Schwerin – Sie kann es immer noch nicht fassen. Ihr Sohn Steffen (Foto) ist nach 9 Monaten aus dem Wachkoma aufgewacht. „Sein erstes Wort war `Hunger´“, erzählt Ursula Dahl (Foto) und ringt mit den Tränen. „Es war wie ein Wunder. Nach so vielen Monaten zwischen Leben und Tod und ohne Kommunikation, wacht er auf und kann wieder reden und schlucken.“ Sein erster Wunsch: einen Döner essen! Kurz vor Weihnachten 2013 passierte es.
Am 15. Dezember wird der damals 32jährige Steffen Dahl im Westerwald unverschuldet in einen Autounfall verwickelt. Er hat ein schweres Hirn-Schädeltrauma, die Lunge versagt und er fällt ins Wachkoma. Das überlebt nur einer von 10.000. Es ist für alle ein Schock. Weit weg von zuhause wird er vier Monate lang in einer Klinik bei Koblenz behandelt. Seine Eltern reden mit Ärzten, arbeiten sich durch den Dschungel an Fragen und Finanzierungschancen. Immer angetrieben von der quälenden Sorge: Wird Steffen wieder aufwachen? Im April 2014 wird er nach Schwerin-Leezen in die Früh-Reha verlegt. Keiner weiß, wie lange sein Zustand zwischen Leben und Tod anhält. Ursula, 64, und Hans, 70, Dahl müssen deshalb weiter nach erfahrenen Kräften suchen, die sich mit Wachkomapatienten auskennen und Steffen langfristig ganzheitlich betreuen.
„Wir waren so froh, Frau Witt kennenzulernen“, strahlt Ursula Dahl und man merkt ihr an, dass sie bei SOZIUS das gefunden hat, was sie suchte: Vertrauen und das Gefühl loslassen zu können: „Hier im Haus am Grünen Tal ging man auf unseren Sohn und uns ein uns ein.“ Das genau ist die Stärke der SOZIUS-Einrichtung. Als Steffen vor einem Jahr nach Schwerin kam, war eine Kontaktaufnahme nicht möglich, seine Augen waren permanent geschlossen und die Körperkontrolle unmöglich. Auch schlucken konnte er nicht. In diesem Zustand begann die liebevolle Pflege, die medizinische Betreuung, die logopädische, ergotherapeutische und musiktherapeutische Behandlung. Mehrfach erhielt Steffen ein Snoozel-Bad. „Das regt die Wahrnehmung und besonders das Wohlfühlempfinden an“, erklärt Jane Witt, Einrichtungsleiterin der „Fachpflege für Wachkoma und Beatmung“. „Ein Wachkomapatient ist unser `Baby´.
Er spricht nicht mit uns, aber wir spüren seine Reaktionen und wir stellen uns mit unserer Therapie ganz auf sein Entwicklungstempo ein.“ Und dann das Wunder: „Wir waren wie im Ausnahmezustand, als dann Steffen von einer Sekunde auf die andere aufwachte – nach 9 Monaten! Seine zweite Geburt! Am 8. September 2014“, erzählt Jane Witt weiter und nicht nur ihr kommen dabei die Tränen.
Es ist unglaublich und einmalig, was sie alle zusammen geschafft haben: Aufgewacht aus dem Wachkoma! Seitdem wird fleißig trainiert. Steffen kann sich mittlerweile bewegen, den Körper teilweise kontrollieren, liegt längst nicht mehr nur im Bett, steht im Stehtisch aufrecht und plant schon den nächsten Schritt: den „Umzug“ in den Aktivrollstuhl! Und: Er kann seine Mutter mit seiner rechten Körperhälfte in den Arm nehmen und ihr Blumen zur Begrüßung im Foyer schenken. Wer hätte das vor 15 Monaten gedacht, als alles mit diesem schrecklichen Unfall begann?