Schwerin – Schauspieler, Schriftsteller, Weltenbummler, Flieger, Geschichtenerzähler, lesend durch die Lande ziehend, aktiv vor oder hinter der Kamera und auf den Theaterbühnen – wir alle kennen den Weltstar Hardy Krüger durch seine verschiedenen Professionen. Nicht jedem ist allerdings sein politisches Engagement bekannt. Als Schuljunge während der Nazizeit in Sonthofen wurde er für eine Hauptrolle im Film „Junge Adler“ ausgesucht. In Babelsberg machte er während der Dreharbeiten die Bekanntschaft von Hans Söhnker und Albert Florath, die dem Jungen in einer für alle Beteiligten mehr als gefährlichen Situation die Naziverbrechen vor Augen führten und ihn bei ihren Aktionen im Untergrund als Kurier einsetzten. Darüber hat Hardy Krüger ausführlich in seinen autobiografischen Erzählungen „Wanderjahre“ berichtet.
Seit dieser Zeit ist dem heute 87-Jährigen die Warnung vor rechter Gewalt ein Herzensanliegen. Deshalb begibt sich der international erfolgreiche auf eine Rathaus-Tour quer durch Deutschland und zeigt Flagge gegen menschenverachtende Einstellungen. Am Sonnabend war er in der Landeshauptstadt zu Gast. „Schwerin ist eine tolerante und liebenswerte Stadt, in der Rechtsradikalismus, Ausländerfeindlichkeit und Antisemitismus keinen Platz haben. Dafür setzt sich ein breit aufgestelltes Aktionsbündnis ein“, begrüßte ihn der 1. Stellvertreter der Oberbürgermeisterin Bernd Nottebaum im Schweriner Rathaus.
Mit seiner Initiative „Gemeinsam gegen rechte Gewalt“ warb Hardy Krüger gleichzeitig für die Unterstützung von Projekten gegen Rechts. Als Zeitzeuge berichtete er in Schwerin von seinen Erlebnissen während der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft und wies auf die aktuelle Bedrohung durch Rechtsextreme hin. Seit der Schmiererei von Hakenkreuzen an die Synagoge von Köln 1957 geht der international bekannte Schauspieler Hardy Krüger im In- und Ausland mit Neonazis unmissverständlich ins Gericht und fordert seine Landsleute auf, den Kampf gegen Verbrechen an der Menschlichkeit tatkräftig zu unterstützen.
„Wenn ich sehe, dass Neonazis heute vielerorts ungestört aufmarschieren und ihre Parolen verbreiten können, macht mich das wütend. Die demokratische Mehrheit muss aktiv werden und klar machen, dass sie das nicht duldet.“ Die bestehenden Anti-Rechts-Initiativen müssten deshalb gestärkt und dauerhaft gefördert werden. Deshalb ruft der Künstler zu einer Spendenkampagne für die Aktion „Mut gegen rechte Gewalt“ der Amadeu Antonio Stiftung auf. Die Stiftung verbindet bereits eine längere Zusammenarbeit mit Hardy Krüger, aber auch mit der Landeshauptstadt Schwerin. „So unterstützen wir seit 2013 die Kampagne der Amadeu Antonio Stiftung ‚Kein Ort für Neonazis‘, um eine Verankerung der Neonazi-Szene in der Landeshauptstadt dauerhaft zu verhindern“, berichtete der stellvertretende OB Bernd Nottebaum.
Anetta Kahane, Vorsitzende des Vorstands der Amadeu Antonio Stiftung, erklärte, dass Rechtsextreme vor allem im ländlichen Raum Mecklenburg-Vorpommerns gut verankert seien und dort oft als harmlos wahrgenommen würden. „Dem Rechtsextremismus ist nicht mit Verboten beizukommen. Die Landtagswahlen 2016 sind die Chance, die NPD mithilfe einer inhaltlichen Auseinandersetzung endlich aus dem Landtag von Mecklenburg-Vorpommern zu drängen. Es braucht ein klares Bekenntnis für eine demokratische Kultur in Mecklenburg-Vorpommern, in der Rassismus keinen Platz hat. Über den alltäglichen Rassismus, den Flüchtlinge erleben müssen, wird zu wenig geredet. Flüchtlinge müssen geschützt und willkommen geheißen werden. Die zivilgesellschaftlichen Initiativen, die sich seit vielen Jahren hierfür einsetzen, brauchen dafür eine verlässliche Finanzierung“, so Kahane weiter.
Caren Marks, Parlamentarische Staatssekretärin bei der Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, betonte die Bedeutung des Engagements von Hardy Krüger und anderen Akteuren und erklärte: „Wir müssen konsequent gegen Rechtsextremismus und für ein respektvolles Miteinander einstehen. Uns ist es gelungen, mit dem neuen Bundesprogramm „Demokratie leben! Aktiv gegen Rechtsextremismus, Gewalt und Menschenfeindlichkeit“ dieses Jahr 40,5 Millionen Euro zur Verfügung zu stellen, um ziviles Engagement und demokratisches Miteinander zu stärken. Damit unterstützen wir Projekte auch in Mecklenburg-Vorpommern, die demokratische Strukturen fördern.“
Das Projekt „Gemeinsam gegen rechte Gewalt“ wurde im Frühjahr 2013 von Hardy Krüger, Dieter Hallervorden, Hark Bohm und Klaus Bednarz ins Leben gerufen. Das Projekt wurde von der Daimler AG unterstützt.