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Herausforderungen durch Zuwanderung steigen

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Schwerin – Die Herausforderungen durch Zuwanderung sind in den vergangenen zwei Jahren gestiegen, aber das engmaschige Netzwerk zur Integration von Asylsuchenden, Flüchtlingen und Menschen mit Migrationshintergrund in Schwerin hat sich als tragfähig erwiesen und konnte weiter ausgebaut werden. Das ist das Fazit des zweiten Statusberichts zur Umsetzung des Integrationskonzeptes in der Landeshauptstadt. „Wir in Schwerin können Integration. Auch weil wir schon 2011 als erste Stadt in Mecklenburg-Vorpommern ein durchdachtes Integrationskonzept erarbeitet haben, das nicht nur die Unterbringung, sondern auch den Spracherwerb, die berufliche Integration und Gesundheitsversorgung sowie soziale, kulturelle und politische Teilhabe umfasst“, so Oberbürgermeisterin Angelika Gramkow bei der Vorstellung des Statusberichts.

An der Erstellung des Berichtes waren die fünf Arbeitstische des Netzwerkes Migration maßgeblich beteiligt. Auf dem Prüfstand standen mit den Themen „Kinder und Jugendliche“, „Arbeit und Beruf“, „Gesundheit, Pflege, Soziales“, „Sport, Kultur und Freizeit“, „Interreligiöser Dialog“ und „Politische Partizipation“ sowie „Integration als Politikfeld der Kommune“ die einzelnen Handlungsfelder des Integrationskonzeptes. „Dabei ging es um umgesetzte oder begonnene Projekte, die Arbeitsschwerpunkte für die nächsten zwei Jahre und den weiteren Handlungsbedarfs“, erläutert der Integrationsbeauftragte Dimitri Avramenko.

Zusätzliche Akteure sind im Bereich der Flüchtlingshilfe hinzugekommen: Neben zwei Integrationslotsen (seit 1. Juni 2015) stehen in der Stadtverwaltung eine Bildungslotsin (seit 1.1.2016) für die Betreuung zur Verfügung. Dem Integrationsbeauftragten steht eine Servicestelle Integration für die Vernetzung der haupt- und ehrenamtlichen Hilfe zur Verfügung. Im Stadtteilbüro Mueßer Holz wurde eine Ehrenamtskoordinatorin (seit August 2015) eingestellt. Das Ehrenamt hat sich in der „Flüchtlingshilfe in Nachbarschaft“ und der „Flüchtlingshilfe Schwerin“ organisiert.

Schnellen Zugang zu Bildungsangeboten organisieren

„Die größte Herausforderung ist es, den schnellen Zugang zu jeder Form Bildungsangeboten zu organisieren. Das erhöht die Chance einer erfolgreichen Integration um ein Vielfaches“, so der Integrationsbeauftragte. Ziel ist es daher, mit der neuen  Kindertagesstätten-Bedarfsplanung frühestmöglich die Betreuung in Wohnortnähe abzusichern und Angebote zur sprachlichen Förderung unabhängig von der Herkunft der Kinder weiter auszubauen.  Die Anpassung der Schulentwicklungsplanung steht vor der Herausforderung, die erforderlichen Deutsch-als-Zweitsprache (DAZ)-Kurse bzw. Integrationskurse zum parallel stattfindenden Schulunterricht zu ermöglichen.

Interkultureller Austausch keine Einbahnstraße

„Bewährt haben sich in Schwerin die dezentrale Unterbringung von Asylsuchenden und Flüchtlingen und die gelebte Willkommenskultur in den fünf Welcome-Cafés im gesamten Stadtgebiet“, so Oberbürgermeisterin Gramkow.  Dabei ist interkultureller Austausch auch außerhalb der jährlich stattfindenden Interkulturelle Woche keine Einbahnstraße: Erlebnispädagogische Projekte wie „Flüchtling für einen Tag“ oder die Wanderausstellung „anders?-cool“ über die Lebenssituation junger Migranten gehören ebenso dazu wie „interkulturelle Trainings“ in der Stadtverwaltung und der Arbeitsagentur oder bei Arbeitgebern im Hotel- und Gaststättenverband.

Spracherwerb unabhängig vom Aufenthaltsstatus

Spracherwerb ist auch für die berufliche Integration zwingend. „Wir wollen den Menschen das Erlernen unserer Sprache unabhängig vom Aufenthaltsstatus frühzeitig ermöglichen, um ihre Eigenständigkeit und gesellschaftliche Integration zu fördern“, betont Avramenko. Entsprechende Sprachkurse wurden und werden in Schwerin durch die Arbeitsagentur finanziert und u.a. durch die Volkshochschule angeboten.

