Schwerin – Der Sportpark Paulshöhe ist alt, für eine Sportstätte sehr alt. Eingebungen ist es ins erweiterte Schloss Ensemble. Im Sommer 1900 begannen Schweriner Schüler unter Leitung ihres Professors, eines Herrn Wetzmacher, mit dem Kicken auf dem Platz zwischen der Schlossgartenallee und dem Faulen See. Wenige Jahre später ist der Platz fertiggestellt mit einer der ältesten Stehplatztribünen Deutschlands, die noch heute fast unverändert den Fans zur Verfügung steht.
Paulshöhe wurde Heimstadt des Schweriner FC 03. Der 1903 gegründete Club gehörte zu den Gründungsmitgliedern des 1904 entstandenen Mecklenburgischen Fußballbundes dessen Meisterschaft er 1905 und 1907 gewann. 1911 brachte es der für Schwerin spielende Torwart zu Länderspielen für das Nationalteam.
Ludwig Bölkow, der Schweriner Ehrenbürger, erinnerte sich in verschiedenen Veröffentlichungen an Paulshöhe, daran das er als junger Mann auf dem Platz für seinen Verein um Punkte und Siege gekämpft hat.
1944 erfolgte durch die Machthaber die Auflösung des Vereins. Der Weltkrieg hatte den Spielverkehr in Schwerin zum Erliegen gebracht, die Spieler kämpften und Verbluteten an den Fronten, der Fußball verabschiedete sich für wenige Jahre aus dem Leben der Schweriner.
1953 gründete sich Dynamo Schwerin. Seit Mitte der Sechziger Jahre gehörte Schwerin zu den Spitzenteams der DDR-Liga. Und somit erfuhr auch Paulshöhe Besucherrekorde.
Noch einmal erlebte das Ehrwürdige Stadion Sternstunden des Fußballs. Die Schweriner stürmten 1989/90 bis ins Finale des DDR Pokals.
Schon einmal plante eine Schweriner Stadtvertretung den alten Sportpark zu schließen. Im September 1949 kamen die damaligen Stadtvertreter auf die Idee einen gigantischen Kulturpark auf das Gelände zu setzen. Zum Glück fehlte das nötige Geld und so blieb das Stadion zur Freude der Fußballbegeisterten der Stadt erhalten.
Heute nun stimmen wieder Schweriner Stadtvertreter gegen das Bestehen des wohl ältesten Sportparks Westmecklenburgs, alle im Stadtparlament vertretenen Fraktionen stimmten für ein Ende des Traditionsplatzes. Eines der ältesten Stadien darf nicht zerstört werden. Sport und Kultur sind nun einmal nicht umsonst zu haben. Ein Stadtparlament das an den Grundfesten der Kultur schraubt vernichtet mehr als nur die Einrichtungen. Eine Stadt, die keinen Wert auf ihre Geschichte legt, und Paulhöhe als eines der ältesten Stadien in Deutschland gehört zur Schweriner Geschichte, verliert auf Dauer ihren arteigenen Flair. Sportstätten gehören ebenso dazu, wie Theater, Museen und andere Kultureinrichtungen.
Daten zur Geschichte der Sportanlage Paulshöhe:
Erste Bespielung des Geländes ab 1900 – Bebauung als fester Sportplatz ab ca. 1903
Die Eröffnung wurde am 20. August 1922 gefeiert.
Zwei Spielfelder, einer 400 Meter langen Aschenbahn, mit sechs Tennisplätzen und 33.000 Quadratmetern war Paulshöhe seinerzeit die größte Sportstätte Mecklenburgs.
Die Zuschauertribüne wurde um 1924 erbaut. Ist somit eine der ältesten erhaltenen in Deutschland. Die älteste steht derzeit in Köln (1920). Das Torhaus wurde 1927 errichtet.
1938 wurde das erweiterte Vereinsheim mit Gaststätte eingeweiht. November 1944 wurden drei Baracken auf dem Sportplatz gebaut. Hier arbeiteten zirka 400 Kräfte für das Werk, größtenteils Zwangsarbeiter, die Uniformen für die Wehrmacht herstellten. Im Sommer 1945 dienten die Baracken dann als Flüchtlingsunterkunft. 1953 gab die Sowjetarmee den Sportplatz an die Stadt zurück.
Eine Erneuerung der Anlage begann noch im gleichem Jahr.
Die Stehplätze hinter dem Nordtor wurden terrassenförmig für 3000 Zuschauer ausgebaut, an beiden Längsseiten wurden Terrassen für je 1000 Zuschauer angelegt.
Die zweite Spielfläche wurde 1955 der Nutzung freigegeben.
Über den Antragsteller:
Dirk Rosehr, geboren 1969 in Wismar. Wohnhaft in Schwerin. Politisch und Sozial seit Jahren in Schwerin tätig. Beheimatet in zivilgesellschaftlichen Bewegungen und politischen Zusammenhängen. Er war bei der RAA, damals noch unter Renate Voss, und aktuell ist er in der Partei Die Linke verschiedenen Vereinen und Verbänden aktiv.
Wert legt der Antragsteller auf die Wahrnehmung seiner Intention, die Sportanlage unabhängig von den derzeit agierenden Vereinen zu betrachten. Laut dem Antragssteller besteht ein unmittelbares Interesse daran, die Sportstätte als Gesamtanlage unter Denkmalschutz zu stellen.
Begründung des Antragsstellers:
Die städtebauliche Eingliederung in das historische Schlossensemble ist in der Art deutschlandweit nicht noch einmal zu finden. Zwischen Schloss und Faulem See, in direkter Wasser, umgeben von Ein- und Mehrfamilienvillen entsteht ein deutliches und umsäumendes Erscheinungsbild.
Die historische Bedeutung ist nicht zu unterschätzen. Die Anlage hat nahezu unbeschadet drei Systeme und zwei Weltkriege überstanden. Auf dem Gelände spielten Ehrenbürger der Landeshauptstadt und arbeiteten Kriegsgefangene. Die SED-Diktatur scheiterte damals bei Abrissplänen am Widerstand der Schweriner Bevölkerung und leerer Stadtkassen. In direkter Nachwendezeit erlebten viele Schweriner erstmals durch stadthistorische Ereignisse ein zivilgesellschaftliches Gemeinschaftsempfinden.
Aktuell ist es ähnlich. Die politischen Gegebenheiten, finanzielle Notlagen scheinen unausweichliche Referenzen zu sein, die eine Veräußerung der historischen Traditionssportstätte alternativlos erscheinen lassen.
Zudem sollte das Schicksal solch einer Sportstätte nicht an Strategiepapiere oder Nutzer gebunden sein. Denkmalschutz-technische Aufgabe ist es, den kulturellen sowie historischen Wert der Anlage zu bemessen.
Tradition und historisch geprägter Boden stellen dagegen eine Basis dar, die nicht wirtschaftlichen Interessen untergeordnet werden dürfen. Die baulichen und historischen Gegebenheiten rechtfertigen einen Denkmalschutz.