Pinnow – „Vor langer, langer Zeit, da war in einer stockfinsteren Nacht ganz plötzlich ein Rauschen und ein Heulen in der Luft, dass viele der Pinnower und Petersberger Bauern erschrocken aus ihren Betten fuhren. Einige von ihnen liefen vor die Türen ihrer Häuser, um zu sehen, was denn da geschah. Und was sie da sahen, das sollten sie ihren Lebtag nicht vergessen ..:“ – mit dieser geradezu dramatischen Szene beginnt die jüngste Neuerscheinung der in Godern bei Schwerin ansässigen EDITION digital.
Im Auftrag der Gemeinde Pinnow, zu der Godern seit 2012 gehört, hat der Verlag jetzt unter dem Titel „Als ein Schinken vom Himmel fiel“ Sagen aus Pinnow und aus der Nachbarschaft veröffentlicht. Die insgesamt 21 Texte aus Pinnow und Godern, Raben Steinfeld, Consrade, Plate und Peckatel, aber auch aus Zietlitz und Sukow sowie Gädebehn und Augustenhof werden von Herbert Remmel nacherzählt, ausgedeutet und erläutert. So macht Remmel bei den Pinnower Sagen auf eine über Jahrhunderte währende verkehrstechnische Besonderheit des Ortes mit literarischen Folgen aufmerksam: „Dass nämlich, bis zum Bau des Paulsdammes Mitte des 19. Jahrhunderts, die bedeutsamste West-Ost-Verbindung von Schwerin nach Sternberg, Rostock, Güstrow und weiter in die pommerschen Hansestädte über Pinnow führte. In den beiden Dorfkrügen in Pinnow und in Petersberg, beide ausgestattet mit der Gerechtigkeit des „Herbergierens“, trafen Reisende aus nahezu allen deutschen Ländern zusammen und mit ihnen Sagenerzählungen, deren Themen von den Pinnowern wohl gerne aufgenommen und auf lokale Geschehnisse übertragen, sagenhaft weiter erzählt wurden.“ Zu erfahren ist auch, wieso das Schweriner Petermännchen eigentlich im Pinnower Petersberg zu Hause ist und was das alles mit dem freundlichen und friedliebenden Volk d er Unterirdischen zu tun hat. Das mit fantasievollen Miniaturen der Schweriner Künstlerin Ines Höfs ausgestattete Sagen-Büchlein ist unter edition-digital.de sowie im stationären und Online-Buchhandel zu haben, natürlich auch als E-Book.
Herbert Remmel wurde 1936 in Köln in einer Arbeiterfamilie geboren und 1942 nach Hindenburg (Zabrze) in Oberschlesien evakuiert, wo er auch zur Schule kam. Danach besuchte er die Volksschule in Köln, wo die Familie 1943 ausgebombt wurde. Ende 1944 wurden sie nach Sachsen-Anhalt zwangsevakuiert. Von 1946 bis 1949 hielt er sich dank einer Kinderhilfsaktion der Irischen Rotkreuz-Gesellschaft in Irland auf. Dieser Lebensabschnitt ist Gegenstand seines 2016 bei der EDITION digital erschienenen Buches „Von Köln nach Ballinlough. Eine deutsch-irische Nachkriegskindheit“. Zurück in Deutschland beendete er in Köln die Volksschule mit der 8. Klasse und wurde Grauguss- Former. 1956 übersiedelte er in die DDR und arbeitete zunächst in Leipzig ebenfalls als Former. Zwischen 1957 und 1961 leistete er freiwillig Dienst in der NVA, studierte bis 1965 an der Pädagogischen Hochschule Leipzig Deutsch und Geschichte und war danach Lehrer an der Polytechnischen Oberschule Bergfelde bei Berlin. 1967 zog er nach Schwerin um, wo er in der Erwachsenenbildung tätig war. Von 1967 bis 1970 absolvierte er ein Philosophie-Fernstudium an der Uni Greifswald. Von 1990 bis 1998 war er Journalist bei der „Schweriner Volkszeitung“. Er ist verheiratet und Vater zweier Kinder. Seine Tochter, Jahrgang 1967, verstarb 2015. Herbert Remmel lebt seit 1998 in Pinnow und ist dort auch als engagierter Ortschronist aktiv.