Schwerin – Der Plan des Mecklenburgischen Staatstheaters in Schwerin, für die Aufführungen der Oper Aida im Juli und August dieses Jahres einen Elefanten zu nutzen, hat heftigen Protest von Tier- und Artenschutzorganisationen hervorgerufen.
An insgesamt 23 Spieltagen soll ein Elefant des Zirkusdompteurs Sonni Frankello auf einem Lkw aus dem rund 65 Kilometer entfernten Platschow in die Landeshauptstadt transportiert werden. In einem gemeinsamen Schreiben fordern die Verbände animal public, Bund gegen Missbrauch der Tiere, Elefanten-Schutz Europa, PETA, Pro Wildlife und VIER PFOTEN den Kultusminister Mathias Brodkorb auf, die Elefantennutzung aus Tierschutzgründen und wegen des hohen Risikopotenzials für Menschen zu untersagen. Im Juni vergangenen Jahres hatte ein Elefant, von den Behörden und Schausteller stets als ungefährlich bezeichnet, in Buchen (Baden-Württemberg) einen Passanten angegriffen und getötet. Auch ein Mitglied der Familie Frankello wurde 2007 von einem Elefanten lebensgefährlich verletzt. Nach einem, vor wenigen Wochen, gefassten Beschluss der Stadtvertretung dürfen Elefanten künftig nicht mehr auf städtischen Flächen in Schwerin auftreten.
„Der Einsatz eines Elefanten für die Schlossfestspiele wäre ein Schlag ins Gesicht für den Tierschutz. Ob Zirkusmanege oder Aida-Oper – eine Elefantennummer ist und bleibt Tierquälerei“, so Peter Höffken, Fachreferent für Tiere in der Unterhaltungsbranche bei PETA. „Kultusminister Brodkorb muss handeln und den Einsatz der Elefanten bei Aida untersagen.“
„Unfälle mit Elefanten im Zirkus betreffen nicht nur Dresseure", so Olaf Töffels vom Verein Elefanten-Schutz Europa. Kein Tierlehrer könne mit Gewissheit voraussagen, welcher Elefant immer und in jeder Situation handzahm bleibt, wie der jüngste Todesfall in Buchen beweise. „Auch Mitwirkende und das Publikum in Schwerin könnten durch den Elefanten zu Schaden kommen. Zudem sind die Belastungen durch den Transport – täglich 130 km hin und zurück oder fast 3.000 Kilometer in fast einem Monat – für die Elefanten noch mal weit höher als sonst schon im Zirkus. Erschwerend käme hinzu, dass die Elefantin an jedem Auftrittstag von ihren gewohnten Artgenossinnen getrennt würde."
Allein in den Jahren 2009 bis 2013 wurden 23 Ausbrüche von Elefanten aus deutschen Zirkusbetrieben bekannt; die Dunkelziffer dürfte weitaus höher liegen. Dabei wurden mehrere Menschen verletzt und es entstand erheblicher Sachschaden. Statistiken des Vereins Elefanten-Schutz-Europa zufolge wurden in Zirkus- und Showbetrieben in Europa und Nordamerika seit 1980 mindestens 52 Personen von Elefanten getötet und ca. 145 Personen teilweise schwer verletzt. Die Gefahr von Elefanten im Zirkus, beruht vor allem auf der Unterwerfung der Tiere mit tierschutzwidrigen Mitteln. Dazu zählt der Einsatz des Elefantenhakens, ein Stock mit einem spitzen Metallhaken, mit dem die Tiere bei Bedarf zum Gehorsam gezwungen werden. Dadurch besteht jederzeit die Gefahr, dass auch Elefanten, die jahrelang als friedlich galten, plötzlich „ausrasten“ und Menschen angreifen.
In der vergangenen Woche hat das Land Hessen einen Entschließungsantrag für ein Wildtierverbot im Zirkus in den Bundesrat eingebracht – die Länderkammer hatte bereits 2003 und 2011 entsprechende Anträge gefasst. Die Bundesregierung hat die Forderung bis heute nicht umgesetzt – im Gegensatz zu 18 europäischen Ländern wie beispielsweise Belgien, die Niederlande und Österreich, die bereits bestimmte Tierarten im Zirkus verboten haben. Einer repräsentativen forsa-Umfrage vom Mai 2014 zufolge vertreten 82 Prozent der Deutschen die Auffassung, dass Wildtiere nicht artgerecht im Zirkus gehalten werden können. Auch die Bundestierärztekammer spricht sich für ein Wildtierverbot im Zirkus aus.