Schwerin – Vom 21. Mai 2015 an stellt Alexander Dettmar im Schleswig-Holstein-Haus unter dem Titel „Steinerne Erinnerung“ seine Gemälde zerstörter Synagogen in Deutschland aus. Daneben sind erstmals überhaupt neue Bilder des Bremer Stadtteils Schnoor aus dem Jahr 2015. In diesem Viertel stand auch die 1938 zerstörte Bremer Synagoge, die in Dettmars Bildern in ihrem Viertel wieder zum Leben erweckt wird. Die Bremer Bilder zeigen eine dichte Stadtlandschaft, überwiegend in warmen Rottönen gemalte, eng aneinander geschmiegte Häuser in einem der ältesten Stadtviertel der Stadt, überragt von den Türmen der Kirchen.
Zur Eröffnung der Ausstellung am 21.05.2015, 17.00 Uhr, laden wir Sie herzlich ein. Die Bilder Alexander Dettmars werden bis zum 28. Juni 2015 in den unteren Galerieräumen des Schleswig- Holstein-Hauses zu sehen sein.
Alexander Dettmar, 1953 in Freiburg im Breisgau geboren, hat sich auf Architekturmalerei spezialisiert, wobei Einzelbauten – wie beispielsweise die Synagogen – oder auch ganze Stadtlandschaften – wie in den Bildern aus Bremen-Schnoor – in seinen Bildern entstehen. In seinen Ölbildern stellt er die Synagogen dar, die in der Zeit des Nationalsozialismus zerstört wurden und deren Spuren sich nur noch in historischen Bildern wiederfinden. Aber er macht mehr: Er stellt die Synagogen wieder in ihre Viertel, die noch heute existieren, und interpretiert sie damit als integralen Bestandteil des Stadtbildes.
Die monumentalen Bauwerke waren einstmals markante Wegpunkte in vielen Städten. Hoch wie Kathedralen waren einige von ihnen, Türme und Kuppeln ragten aus dem Häusermeer der Städte empor. Die monumentalen Bauwerke waren einstmals markante Wegpunkte in vielen Städten. Die meisten Synagogen fielen in der Geschichte immer wieder Pogromen zum Opfer, zuletzt dem nationalsozialistischen Terror gegen die jüdische Bevölkerung in Deutschland.
Alexander Dettmar baut die Synagogen in seinen Gemälden wieder auf. Dabei will er nicht, dass die Gebäude neu und unbefleckt daherkommen. Vielmehr geht es ihm trotz Abstraktion um eine Authentizität. Warme Erdtöne dominieren auf den Bildern und lassen die Gebäude in einer vom Maler beabsichtigten Wucht wirken. Auch wenn Dettmar die Architektur in den Mittelpunkt seiner Malerei rückt, geraten die Menschen, die zu den Synagogen gehörten, nicht in Vergessenheit. „Die Erinnerung soll beim Betrachten meiner Bilder langsam dazu kommen“, sagt Dettmar. Er habe sich immer wieder gefragt: „Wie konnte das passieren? Wie kam es, dass diese Mischung aus Neid, Häme und mangelnder Zivilcourage so viele Menschen beherrscht hat?“ Zum Leitmotiv für seine Arbeit hat er einen Ausspruch des Berliner Rabbiners und HolocaustÜberlebenden Leo Baeck gemacht: „Bewahrt ihre Spuren!“
Jahrelang reiste Alexander Dettmar in Deutschland umher und suchte nach Spuren des Zerstörten und Verlorenen, malte das aus der Realität entschwundene, das Städten und Gemeinden bis heute unsichtbare Stempel aufdrückt. Seine Bilder beschwören eine versunkene Welt, zeigen Solitäre oder demonstrieren das Sicheinfügen der jüdischen Gotteshäuser in die sie umgebende „christliche“ Bebauung und beschreiben einen Spannungsbogen, der von grandiosen Bauleistungen bis zur kleinen Landsynagoge reicht. Alexander Dettmars Bildern, in denen schon die Wehmut kommenden Verlustes spürbar ist, lassen den Reichtum jüdischer Kultur in Deutschland erahnen und machen Selbstbehauptung und Integrationswillen jüdischer Gemeinden erfahrbar.
„Für das emotionale Verständnis der Vergangenheit gibt es kein besseres Zeugnis. Diese Bilder von Synagogen in ihrer Eleganz und Einfachheit repräsentieren gleichermaßen den Verlust kleiner Welten und großer Träume.” Carol Kahn Strauss , Internationale Direktorin des Leo Baeck Instituts New York.
Ausstellung: Steinerne Erinnerung. Malerei von Alexander Dettmar
Ort: Schleswig-Holstein-Haus, Puschkinstraße 12. 19055 Schwerin
Eröffnung: 21.05.2015, 17.00 Uhr
Ausstellungsdauer: 22.05.-28.06.2015
Eintritt: 5,00 € (für alle Ausstellungen, separat 3,00 €)