Schwerin – Wenn das Knie abgenutzt ist und schmerzt, soll oft ein Säubern des Gelenks helfen. Doch: Es gibt keinen Beweis, dass der Eingriff etwas bringt. Bekannt hingegen sind die möglichen Nebenwirkungen.
Renate F. hat seit Jahren immer wieder Schmerzen im Knie. Das sei Verschleiß, sagt der Orthopäde. Er rät der 70-Jährigen zu mehr Bewegung und verschreibt Schmerzmittel. Als die Beschwerden immer schlimmer werden, empfiehlt er eine therapeutische Spiegelung, auch Arthroskopie genannt. Das sei ein bewährtes Verfahren, bei dem das Gelenk gespült und krankhaftes Material entfernt werde.
Tatsächlich werden solche Knie-Arthroskopien jährlich über 100.000-mal in Deutschland durchgeführt, so errechnete es die BARMER GEK. „Der Haken dabei ist: Viele Studien zeigen, dass der Eingriff nichts bringt“, sagt Selma Lindner von der Rostocker Beratungsstelle der Unabhängigen Patientenberatung Deutschland (UPD). Untersucht wurde das vom Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).
Den Studien zufolge hatten Patienten nach der Spiegelung ebenso häufig Beschwerden wie Betroffene, die keine solche OP hatten. „Dem gegenüber stehen aber mögliche Nebenwirkungen“, erklärt Lindner. Bei einer Kniespiegelung seien das etwa Entzündungen des Gelenks, Thrombosen oder Nervenschäden. Auch brauche man nach dem Eingriff einige Zeit, um wieder normal laufen zu können.
Bevor Patienten sich für eine Arthroskopie entscheiden, sollten sie daher ihren Arzt ausdrücklich nach dem Nutzen, den Risiken und etwaigen Alternativen fragen. Bei Menschen mit Übergewicht zum Beispiel gibt es Hinweise, dass Abnehmen zusammen mit Bewegungstherapie helfen kann. Nötig ist dafür oft auch ein konsequentes Bekämpfen der Schmerzen. „Denn nur so bleibt man in Bewegung und das ist bei abgenutzten Gelenken meist das Beste“, sagt Lindner.
UPD-Tipp: Ausführliche Informationen zur Gelenkspiegelung und den erwähnten Studien finden Patienten über die Suchfunktion und das Stichwort „Kniespülung“ auf www.patientenberatung.de.
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