Schwerin – Bei der diesjährigen Wintervogelzählung meldeten bundesweit über 86.000 Naturinteressierte dem NABU und dem Landesbund für Vogelschutz in Bayern ihre Beobachtungen. Dabei wurden am Aktionswochenende vom 8. bis 10. Januar mehr als 2,4 Millionen Vögel erfasst. Der Haussperling steht wieder bundesweit auf dem 1. Platz, gefolgt von Kohlmeise und Blaumeise.
In Mecklenburg-Vorpommern beteiligten sich über 2.600 Vogelbegeisterte an den Erfassungen und meldeten mehr als 86.000 Vögel aus über 1.700 Gärten. "Das sind über 250 Naturfreunde mehr als im Vorjahr", freut sich NABU-Landesgeschäftsführerin Dr. Rica Münchberger. "Dafür war wohl nicht zuletzt das wunderbare Wetter am Zählwochenende verantwortlich."
Hausspatz bleibt an der Spitze / Amsel am weitesten verbreitet
Auch hierzulande wurde der Haussperling als häufigster Wintervogel gezählt. Und mit durchschnittlich etwas mehr als zwölf Spatzen pro Garten sind diese in Mecklenburg-Vorpommern sogar doppelt so häufig wie im bundesweiten Durchschnitt, wo nur sechs Haussperlinge pro Garten gezählt wurden. Auch auf Platz zwei gibt es einen Unterschied zum bundesweiten Trend: Hier liegt – wie im Vorjahr – der Feldsperling, der es bundesweit nur auf den vierten Platz geschafft hat. Erst danach, auf Platz 3, folgt die Kohlmeise. Die am weitesten verbreitete Vogelart in den Gärten Mecklenburg-Vorpommerns ist sie in diesem Jahr jedoch nicht mehr. Hier hat die Amsel ihr den Rang abgeflogen, denn sie ist in über 96 Prozent der Gärten des Landes vertreten, die Kohlmeise dagegen nur in 93 Prozent. Zu den Top Ten zählen außerdem Blaumeise, Grünfink, Elster, Buchfink, Rotkehlchen und Ringeltaube.
Die große Überraschung des Jahres steht bislang auf Platz zwölf der häufigsten Arten – deutschlandweit sogar auf Platz neun: Der Erlenzeisig ist der Shootingstar des Winters. Im Vergleich zum Vorjahr (damals Platz 20) wurde der kleine gelbgrüne Finkenvogel in Mecklenburg-Vorpommern fast dreimal, bundesweit sogar mehr als viermal häufiger gezählt. Nach derzeitiger Datenlage konnte die Art deutschlandweit fast in jedem fünften Garten entdeckt werden, bei durchschnittlich 1,2 Vögeln pro Garten. „Grund für diese Zahlen ist eine so genannte Invasion aus dem Norden. Sie tritt ein, wenn die Zeisige in Skandinavien im Sommer besonders viele Junge aufgezogen haben, für die das Futterangebot dort im Winter nicht ausreicht“, erläutert Lars Lachmann, NABU-Vogelexperte. Bereits ab Juli 2015 hatten Ornithologen verstärkten Zuzug von Erlenzeisigen aus dem Norden beobachtet. Das bestätigen jetzt auch die ersten Ergebnisse der Stunde der Wintervögel.
Auch der Stieglitz – Vogel des Jahres 2016 – wurde in diesem Jahr in Mecklenburg-Vorpommern wieder häufiger gesichtet. Waren es im vergangenen Jahr nur 184 Exemplare, wurden in diesem Jahr mehr als 620 Stieglitze gemeldet. Ob sich daraus ein Trend ableiten lässt oder dies nur an seiner erhöhten Popularität als Jahresvogel liegt, bleibt abzuwarten. Das endgültige Ergebnis der „Stunde der Wintervögel“ steht Ende Januar fest.
Schwesteraktion "Stunde der Gartenvögel" im Mai
Auch im Frühjahr können Naturfreunde dem NABU bei der Bestandserfassung helfen. Vom 13. bis 15. Mai findet die bundesweite Schwesteraktion „Stunde der Gartenvögel“ statt. Dann stehen die Brutvögel in den Gärten und Parks im Mittelpunkt des Interesses. Die langfristig angelegten Zählaktionen liefern Vogelschützern wertvolle Informationen über Bestandstrends und Hinweise zum nötigen Schutz der Artenvielfalt.