Schwerin – „Wir möchten selbst sehen, was unsere Tochter Laura im Berufswahlparcours erlebt hat. Ich denke, das wird uns als Eltern helfen, die neuen Erfahrungen einzuordnen. So können wir die Zukunftsplanung gemeinsam besser meistern.“
Sandy und Ronny Engel aus Schwerin gehörten zu den rund 50 Müttern und Vätern, die sich zum Ende des Projekts „Learn about skills“ im Schweriner Marstall auf eben jene Zeitreise begeben haben, welche in den zurückliegenden zwei Wochen von rund 2.000 Schülerinnen und Schülern aus Westmecklenburg absolviert wurden. „Das ist ganz spannend. An den meisten Stationen haben wir ein gutes Bild davon bekommen, wie Jugendliche aus der Reserve gelockt werden können. Wie sie einen Anstoß bekommen, sich eigene Gedanken über ihre Zukunft zu machen. Wie sie ihre Fähigkeiten einschätzen lernen und Selbstvertrauen finden“, resümiert Sandy Engel. Gemeinsam mit Tochter Laura, die die achte Klasse besucht und zurzeit den Realschulabschluss anstrebt, hat die Familie den Berufswahlparcours besprochen. Überrascht waren die Eltern jedoch, als sie selbst von Laura gebeten wurden, die Stärken ihres Kindes zu bewerten. „Wir lagen da schon ziemlich richtig und hätten viele Stärkepunkte genauso verteilen können wie im Parcours“, lacht Sandy Engel. Über ein größeres Potenzial an Fantasie bei ihrer Tochter staunte sie jedoch. „Das hätte ich so nicht erwartet!“
Auch Frieda (14) aus der Regionalen Schule Neukloster, ist überrascht von vielen „Redepunkten“ auf ihrem Shirt. „Viel zu sprechen ist sonst gar nicht mein Ding. Vielleicht kann ich das doch viel besser, als ich dachte.“ Schulkameradin Anna fühlt sich hingegen bestätigt. „Ich weiß, dass ich ordentlich bin, viele kreative Ideen habe und diese auch anderen mitteilen kann. Trotzdem habe ich Neues erfahren und viel Spaß gehabt mit den coolen Leuten im Parcours.“ Denn auf der Reise vom Zeittunnel zum Labyrinth und von der sturmfreien Bude hin zur Theaterbühne gelang es den Begleitern auch in diesem Jahr, die Siebt- und Achtklässler mit den schwierigen Themen berufliche Orientierung und Lebensplanung zu begeistern mit spannenden Aufgaben, aber ohne Tabus, ohne erhobenen Zeigefinger – dafür mit Anerkennung und auf Augenhöhe.
„Im Berufswahlparcours bietet sich den Jungen und Mädchen die Möglichkeit, spielerisch eigene Stärken besser kennenzulernen. Das ist ein wichtiger Baustein für eine gelungene Berufsorientierung“, sagt Staatssekretär Dr. Stefan Rudolph aus dem Wirtschaftsministerium, welches in den nächsten Jahren über ESF-Mittel diese hochwertige Form der Berufsvorbereitung mitfinanziert. Die Erfahrung „Ich kann ja was!“ sei enorm wichtig, um alle Schüler, aber vor allem auch jene mit schlechteren Ausgangsvoraussetzungen, frühzeitig und handlungsorientiert zu unterstützen“, betonte Dirk Heiden, Chef der Schweriner Arbeitsagentur. „Sie als Eltern haben einen maßgeblichen Anteil am Berufswahlprozess. Gemeinsam mit den Partnern des Projektes stehen wir an Ihrer Seite, damit die Kinder und Jugendlichen ihre Stärken erkennen, weiter entwickeln und zielführend nutzen.“
Wie stark selbst Achtklässler schon sind, zeigten am letzten Tag des Berufswahlparcours Mädchen und Jungen aus Hagenow. Zu ihrer Klasse gehört ein Junge aus Syrien, der nach der Flucht vor dem Krieg in seiner Heimat, seit gerade einmal 14 Tagen in Deutschland lebt. In englischer Sprache, mit Händen und Füßen, mit netten Gesten bezogen die Teenager ihren neuen Mitschüler in das Geschehen mit ein und machten allen vor, wie Integration ganz praktisch funktioniert. Dafür sollte „Learn about skills“ noch einen achten Stärkepunkt verteilen.