Zu den wichtigen Vorhaben gehört es, die Bildungsangebote für Migrantinnen und Migranten transparenter zu machen und die mehrsprachigen Informationen z.B. über das Gesundheitswesen auszubauen. So soll der mehrsprachige  Ratgeber „Bildungswege in Schwerin“ aktualisiert und auch in arabischer Sprache veröffentlicht und in der Datenbank Bildungsnetz M-V entsprechende Angebote in der Rubrik „Migration“ gebündelt werden, Patienteninformationen in verschiedenen Sprachen erarbeitet und Informationsveranstaltungen zu gesundheitlichen Fragen unter Beteiligung von Krankenkassen in den Herkunftssprachen angeboten werden.

Einbeziehung in arbeitsmarktpolitische Maßnahmen

Zur Verbesserung der Erwerbstätigkeit bezieht das Jobcenter Menschen mit Migrationshintergrund bei Eignung anteilig in alle arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen ein. Die IHK führt Beratungen und Anerkennungsverfahren für ausländische Berufsabschlüsse durch, aquiriert Praktikumsstellen für die Berufsorientierung ein und berät kostenlos bei Existenzgründungen.

Die Kreishandwerkerschaft Schwerin beteiligt sich bis 2019 an einem Verbundprojekt (KAUSA), das Jugendliche mit Migrationshintergrund und junge Flüchtlinge verstärkt für eine duale Ausbildung im Handwerk gewinnen wird.

Der im März 2013 geschaffene Dolmetscherpool mit jetzt 41 Frauen und 21 Männern und einem Angebot von  22 Sprachen, hat in drei Jahren fast 1000 Einsätze geleistet. Die Sprachmittler werden vor allem bei Arztbesuchen und Behördengängen  (Jobcenter, Stadtverwaltung) intensiv genutzt.

Fortgeführt wurden sportliche Aktivitäten in Zusammenarbeit mit Vereinen und dem Landesportbund M-V im Programm „Integration durch Sport“.

Die  Fakten:

  • Seit Ende 2013 ist der Anteil von Menschen ohne deutsche Staatszugehörigkeit in Schwerin um mehr als 50 Prozent gestiegen. Lebten laut Ausländerzentralregister am 31.12.2013 noch 3775 Ausländerinnen und Ausländer in Schwerin, so waren es bis März diesen Jahres 5914 (plus 56,7 Prozent)
  • Mehr als ein Drittel der 723 derzeit in Schwerin dezentral untergebrachten Flüchtlinge sind Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren (249 Personen).
  • Lag der Anteil der Einwohner mit Migrationshintergrund am 31.12.2012 noch bei 6,8 Prozent, so stieg er bis 31.03.2016 auf 9,2 Prozent. Waren die Menschen mit Migrationshintergrund 2012 noch zu fast 46 Prozent deutsche Staatsbürger, so waren es 2016 rund 35 Prozent.
  • Kamen 2013 die meisten in Schwerin lebenden Ausländer aus der Ukraine und Russland, so ist im Mai 2016 die Gruppe der Syrer (1165) deutlich größer als die der Ukrainer (787) und Russen (481). Aufgeholt haben die Chinesen, die 2013 noch gar nicht in der Statistik ausgewiesen waren und jetzt mit 370 Personen die viertgrößte Gruppe sind.
  • Auch der Aufenthaltsstatus der in Schwerin lebenden Ausländer hat sich verändert: 2013 hatte fast die Hälfte einen unbefristet Aufenthaltserlaubnis, 2016 nur 23,5 Prozent.
  • Im Durchschnitt erhalten jedes Jahr 82 Schwerinerinnen und Schweriner die deutsche Staatsbürgerschaft, seit 1991 waren es 2198.
  • Der Anteil der Ausländer an den sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten lag 2013 bei 1,2 Prozent und ist inzwischen auf 2,1 Prozent gestiegen. Ihr Anteil an der Bevölkerung ist damit fast dreimal höher als ihr Anteil an den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten.
  • Die Arbeitslosenquote ist von 25,7 Prozent (2013) auf 38,4 Prozent gestiegen, während sie sich bei deutschen Arbeitnehmern weiterhin um 10 Prozent bewegt.
  • Fast jeder zehnte Inhaber eines Gewerbebetriebs (9,27 Prozent) ist Ausländer. 2013 waren es 8,13 Prozent.
  • Bei der Neuwahl der Stadtvertretung 2014 wurden zwei Stadtvertreter mit Migrationshintergrund in das Kommunalparlament gewählt (Anteil 4,5 Prozent). In den 17 Ortsbeiräten sind 3,3 Prozent der berufenen Mitglieder Migrantinnen oder Migranten.
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