Rostock – Seit Ende Oktober lebt wieder ein Beo-Pärchen im Zoo Rostock. Beo-Dame Lilah war vorübergehend ins Beo-Dating-Center im Vogelpark Marlow umgezogen, um einen geeigneten Partner zu finden. Die monogam lebenden Beos sind sehr anspruchsvoll bei der Wahl ihres dauerhaften Lebensgefährten. Deshalb ist es selbst für erfahrene Zoos eine Herausforderung, die intelligenten Vögel nachzuzüchten. Doch jetzt hat es offensichtlich gefunkt.
Der Mittelbeo (Gracula religiosa intermedia) ist eine Vogelart, die zur Familie der Stare gehört. Die schwarzen Vögel mit dem gelben Kopfschmuck und orangefarbenen Schnabel, die bis zu 28 cm groß werden, leben in Südost-Asien, vor allem in Thailand, Vietnam und Kambodscha. Doch ihr erstaunliches Talent, Stimmen zu imitieren, wurde den Beos zum Verhängnis. Sie sind weltweit und besonders im asiatischen Raum als beliebte und vielgehandelte Vogelart bekannt, was ihnen ein einsames Leben in meist kleinen Käfigen beschert. Dazu sind diese Waldvögel von intakten Lebensräumen und vor allem von alten Bäumen mit Nesthöhlen abhängig, die leider vielerorts abgeholzt werden, was die Bestände zusätzlich dezimiert. Somit stehen einige Beoarten heute kurz vor der Ausrottung durch den Menschen. Vor zwei Jahren wurde der Beo deshalb zum „Zootier des Jahres 2020“ gekürt, um auf diese fatale Entwicklung aufmerksam zu machen.
Erfolg im Beo-Dating-Center – schon sechs Pärchen zusammengebracht
Im Zuge der „Zootier des Jahres“-Kampagne wurde im Vogelpark Marlow ein Zentrum für die Beo-Partnervermittlung, ein „Beo-Dating-Center“, aufgebaut. „Die Zusammenstellung harmonierender Paare erfordert ein fundiertes Fachwissen, eine größere Auswahl an geeigneten Individuen und mehrere Gehege, in denen sich die neu gefundenen Paare zurückziehen können“, erläuterte der Projektleiter im Vogelpark Marlow und Vogelkurator des Rostocker Zoos, Simon Bruslund. „Im Vogelpark Marlow wird auch das Europäische Erhaltungszuchtprogramm (EEP) für Beos koordiniert. Es ist also der ideale Ort, um unverpaarten Beos die Chance zu bieten, ihre ‚große Liebe‘ zu finden. Die so entstandenen Paare werden an die teilnehmenden Zoos übergeben und sorgen dann als Brutpaare hoffentlich für mehr Beo-Nachwuchs, damit sich die Bestände in Zoologischen Gärten erholen können.“
Im Vogelpark Marlow warten derzeit sechs Beos der Unterart Mittelbeo auf ihren Traumpartner. „Seit 2020 konnten wir sechs Paare vermitteln, wobei die Hälfte auch schon für Nachwuchs gesorgt hat. In diesem Jahr haben Beos in vier verschiedenen Europäischen Zoos erfolgreich gebrütet, Spitzenreiter war der Zoo Basel mit fünf Jungtieren. In Mecklenburg-Vorpommern gibt es nur in Marlow und nun auch in Rostock wieder Beos.“
Die Rostocker Beo-Dame „Lilah“ ist mit ihrem Auserwählten, noch namenlosen Beo-Mann, wieder in den Regenwaldpavillon eingezogen. Der Auserkorene ist ein fünf Jahre altes Männchen aus dem dänischen Glad Zoo. Nachdem die zweijährige Lilah eine Reihe von Beo-Anwärtern ausgeschlagen hatte, schien es hier schnell gefunkt zu haben. „Für Tierpfleger Marc Walte aus dem Vogelpark Marlow war dies das erste Paar, das er selbst erfolgreich zusammengebracht hat. Da stecken viel Herzblut und monatelange Geduld dahinter. Er wird sicher wie viele andere Beteiligte das deutsch-dänische Pärchen weiter im Blick behalten“, so der Vogelkurator.