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Die Schaufensterkrankheit kommt oft schleichend

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Schwerin – Einige Schritte gehen, die neuen Uhren in der Auslage des Juweliers betrachten, ein Stück weiter schlendern bis vor das Modegeschäft gleich nebenan – Schaufensterbummeln lieben wir! Was aber, wenn dieses Gehen und Stehen im Alltag zur schmerzhaften Notwendigkeit wird? Schmerzen in den Beinen zwingen viele Menschen bereits nach kurzen Wegstrecken zum Innehalten. Warum diese Symptome ein ernsthaftes Warnsignal sind, erklärt Dr. Kai Mehlhase, Chefarzt der Klinik für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin in der HELIOS Klinik Rottweil.

Die im Volksmund als „Schaufensterkrankheit“ bezeichnete Krankheit verläuft schleichend: Zunächst schmerzen die Beine bei intensiver Belastung, etwa beim Treppensteigen. Dann wird die Wegstrecke, die schmerzfrei zurückgelegt werden kann, immer kürzer.

So harmlos die Schaufensterkrankheit zunächst oft einsetzt, so ernst ist ihre Ursache: Durchblutungsstörungen in den großen Arterien.

„Mediziner nennen die Erkrankung periphere arterielle Verschlusskrankheit, kurz pAVK. Ursache ist eine Arteriosklerose, das heißt, Fett und Kalk haben sich an den Gefäßwänden abgelagert und verengen die Arterien“, beschreibt Dr. Kai Mehlhase das Problem. Bei körperlicher Aktivität fordern die Muskeln deutlich mehr Sauerstoff an, doch die verengte Blutbahn kann das sauerstoffreiche Blut nicht in der benötigten Menge liefern. Die Folge: Der Muskel beginnt heftig zu schmerzen, jetzt hilft nur noch eine Verschnaufpause.

Mit Stents oder Bypass gegen den Engpass
Schreitet die Krankheit weiter voran, kann der Gefäßmediziner helfen, bevor die Schmerzen der Beine auch in Ruhe auftreten. Meist genügt ein kleiner Eingriff: Mit einem Ballon wird die verengte Stelle erweitert. „In manchen Fällen ist zusätzlich eine Gefäßstütze, der sogenannte Stent, notwendig. Dieser sorgt dafür, dass das Blut wieder ungehindert fließen kann. Sind die Verkalkungen über eine längere Strecke sehr ausgeprägt, ist diese Methode ungeeignet. Hier hilft dann ein Bypass. Er dient gewissenmaßen als Umleitung und umschifft die Engstelle“, erklärt Dr. Mehlhase.

Wird die Schaufensterkrankheit nicht behandelt und das Gewebe über lange Zeit nicht ausreichend durchblutet, sinkt nicht nur die Lebensqualität, sondern es droht das „offene Bein“ und im schlimmsten Falle eine Amputation. „Generell gilt: Patienten mit Schaufensterkrankheit haben ein deutlich höheres Risiko für Herzinfarkt oder Schlaganfall – denn die Arterienverkalkung ist kein begrenztes Problem, sondern wirkt sich auf das Gefäßsystem des gesamten Körpers aus“, so der Gefäßmediziner.

Gute Chancen bei frühzeitiger Diagnose
Bei Belastungsschmerzen sollte man den Arztbesuch also nicht auf die lange Bank schieben: „Wird die Krankheit frühzeitig erkannt, gibt es gute Chancen, sie aufzuhalten.“ Zur ersten Diagnose genügt eine spezielle Blutdruckmessung, der sogenannte Knöchel-Arm-Index. An Unterschenkeln und Armen werden Blutdruckmanschetten angelegt; weichen die gemessenen Werte zu weit voneinander ab, ist dies ein eindeutiger Hinweis auf eine Verschlusskrankheit.

„Fatalerweise verursacht eine beginnende Verschlusskrankheit keinerlei Beschwerden, viele Patienten bemerken zunächst gar nicht, dass sie unter Arteriosklerose leiden“, erklärt Mehlhase. Oft wird die Erkrankung eher zufällig bei der Vorsorgeuntersuchung entdeckt: Kann der Hausarzt am Knöchel den Puls nicht mehr tasten, ist dies ein erster ernst zu nehmender Hinweis auf eine Engstelle im Gefäß. „In diesem Fall wird Ihr Arzt Sie zu einem Gefäßspezialisten schicken, um schnellstmöglich Klarheit zu schaffen und mit der Behandlung zu beginnen“.

Drei Fragen an Dr. Kai Mehlhase, Chefarzt der Klinik für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin in der HELIOS Klinik Rottweil

Der Schaufensterkrankheit vorbeugen – geht das?
Ja. Arterienverkalkung ist kein unabänderliches Schicksal, sondern eine Zivilisationskrankheit. Durch gesunde Ernährung – viel Gemüse, viel Obst, wenig tierische Fette – und ausreichend Bewegung kann der Arteriosklerose durchaus vorgebeugt werden! Wer nun noch aufs Rauchen verzichtet und darauf achtet, dass er sein normales Körpergewicht hält und regelmäßig seinen Blutdruck überprüfen lässt, hat wesentliche Risikofaktoren ausgeschaltet.

Welche Menschen haben ein besonders hohes Risiko?
Menschen mit Übergewicht, Raucher, Diabetiker und Patienten mit Bluthochdruck sind in punkto Gefäßerkrankungen einem sehr hohen Risiko ausgesetzt. Wer mehrere Risikofaktoren auf sich vereint – also der schwergewichtige Raucher mit Bluthochdruck – sollte sich dieser Gefahr bewusst sein und regelmäßig die Vorsorgeuntersuchungen in Anspruch nehmen. So besteht immerhin die Chance, die Erkrankung in einem frühen Stadium zu erkennen und entsprechende Gegenmaßnahmen einzuleiten.

Gibt es auch Faktoren, die wir nicht beeinflussen können?
Ja, es gibt tatsächlich eine familiäre Disposition – nicht für die Schaufensterkrankheit selbst, aber für deren Auslöser, die Arteriosklerose. Wo beispielsweise Herzinfarkte oder Schlaganfälle in einer Familie gehäuft auftreten, obwohl sonstige Risikofaktoren weitgehend ausgeschlossen sind, gehen wir von einem genetisch bedingten Risiko aus. Auch hier gilt: Vorsorgeuntersuchungen wahrnehmen und auf Warnzeichen des Körpers umgehend reagieren! Bei jedem Menschen steigt mit dem Alter die Wahrscheinlichkeit, an Arteriosklerose zu erkranken. Generell gilt, dass Männer in puncto Gefäßerkrankungen gefährlicher leben als Frauen; das weibliche Geschlechtshormon schützt sie bis zum Eintritt der Wechseljahre.

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