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92.000 Beschäftigte in Mecklenburg-Vorpommern dopen sich für den Job

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Schwerin – Hirndoping im Job: 92.000 Beschäftigte in Mecklenburg-Vorpommern haben schon einmal verschreibungs-pflichtige Medikamente genutzt, um am Arbeitsplatz leistungsfähiger zu sein oder Stress abzubauen. Das geht aus dem aktuellen DAK-Gesundheitsreport 2015 hervor. Die Studie zeigt auch die Entwicklung der Fehlzeiten bei den psychischen Erkrankungen. Sie nahmen im vergangenen Jahr um zehn Prozent zu. Seelenleiden waren damit die zweithäufigste Ursache für Fehltage in Mecklenburg-Vorpommern. Insgesamt sank der Krankenstand leicht auf 4,8 Prozent. Er lag damit deutlich über dem Bundesdurchschnitt von 3,9 Prozent.

Für die repräsentative Studie wertete das IGES Institut die Fehlzeiten aller erwerbstätigen DAK-Mitglieder in Mecklenburg-Vorpommern aus. Es wurden zudem Arzneimitteldaten der Kasse analysiert und bundesweit mehr als 5.000 Beschäftigte im Alter von 20 bis 50 Jahren befragt. Demnach haben sich 7,0 Prozent der Berufstätigen in Mecklenburg-Vorpommern und den angrenzenden Bundesländern schon einmal gedopt – mit Dunkelziffer sogar bis zu 12,5 Prozent. Hochgerechnet auf die Erwerbstätigen in Mecklenburg-Vorpommern sind das 92.000 Menschen, die schon einmal leistungssteigernde oder stimmungsaufhellende Medikamente geschluckt haben. Derzeit betreiben etwa 14.000 der Erwerbstätigen in Mecklenburg-Vorpommern regelmäßig und gezielt Hirndoping. „Auch wenn Doping im Job noch kein Massenphänomen ist, sind diese Ergebnisse ein Alarmsignal“, warnt Regina Schulz, Landeschefin der DAK-Gesundheit in Mecklenburg-Vorpommern. „Damit die Beschäftigten auch bei Leistungsdruck langfristig gesund bleiben, ist Aufklärung wichtig. Suchtgefahren und Nebenwirkungen des Hirndopings sind nicht zu unterschätzen.“

Grauzone bei den Verordnungen

70 Prozent der Menschen in Mecklenburg-Vorpommern kennen den vermeintlichen Nutzen des Hirndopings. Häufig werden dafür Betablocker und Antidepressiva eingesetzt, aber auch Wachmacher und ADHS-Pillen – Medikamente also, die eigentlich zur Behandlung von Krankheiten eingesetzt werden. In Mecklenburg-Vorpommern stieg zum Beispiel die Zahl der DAK-Versicherten, die von ihrem Arzt eine Methylphenidat-Verordnung (Ritalin) hatten, von 2011 bis 2013 um 28 Prozent an. Methylphenidat ist zur Therapie von Aufmerksamkeitsstörungen zugelassen. Fast ein Viertel (23,5 Prozent) der DAK-Versicherten bekam dieses Medikament, ohne dass die Kasse in den Behandlungsdaten Hinweise auf ADHS finden konnte. Beim Antidepressivum Fluoxetin stiegen die Verordnungen im gleichen Zeitraum um 43 Prozent, doch rund fünf Prozent der Rezepte blieben ohne nachvollziehbare Diagnose. „Die Ergebnisse unseres Reports zeigen, dass es eine Grauzone bei den Verordnungen gibt. Wir vermuten, dass aus dieser Grauzone ein Teil der zur Leistungssteigerung missbrauchten Medikamente stammt“, sagt Schulz.

Männer wollen mehr Leistung

Auslöser für den Griff zur Pille sind meist hoher Leistungsdruck sowie Stress und Überlastung. Männer greifen eher zu leistungssteigernden Mitteln, Frauen nehmen häufiger stimmungsaufhellende Medikamente ein. Entgegen der landläufigen Meinung sind es nicht primär Führungskräfte oder Kreative, die sich mit Medikamenten zu Höchstleistungen pushen wollen. Der DAK-Report zeigt, dass vor allem Erwerbstätige mit einfachen Jobs gefährdet sind. Auch Beschäftigte mit einem unsicheren Arbeitsplatz haben ein erhöhtes Doping-Risiko. „Hirndoping ist mittlerweile beim ‚Otto Normalverbraucher‘ angekommen, um den Arbeitsalltag besser zu meistern. Das Klischee der dopenden Top-Manager ist damit vom Tisch“, so Schulz.

Krankenstand sinkt leicht

Der DAK-Gesundheitsreport untersucht auch den Krankenstand in Mecklenburg-Vorpommern. Er ist gegenüber dem Vorjahr leicht gesunken und liegt bei 4,8 Prozent. Das heißt, 2014 waren von 1.000 erwerbstätigen Arbeitnehmern in Mecklenburg-Vorpommern im Schnitt pro Tag 48 krankgeschrieben, im Bund waren es 39. Ein Beschäftigter fehlte in Mecklenburg-Vorpommern an durchschnittlich 17,5 Tagen im Job. Die Fehlzeiten aufgrund psychischer Erkrankungen, wie Depressionen und Angstzuständen, stiegen um zehn Prozent an. Sie lagen mit 14,7 Prozent der Ausfälle auf Platz zwei der Krankheitsarten. Die Zahl der Fehltage in diesem Bereich stieg auf 258 Tage pro 100 DAK-Versicherte. Seit dem Jahr 2000 hat sich die Zahl der Fehltag bei den psychischen Erkrankungen mehr als verdreifacht.

Für fast ein Viertel der Fehltage (23,5 Prozent) waren Muskel-Skelett-Erkrankungen verantwortlich, beispielsweise Rückenschmerzen. Die Zahl der Fehltage aufgrund von Atemwegserkrankungen sank im Vergleich zum Vorjahr deutlich um 24 Prozent und landete mit 13,7 Prozent der Fehltage auf Platz drei.

Die Branchen mit dem höchsten Krankenstand waren 2014 das Gesundheitswesen mit 5,1 Prozent, die öffentliche Verwaltung mit 4,8 Prozent und der Handel mit 4,7 Prozent. Den niedrigsten Krankenstand hatte der Wirtschaftszweig Bildung, Kultur, Medien mit 3,8 Prozent.

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