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Farbenfroher Botschafter für mehr Artenvielfalt in Agrarräumen

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Schwerin – Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) und sein bayerischer Partner, der Landesbund für Vogelschutz (LBV), haben am 9. Oktober den Stieglitz (Carduelis carduelis) zum „Vogel des Jahres 2016“ gewählt. Der auch Distelfink genannte Stieglitz steht für vielfältige und farbenfrohe Landschaften, denn er ernährt sich vornehmlich von den Samen zahlreicher verschiedener Blütenpflanzen, Gräser und Bäume. Bunte Landschaften mit ausreichend Nahrung gibt es jedoch immer weniger, daher ist der Bestand des Stieglitzes in Deutschland in den vergangenen Jahren stark zurückgegangen.

Auch in Mecklenburg-Vorpommern wurde ein starker Rückgang festgestellt. "Nach der Wende profitierte der Stieglitz hierzulande zunächst von den landwirtschaftlichen Stilllegungsflächen. Diese verbesserten das Nahrungsangebot in der Kulturlandschaft derart, dass nach den landesweiten Kartierungen 1994-1997 von einem Brutbestand zwischen 60.000-80.000 Brutpaaren ausgegangen wurde", erläutert Ulf Bähker vom NABU Mecklenburg-Vorpommern. "Aktuell ist aber nur noch von 11.500-15.000 Brutpaaren die Rede. Grund ist vermutlich der Rückgang geeigneter Lebensräume." Allein in der Agrarlandschaft sind seit 1994 deutschlandweit fast 90 Prozent aller Brachflächen mit ihrer heimischen Artenvielfalt verloren gegangen. Auch Randstreifen mit Blumen und Wildkräutern an Feldern und Wegen werden immer weniger und artenärmer. Im Siedlungsraum verschwinden wildblumenreiche Brachflächen, öffentliches und privates Grün wird zu intensiv gepflegt, Wildkrautvielfalt gar weggespritzt. Überregional kann nur eine Reform der bestehenden EU-Agrarverordnungen und -Förderinstrumente den Verlust landwirtschaftlicher Brachflächen stoppen. Aber auch in Städten und Gemeinden werden Konzepte benötigt, damit es mehr Wildnis am Straßenrand und auf grünen Flächen gibt. Auch private Gärtner können sich für den Erhalt von Lebensräumen des Stieglitzes einsetzen. Das Anlegen von Blühflächen mit heimischen Wildkräutern sowie Obstbäumen und der Verzicht auf Pestizide helfen dem zierlichen Finken.

Der Bestand des Stieglitzes hat in Deutschland laut den Daten des Dachverbandes Deutscher Avifaunisten von 1990 bis 2013 um 48 Prozent abgenommen. Offizielle Schätzungen gehen derzeit von 305.000 bis 520.000 Brutpaaren in Deutschland aus. Stieglitze leben sowohl auf dem Land als auch in Siedlungen, solange es einen geeigneten Brutplatz und genug Nahrung gibt. Diese findet er an Acker- und Wegrainen, auf Brachen oder in Parks und Gärten. Knapp 60 Prozent des bundesweiten Bestandes leben im Siedlungsraum, die restlichen 40 Prozent in der Agrarlandschaft.

Wie alle Vertreter der Gattung Carduelis haben auch Stieglitze eine schlanke Gestalt mit einer Körperlänge von zwölf bis 13 Zentimetern. Unverwechselbar leuchtet ihre rote Gesichtsmaske auf dem ansonsten weiß und schwarz gefärbten Kopf. Rücken und Brust sind hellbraun, Bauch und Bürzel weiß gefärbt. Markant ist auch die gelbe Flügelbinde an den ansonsten schwarzen Flügeln. Ihr typischer Ruf brachte ihnen auch ihren deutschen Namen ein. Am häufigsten ertönt ein helles, zwei- bis dreisilbiges „didelit“ oder „didlilit“ oder eben „stiglit“. Vor allem im Spätsommer und Herbst ist der Stieglitz oft auf Disteln, Kletten und Karden anzutreffen, aus denen er geschickt die Samen herauspickt. Dieser Vorliebe verdankt er auch den Zweitnamen Distelfink. Zudem sind Stieglitze überaus gesellig. Sie fliegen im Schwarm auf Nahrungssuche und leben selbst zur Brutzeit in lockeren „Wohngemeinschaften“ mit anderen Paaren.

Gleichzeitig mit der Verkündung des „Vogel des Jahres“ starten der NABU und der LBV die Aktion „Bunte Meter für Deutschland“. Ziel ist es, möglichst viele Meter wildkrautreicher Grünflächen als neue Lebensräume für den Stieglitz und andere Singvögel zu schaffen. Ob dabei Flächen mit Wildblumen neu eingesät werden, Brachflächen gerettet, Ackerrandstreifen angelegt werden oder ob Kommunen bei der Pflege von Straßenrändern auf Gift und ständiges Mähen verzichten – auf einer Deutschlandkarte sollen diese Entwicklungen und Projekte dokumentiert werden.

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