Schwerin – „Ich lebe seit 13 Jahren in Schwerin und habe mich mit meinen Themen immer eher alleine gefühlt“, sagt Ralf Göttlicher vom Weltladen Schwerin. „Das hat sich komplett geändert. Vergangenes Jahr habe ich ein umfangreiches Training für Menschen gemacht, die entwicklungspolitische Bildungsarbeit machen. Daraus ist eine Vernetzung mit anderen Akteur*innen in Schwerin entstanden. Und seither bin ich enorm motiviert.“
Kathleen Veit arbeitet als Eine-Welt-Promotorin für den Rostocker Verein Soziale Bildung (Sobi) und die neue Form der Vernetzung ist auch ihr Verdienst. Sie hat einen großen Teil der Seminarmodule der TrainerInnenausbildung geleitet und die Treffen in der Netzwerkgruppe angeschoben. „Bildungsarbeit ist Beziehungsarbeit“, sagt sie, „ich freue mich sehr, dass unsere Versuche, eine bessere Vernetzung und Verbindung der Gruppen untereinander hinzubekommen, funktioniert haben.“ Ihre Rolle als Promotorin sieht sie so: „Mich im besten Fall überflüssig machen.“ Sie selbst unterstützt und vernetzt die Gruppen, mit der inhaltlichen Arbeit hat sie weniger zu tun.
Das Sich-Überflüssig-Machen hat sie in Schwerin möglicherweise bald erreicht. Einmal im Monat treffen sich seit Mai Akteure von Arbeit und Leben, vom BUND, der BUNDjugend, Attac, Amnesty, Coleurs Afrik, der Initiative Ästhetik und Nachhaltigkeit, dem Weltladen, dem Diakonischen Werk MV und der Verein Lokalen Agenda 21. Es geht um gemeinsame Terminkalender, das Überwinden von strukturellen Schwierigkeiten. Und um gemeinsame Aktionen.
So kam beim letzten Treffen in der vergangenen Woche eine Veranstaltungsidee auf: Ein Kleiderkreiselnachmittag mit Informationen zu fairer Kleidung. Anita Gröger vom Verein Lokale Agenda 21 hatte die Aktion vorgeschlagen. Ich finde die Treffen fantastisch. Es geht wirklich darum, was gemeinsames zu machen, nicht nur Leute für eigene Aktionen zu gewinnen.“ sagt sie. "Ohne die professionelle Begleitung wäre das gar nicht denkbar.“ Der Tag ist fürs Frühjahr fest eingeplant, es wird eine Gemeinschaftsveranstaltung der Gruppen werden. Und ist nicht die einzige: Einige der Akteur*innen treffen sich außer auf den Vernetzungstreffen auch bei den Treffen zur Vorbereitung der Entwicklungspolitischen Tage. Insgesamt haben sie in Schwerin sechs Veranstaltungen zum Jahresthema Krieg_Frieden auf die Beine gestellt, Höhepunkt ist der familienfreundliche Thementag „Frieden und Krieg to go – Angebote und Berichte, Hintergründe und Workshops zum mitnehmen“ am 12. November im Ataraxia. Auch dessen Organisation ist eine Gemeinschaftsarbeit unterschiedlicher Schweriner Gruppen.
„Einer hat Kontakte für einen Raum, ein anderer kennt einen geeigneten Referenten, der dritte hat eine Idee für die Kinderbetreuung“, sagt Kathleen Veit, „auf mehrere Schultern verteilt ist so eine Veranstaltung ganz anders zu realisieren als für eine Gruppe alleine."
Eine-Welt-Promotor*innen gibt es in allen Bundesländern. In Mecklenburg-Vorpommern werden sie vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, der Stiftung für Norddeutsche Zusammenarbeit und Entwicklung und dem Land finanziert.