Schwerin – Nur noch bis kommenden Sonntag, den 14.07.2015, ist die Ausstellung »Espírito Cerratense – Der Geist des Cerrado« mit Holzobjekten des brasilianischen Künstlers Vicente Fleury de Sousa, genannt Caraíba in der Remise des Schleswig-Holstein-Hauses zu sehen. Es ist nicht nur die erste Ausstellung des in Goías in Brasilien lebenden Künstlers, sondern auch die erste eines südamerikanischen Künstlers im Schleswih-Holstein-Haus.
Die Ausstellung „Der Geist des Cerrado“ war erstmals 2014 in Cidade de Goiás beim Weltumweltfilmfestival Fica – International Festival of Environmental Film and Video – zu sehen und hat dort große Beachtung gefunden. Nicht nur die Ästhetik der Exponate hat die Kritik überzeugt, sondern vor allem der Bezug zu den aktuellen Problemen des Cerrado und das Engagement des Künstlers für den Erhalt dieses einzigartigen Ökosystems.
Damit offenbart uns die Ausstellung Caraíbas, dass die Kunst anderer Kontinente im Gegensatz vielfach einen dezidiert politischen Anspruch erhebt, wie nicht erst die gegenwärtig in Venedig laufende Biennale verdeutlicht. Caraíba sieht, wie viele Künstler seines Landes, seine Arbeit als Ausdrucksform zur Verdeutlichung sozialer und ökologische Missstände, als Ausdruck politischer Forderungen und Einmischung. Insofern hat die Ausstellung auch uns etwas zu sagen.
Caraíba ist der Name eines Indianerstammes sowie eines Baumes der Region des Cerrado, des größten zusammenhängenden und einzigartigen Ökosystems in Brasilien. Schon die Wahl dieses Namens verdeutlicht die Verbundenheit Vicente Caraíbas mit dem Cerrado. Nach der Ausbildung zum Künstler in verschiedenen Kunstlehrgängen im In- und Ausland, begann Caraíba aus dem bei den großflächigen Abholzungen des Cerrado, als unbrauchbaren Abfall zurückgelassenem Kleinholz, Kunstwerke zu produzieren. Seine Skulpturen hauchen den Ästen, Wurzeln oder Baumscheiben neues Leben ein, seine Bearbeitungen des toten Holzes beklagen die Vernichtung der Natur. Die Hölzer Caraíbas beginnen in den Augen des Betrachters zu leben, jeder sieht sie anders, sie werden zu Unikaten der Wahrnehmung. Abhängig von Blickwinkel und Interpretation erscheint jede Figur anders: als Kopf eines Tieres, als laufenden Athleten oder ein springendes Tier, eine tanzende Ballerina usw. In seinen Skulpturen und über diese vermittelt, lebt der ursprüngliche „Geist des Cerrado“ im Betrachter der Kunst weiter.
Mit seiner scharfen Wahrnehmung und großen Sensibilität für die Natur bietet die Kunst Caraíba die ideale Form, sich für „seinen“ Cerrado, seine Umwelt und seine Heimat einzusetzen. Die Cerrado-Region gilt als artenreichste Savannenlandschaft der Welt. Mit einer Fläche von mehr als 2 Millionen Quadratkilometern ist er fast sechsmal so groß wie Deutschland. Charakteristisch für den Cerrado sind bizarre Bäume: klein, mit dicker Rinde und verkrüppeltem Stamm. Die Biodiversität des Cerrado ist sehr groß: dort kommen etwa 10.000 verschiedene Arten von Pflanzen vor, etwa die Hälfte davon nur hier. Die Tierwelt umfasst etwa 200 Säugetierarten, 840 Vogelarten, 180 Arten von Reptilien und 110 Amphibienarten.
Allerdings sind dieses Ökosystem und seine Biodiversität mittlerweile massiv bedroht. Gut zwei Drittel der Cerrado-Flächen sind durch Abholzungen und Brandrodungen zum Soja- und Zuckerrohranbau vor allem für die Bioethanol-Produktion stark verändert worden. Immer mehr der charakteristischen Fauna und Flora und des Lebensraums der Ureinwohner wie der Tiere und Pflanzen wird zunehmend vernichtet.
Schleswig-Holstein-Haus, Remise
Ausstellung: Espírito Cerratense – Der Geist des Cerrado, Holzskulpturen des brasilianischen Künstlers Vicente Fleury de Sousa, genannt Caraíba
Ausstellungsdauer: 23.05. bis 14.06.2015
Eintritt: im Eintritt für die Hauptausstellung inbegriffen