Schwerin – Nachdem das in den letzten Wochen noch einmal zurückgekehrte Winterwetter vielen ehrenamtlichen Krötenzaunbetreuern einen Strich durch die Rechnung gemacht hat, stehen jetzt alle in den Startlöchern. Ab einer Nachttemperatur von etwa fünf Grad Celsius machen sich Frösche, Kröten und Molche auf ihre jährliche Wanderschaft zu den Laichgewässern. „Vor allem der Regen wird dafür sorgen, dass sich die Tiere wohl bald auf den Weg machen“, berichtet Ulf Bähker vom NABU Mecklenburg-Vorpommern. Zusammen mit ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern hat er heute in Schwerin den Amphibienschutzzaun an der Babenkoppel aufgebaut. Entlang der Straße wurden 200 Meter Schutzzaun gezogen und zwanzig Sammelbehälter in den Boden gegraben. Darin sammeln sich die zum Laichgewässer wandernden Tiere und werden so vor dem drohenden Verkehrstod geschützt. Ein- bis zweimal täglich werden die Leitzäune und Eimer von den vorwiegend ehrenamtlichen Betreuern kontrolliert, die Tiere bestimmt, statistisch erfasst und schließlich über die Straße in Richtung Laichgewässer getragen und freigelassen.
In allen Teilen des Landes werden sich in den nächsten Wochen Kröten und Frösche aus ihren Winterquartieren auf den Weg zu ihren Fortpflanzungsgewässern machen. Im besten Fall erreichten sie unversehrt ihr Laichgewässer. Doch leider drohen den Amphibien vielfältige Gefahren bei ihren Frühjahrswanderungen. Insbesondere die Querung von Straßen bedeutet für viele nach wie vor das Todesurteil. Immerhin benötigt eine Erdkröte rund 20 Minuten, um eine sieben Meter breite Straße zu überqueren. Der NABU bittet deshalb Autofahrer, während der Amphibienwanderung besonders vorsichtig zu fahren und Rücksicht auf liebestrunkene Lurche zu nehmen. Überall, wo Kröten, Frösche und Molche unterwegs sind, gilt Tempo 30 als richtige Antwort, um die Tiere nicht unnötig zu gefährden. „Manchmal bleiben die Kröten sogar längere Zeit auf der warmen Fahrbahn sitzen und werden dann ein leichtes Opfer anrollender Autos“, erklärt der Landschaftsökologe Falk Ortlieb vom NABU. Eine oft unterschätzte Gefahr sei auch der Strömungsdruck der Fahrzeuge. Bei Geschwindigkeiten über 30 Stundenkilometern würden auch Amphibien getötet, die am Straßenrand sitzen, denn der Strömungsdruck der Autos bringe ihre inneren Organe zum Platzen. Und sogar Fahrräder sind auf stark befahrenen Radwegen eine ernste Gefahr für Frösche und Kröten, die dort immer wieder unter die Räder kommen.
Nicht wenige Tiere fallen auch in Gullys und Kellerschächte und sterben dort, wenn sie nicht gerettet werden. Doch hier kann man mit wenig Aufwand gut Abhilfe schaffen. Kellerschächte, Außentreppen und Gullys sollten mit Ausstieghilfen bestückt werden. Wer sich aktiv im Amphibienschutz engagieren möchte, kann bei der Betreuung von Amphibienschutzzäunen mithelfen. Zusätzliche Helferinnen und Helfer sind stets willkommen. Auch für Anfänger ist diese Tätigkeit gut geeignet, ebenso für Kinder und Jugendliche. Neben Schwerin betreuen NABU-Aktive weitere Schutzzäune z. B. im Raum Rostock, Greifswald und Steinfurth bei Karlsburg sowie auf Fischland/Darß/Zingst Weitere Infos gibt es in der bundesweiten Schutzzaundatenbank auf der NABU-Seite www.amphibienschutz.de oder bei der örtlichen NABU-Gruppe.
In vier bis sechs Wochen ist der Spaß dann auch schon fast wieder vorbei: Nach der Paarung verlassen die meisten Amphibien die Gewässer sehr schnell wieder und wandern in ihre Sommerlebensräume an Land. Hier verteilen sie sich viel großflächiger in der Landschaft und sind nicht mehr so leicht zu beobachten.