschutzorganisationen engagieren sich nicht allein gegen die staatliche Willkür Rumäniens. Neben Millionen Tierschützern appelliert auch die „Intergroup on the Welfare and Conservation of Animals“ des EU-Parlaments an Präsident Băsescu, die Abschlachtung der Hunde sofort einzustellen. Philip McCreight von TASSO sagt: „Wer sich nicht wehrt, hat schließlich schon verloren. Schlimm ist aber, dass die rumänische Bevölkerung kaum etwas für den Schutz der Hunde tun kann, denn die Straßenhunde sind für die Hundefängermafia mittlerweile zu einem lukrativen Geschäft geworden.“