Schwerin – „Barrierearme Großereignisse in Mecklenburg-Vorpommern“ – das war das Thema einer am 18.01.2016 stattgefundenen Fachveranstaltung im Schweriner Bildungsministerium. Initiator dieser Veranstaltung waren die Mitarbeiter des gleichnamigen Projektes, Katharina Rupnow und Kevin Weltzien, die Veranstalter, Politiker, Touristiker und Vertreter der Betroffenenvereine aus dem Bundesland einluden.
Ziel der Veranstaltung – die selbstverständlich barrierefrei war – war das Zusammenbringen von verschiedenen Akteuren, die das Thema Barrierefreiheit auf ihre Art und Weise umsetzen, unterstützen und verbreiten können, um eine Nachhaltigkeit zu erreichen. Neben einem Vortrag der beiden Projektmitarbeiter referierten auch Dr. Christoph Jaehne (Referatsleiter Wirtschaftsministerium M-V), Bernd Fischer (Geschäftsführer Tourismusverband M-V), Matthias Crone (Bürgerbeauftragter des Landes M-V) und Toni Berndt (Kaufmännischer Direktor der Festspiele M-V gGmbH).
Besonders vor dem „demographischen Wandel und der somit älter werdenden Gesellschaft wird sich der Bedarf im Bereich der barrierefreien Infrastruktur allgemein vergrößern“, so Dr. Jaehne, der klar Stellung zum Thema Barrierefreiheit bezieht. Crone unterstrich dies und betonte noch einmal, dass der Anspruch die Barrierefreiheit sein muss und dass es da keine zwei Meinungen gibt. Von Veranstalterseite bezog Toni Berndt Stellung: „Die Motivation und auch erste Ideen für die Gestaltung von barrierefreien Veranstaltungen gab es schon länger, nur fehlte es uns an der notwendigen Kompetenz und Anleitung, dieses sehr umfangreiche Thema zu aller Zufriedenheit umzusetzen.
Umso mehr freuen wir uns über die Kooperation mit dem Projekt.“ Im Zuge dieser Kooperation wurde u.a. der Einsatz einer Gebärdensprachdolmetscherin bei drei Veranstaltungen etabliert. Dazu zählen das allseits beliebte „Kleine Fest im Großen Park“ im Ludwigsluster Schlosspark am 12. und 13.08.16, welches jährlich bis zu 18.000 Besucher anzieht sowie das Eröffnungskonzert (17.06.16 in Wismar) und das Abschlusskonzert (17.09.16 in Neubrandenburg) der Festspielsaison. Konzerte, vor allem mit klassischer Ausrichtung, in Gebärdensprache zu übersetzen, ist in Mecklenburg-Vorpommern bis dato einmalig, aber auch deutschlandweit eine Seltenheit.
„Uns ist es ein besonderes Anliegen, unsere Veranstaltungen allen Interessierten zugänglich zu machen. Wir hoffen, dass viele Menschen die neuen Angebote wahrnehmen und uns aktiv Rückmeldung geben. So können wir nachhaltig daran arbeiten, unser Programm barrierefrei zu gestalten“, betonte Berndt. In einer anschließenden Diskussionsrunde kamen auch die anderen teilnehmenden Gäste zu Wort. Zu den Gästen gehörten u.a. Vertreter der verschiedenen regionalen Tourismusverbände, aber auch Vertreter vom FC Hansa Rostock, der Sport- und Kongresshalle Schwerin, der Festspiele Wismar e.V., vom Landes- und Stadtmarketing Schwerin und Vorstandsmitglieder der Vereine und Verbände für Menschen mit Behinderungen.
Alle zeigten sich sehr interessiert an den informativen Vorträgen, der aktuellen Situation und dem, was bisher im Rahmen des Projektes erreicht werden konnte. Dennoch ist und bleibt die Sensibilisierung und Aufklärung der Veranstalter weiterhin ein wichtiger Bestandteil der Arbeit der beiden Projektmitarbeiter. Dies ist ein fortlaufender und sehr weitreichender Prozess, der nicht von heute auf morgen umgesetzt werden kann. „Barrierefreiheit wird oft mit Rollstuhlgerechtigkeit gleichgesetzt“, so Kevin Weltzien. Aussagen wie „Wir haben eine Rampe und eine behindertengerechte Toilette, wir sind barrierefrei.“ bringen ihn und seine Kollegin oft zum Schmunzeln.
Frank Markwardt von den Festspielen Wismar e.V. hingegen weiß bereits schon jetzt, dass Barrierefreiheit über Rollstuhlgerechtigkeit hinausgeht. So findet am 24.07.16 eine barrierefreie Theateraufführung des „Faust“ statt, die mit einer Übersetzung in Gebärdensprache, in Schrift und mit Audio-Kommentar fast einmalig in Deutschland sein wird. Bei der Diskussion kam seitens der Veranstalter eine Frage immer wieder auf: Wer soll die teilweise hohen Kosten für die barrierefreie Umsetzung von Veranstaltungen übernehmen?
Dies konnte im Rahmen der Veranstaltungen nicht geklärt werden. Noch müssen Veranstalter die Kosten alleine tragen. Dennoch lassen sich nicht alle davon abschrecken, wie die Festspiele M-V und Festspiele Wismar e.V. als Vorreiter in Mecklenburg-Vorpommern eindrucksvoll zeigen. Katharina Rupnow zieht insgesamt ein sehr positives Resümee: „Die Veranstaltung fand großen Anklang, worüber wir uns als Initiatoren natürlich sehr freuen. Wir wissen, dass in dem Bereich der Großveranstaltungen noch viel im Hinblick auf die Barrierefreiheit getan werden muss, aber ich denke, wir sind auf einem guten Weg. Und mit den Festspielen M-V und den Festspielen Wismar haben wir auf jeden Fall tolle Partner mit an Bord, die das was sie sagen auch definitiv in die Tat umsetzen werden.“
Auch aus Sicht des Tourismusverbandes M-V gab es positives Feedback: "Wir freuen uns über die gelungene Veranstaltung und die vielen zusammengekommenen Akteure aus Mecklenburg-Vorpommern. Damit wurde noch einmal deutlich, wie wichtig es ist, weitere barrierefreie Angebote zum Beispiel auch im kulturellen Bereich zu schaffen und miteinander zu vernetzen. Die Servicekette muss für Gäste unseres Landes möglichst geschlossen werden, barrierefreie Hotels und Pensionen reichen dafür längst nicht aus. Insofern begrüßen wir auch die Initiativen für mehr Barrierefreiheit im Umfeld von Großveranstaltungen" so Bernd Fischer.
Möchten Sie mehr zur Arbeit von „Barrierearme Großereignisse in M-V“ wissen oder auch eine Veranstaltung besuchen, die Ihnen bisher noch nicht zugänglich ist, dann nehmen Sie gern Kontakt zu Katharina Rupnow oder Kevin Weltzien auf:
Tel. 0385-3000 815
Mobil: 0160-859 02 27
Fax: 0385-3041799
E-Mail: barrierefrei@hdb-sn.de
Homepage: www.hdb-sn.de
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