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Schwerin bekommt 13 neue Stolpersteine

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Schwerin – Seit 2006 erinnern auch in Schwerin Stolpersteine an Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Hinter jedem steckt ein Einzelschicksal, das mit wenigen Eckdaten auf einer 10 mal 10 Zentimeter großen Messingplatte dokumentiert ist. Die Stolpersteine werden jeweils vor dem letzten selbst gewählten Wohnort des Opfers in den Gehweg eingelassen. 64 Stolpersteine sind in der Landeshauptstadt seit 2006 bereits verlegt worden – finanziert aus Spenden von Bürgerinnen und Bürgern, denen es wichtig ist, dass Geschichte lebendig bleibt. Nun kommen 13 neue hinzu.

Ins Leben gerufen wurde das europaweite Erinnerungsprojekt „Stolpersteine“ von dem Kölner Aktionskünstler Gunter Demnig. Inzwischen liegen sie in 1099 Orten Deutschlands und in zwanzig Ländern Europas. Demnig war es von Anfang an wichtig, dass seine Stolpersteine nicht nur für bestimmte Opfergruppen stehen, sondern gleichermaßen an Juden und Christen, Sozialdemokraten, Kommunisten und Gewerkschafter, Opfer von Euthanasie oder Denunziation erinnern. So hat z.B. auch ein Wehrmachtsangehöriger in Schwerin einen Stolperstein: Der Schweriner Gustav Rühlke war standrechtlich erschossen worden, weil er den gescheiterten Attentatsversuch von Georg Elser auf Adolf Hitler bedauert hatte.

Am 15. Juni sollen 13 weitere Steine vor acht Wohnhäusern in den Gehweg eingelassen werden – es ist bereits die sechste Verlegung seit 2006. Auch Gunter Demnig ist wieder mit dabei. „Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist, heißt es. Deshalb ist es wichtig, dass man auch in Schwerin über diesen Teil unserer Geschichte buchstäblich stolpert“, so Oberbürgermeister Rico Badenschier. Er wird am Donnerstag bei der Verlegung der Stolpersteine selbst mit Hand anlegen.

Zum Beispiel für Gerhard Borgwardt, der nur 31 Jahre alt wurde. Er litt an Epilepsie, die ersten heftigen Krampfanfälle bekam er mit 6 Jahren. 1920 kam Gerhard Borgwardt in das Kinderheim Lewenberg, wo er die Anstaltsschule sieben Jahre lang besuchte. Danach lebte er bei seiner Mutter im zweiten Stock des Hinterhauses in der Bergstraße 22 und wurde mit häuslicher Arbeit beschäftigt. Am 10. Oktober 1935 wurde er mit der Diagnose „erbliche Fallsucht mit Intelligenzdefekt“ in der Heil- und Pflegeanstalt Sachsenberg stationär aufgenommen und im März 1936 auf Beschluss des Erbgesundheitsgerichts Schwerin zwangssterilisiert. Am 18.7.1941 wurde er zusammen mit 140 anderen Patienten von Sachsenberg nach Bernburg transportiert und dort noch am gleichen Tag in der Gaskammer ermordet.

Am Donnerstagvormittag  werden in Schwerin 12 weitere Stolpersteine verlegt: in der Wittenburger Straße 51  (Frieda Donath), im Jungfernstieg 1 (Rosalie Kohls, Erika Kohls), in der Bornhövedstraße 82 (Max Olivenstein, Gitta Olivenstein, Siegmund Olivenstein), der Robert-Koch-Str. 8 (Adolf Brandt, Ida Brandt), am Schweinemarkt 4 (Ulla Hirsch), in der Apothekerstraße 43 (Ella Salomon) und in der Baderstraße 1 (Blanka Hirsch, Pauline Salomon). Im Anschluss an die Verlegung  werden sich Vertreter der AG Stolpersteine auf dem Schweriner Marktplatz um 11 Uhr zu einer Einweihungsfeier versammeln, an der auch Oberbürgermeister Rico Badenschier und Gunter Demnig teilnehmen.

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