Rostock – Armaturen, Bohrhammer, Kanthölzer, Plexiglas, Schrauben oder Zement – Baumärkte sind wahre Paradiese für Selbermacher. Aber auch wenn die Auswahl in den Regalen scheinbar immer größer wird, handeln selbst die Giganten vor allem Standardprodukte. Das ist die Chance für Fachhändler. Denn trotz des hohen Preisdrucks haben sie viele Trümpfe in der Hand. Die wichtigsten sind fachkundiges Personal und umfassender Kundenservice, sagt Peter Friedrichs, stellvertretender Landeschef MV des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik (BME). „Was ist zum Beispiel, wenn ein Arbeitsgerät umfällt und dabei ein Hebel abbricht? Im Baumarkt gibt es dafür kaum Ersatz, wohl aber beim Fachhändler. Er leistet sich ein aufwendiges Lager, damit Geräte nicht wochenlang rumstehen, bloß weil ein simples Teil fehlt. Welcher Kunde will schon ewig auf ein Ersatzteil warten oder selbst beim Hersteller anrufen, wenn er denn überhaupt herausbekommt, wer das Ding gebaut hat?“
Wenn ein Kunde sozusagen achteckige Eier haben will, kommt auch der gut sortierte Fachhandel an seine Grenzen. Dann schlägt die Stunde von Firmen wie der VETEC Zerspanungs- und Feinwerktechnik GmbH aus Rostock. Das heute in Schutow ansässige Unternehmen wurde bereits 1992 von Dr.-Ing. Horst Reichart gegründet als Fertigungsbetrieb für den Qualitäts-Feinwerkbau. Aus verschiedenen Werkstoffen entstehen hoch präzise und komplexe Bauteile, zum Beispiel Dosiereinrichtungen für medizinische Apparaturen, Gehäuse für empfindliche Sensoren, zarte Verkleidungen oder stabile Formen. In der schmucken Produktionshalle auf dem alten Schiffselektronik-Gelände klingt und riecht es nach mechanischer Fertigung. An einem der CNC-Bearbeitungszentren fräst sich das Werkzeug durch einen schwarzen Kunststoffklotz. Die Drehbank nebenan spuckt weitere Bauteile aus. Einige müssen noch gehärtet oder beschichtet werden. Dann wird alles zusammengebaut, zu sogenannten Werkstückträgern. Schon in wenigen Tagen sausen sie auf einem Fließband durch die Fertigung bei ZF TRW in Laage. Auf diesen Werkstückträgern werden dann Gasgeneratoren für lebensrettende Airbag-Systeme montiert. Andere VETEC-Kunden sind in der Luft- und Raumfahrt zu Hause, messen Bäume aus bevor sie gefällt werden, bauen Wasseraufbereitungsanlagen oder rüsten Feuerwehren aus. Auch Institute und Forschungseinrichtungen bestellen regelmäßig Bauteile. In der sehr guten Jahresbilanz 2015 steht der moderne Maschinenpark als größter Firmenwert. Für Geschäftsführerin Dipl.-Ing. Karen Went ist das aber ihr Team. Denn die 26 Facharbeiter und Ingenieure garantieren die gleichbleibend hohe Qualität, so die Tochter des Firmengründers. „Verlässlichkeit ist unser Aushängeschild. Die lange Liste der Stammkunden, mit denen wir oft seit mehr als zehn Jahren eng zusammenarbeiten, ist dafür wohl der beste Beleg. Und treue Kunden sind die Basis für den Unternehmenserfolg.“
Auch wenn die Auftragsbücher gut gefüllt sind, präsentiert sich die Firma in diesem Jahr erneut auf dem Lieferantentag Mecklenburg-Vorpommern. Und die VETEC-Chefin nutzt am 16. März selbst die Chance, sich umzugucken. „Denn Auswahl und Pflege der Lieferanten ist ein Dauerthema. Vielleicht ergeben sich neue Unternehmenskooperationen mit Partnern in der Nähe“, so Karen Went. Die Stadthalle Rostock ist auch zur 15. Auflage der eintägigen Kontaktbörse schon jetzt wieder fast ausgebucht, so die Organisatoren vom BME-Landesverband – meist Firmenchefs oder Unternehmer im Ruhestand. Unterstützung kommt auch von den Wirtschaftskammern im Land. Erwartet werden bis zu 150 Fachhändler, Produzenten und Logistiker sowie rund 800 Fachbesucher. Gastland in diesem Jahr ist Dänemark. Mehrere Firmen von der anderen Seite der Ostsee präsentieren sich an einem Gemeinschaftsstand. Und auch dänische Einkäufer haben sich angemeldet. Der Eintritt zur Fachbesuchermesse ist frei.