Schwerin – Am 26. Februar dieses Jahres läuteten nach dem Fund radioaktiven Materials im Hausmüll bei der Schweriner Abfall- und Entsorgungsgesellschaft mbH (SAS) die Alarmglocken. Feuerwehrleute in Strahlenschutzanzügen untersuchten daraufhin eine Umschlaghalle der SAS im Stadtteil Großer Dreesch, von der aus der Hausmüll zur Endanlage transportiert wird. Für die Mitarbeiter des Unternehmens bestand keine Gefahr.
Dennoch hat sich die SAS schon vor einigen Wochen auf die Spurensuche begeben, da in den vergangenen zwölf Monaten bereits vier Mal radioaktive Stoffe im Schweriner Hausmüll gefunden worden waren. „Wir sind schon seit längerer Zeit auf der Suche nach der Ursache für dieses Problem. Der jüngste Fall hat uns nochmals die Dringlichkeit bestätigt“, erklärte Andreas Lange. Nach der Analyse des Tourenplans der Fahrzeuge führte er zusammen mit der Feuerwehr unangekündigte Stichproben im Stadtgebiet durch.
Dabei kam ein eigens angeschafftes mobiles Strahlenmessgerät zum Einsatz. Während der etwa 30 Kontrollen sei zwar noch nichts gefunden worden. „Trotzdem konnten wir schon einen Kreis von Verdächtigen eingrenzen“, sagte der Assistent der SAS-Gesch.ftsführung. Nach seinen Angaben wurden alle bisherigen Alarme von kontaminierten Windeln für Erwachsene ausgelöst. Als Strahlungsquelle wurde fast immer das Radionuklid Jod-131 festgestellt, das häufig in der Medizin bei der Diagnose von Schilddrüsenkrankheiten eingesetzt wird.
Es baut sich nach etwa acht Tagen ab. Auch das in einem Beutel mit Windeln nachgewiesene Lutetium-177 wird in der Nuklearmedizin eingesetzt. „Wir vermuten, dass die Patienten sehr frühzeitig entlassen wurden und sie die kontaminierten Windeln einfach über den Hausmüll entsorgt haben“, so Andreas Lange. Dass es sich dabei um das illegale Entsorgen radioaktiven Materials handele, sei sicher den wenigsten bekannt. Deshalb appelliere er an die Patienten und deren Angehörige, die Windeln noch einige Tage separat aufzubewahren, bevor sie in die Mülltonne kommen.
An erster Stelle stünde jedoch die fachgerechte Entsorgung, für die es spezielle Behälter gebe. Der finanzielle Schaden für den Schweriner Abfallentsorger ist bereits im hohen fünfstelligen Bereich angekommen. Andreas Lange kündigte an, dass zunächst mit den medizinischen Einrichtungen Kontakt aufgenommen wird, die offiziell mit den radioaktiven Stoffen arbeiten dürfen. Es gehe dabei vor allem um Aufklärung über den sachgemäßen Umgang mit diesen Materialien, der gesetzlich vorgeschrieben ist. Parallel dazu sollen die Stichproben fortgesetzt werden.