Schwerin – In seiner ersten großen Ausstellung dieses Jahres zeigt der Verein Kunst-Wasser-Werk e. V. ein spannendes Zusammenspiel von Plastiken des Warnemünder Grafikers und Bildhauers Wilfried Schröder und Fotografien von Axel Heller.
"Was ich sehe ist, was ich verliere. Zeichnung, Skulptur und Foto sind für mich bleibende
Abwesenheit des Lebendigen. Das ist mein externes Gedächtnis" – sagt Wilfried Schröder
über seine Arbeit. Und ist mit seinen bildhauerischen Werken, die zunächst keinen kurzen Moment erfassen, sondern in ihrer Dreidimensionalität herausgearbeitet und geformt werden, damit doch auch ganz nahe am spontanen Motiv-Festhalten des Fotografen Axel Heller.
Zumal, wenn es sich wie bei Heller auch um einen akribischen Handwerker im besten
Wortsinne handelt. In seinem Schaffen ist er fest verhaftet in der analogen, reduzierten
Schwarz- und Weiß-Welt des Fotografierens und der in Dunkelkammern selbst hergestellten Abzüge. Axel Heller, geboren 1962 in Rostock, Ausbildung zum Forstfacharbeiter, dann Facharbeiter für zoologische Präparation, ist seit 1990 als freier Fotograf tätig. Mit zahlreichen Arbeitsstipendien und Ausstellungen gewürdigt, hat er auch mehrere ausgezeichnete Bildbände publiziert.
Heller nimmt die Besucher in seinen Bildern mit auf Reisen, die er zahllos unternommen hat, Süd- und Mittelamerika, Indien, Vietnam, und vor allem Osteuropa. So reiste er zehn Jahre lang immer wieder in die Maramureş, die entlegene Bergregion im Norden Rumäniens, um die unwirtlichen Landschaften und vor allem die ursprünglichen Lebenswelten ihrer Bewohner in eindrucksvollen Momentaufnahmen einer auf uns fremdartig wirkenden, scheinbar aus der Zeit gefallenen Kultur festzuhalten.
Hier begegnet er mit seiner Kamera den Menschen auf Augenhöhe, lässt sich ganz auf sie ein, ist fasziniert vom Alltäglichen und dem Unspektakulären, aber auch dem Mystischen in den Orten und deren Bewohnern, die sie prägen. So auch auf Hellers jüngeren Bildern aus Spanien, wo er sich in der Semana Santa, der heiligen Woche um Ostern, den verhüllten Teilnehmern der Prozessionen nähert. Entstanden sind realitätsnahe Dokumente, die zugleich grafisch reduziert, mit strengem Bildaufbau, in unzähligen Grauabstufungen, ein geheimnisvolles Spiel aus Licht und Schatten abbilden.
In der Ausstellung im Kunstwasserwerk kontrastieren die eindrucksvollen Schwarz-Weiß-
Bilder mit den zumeist farbig gefassten Plastiken von Wilfried Schröder: Ganzfiguren und Torsi aus Gips und Bronze, expressiv gearbeitete Köpfe aus Holz, denen er mit den
Kontrastfarben Schwarz und Rot eine malerische Komponente beifügt.
Über seinen Umgang mit Farbe sagt Schröder: "Als ich in den 1980er Jahren mit Farbe
anfing, waren Farben ganz zu Beginn Markierungen. Schwarz war Vorzeichnung auf dem
Material, z.B. Holz, für das vorgestellte, geplante plastische Objekt. Rot für: Vorsicht, hier nicht noch mehr wegnehmen! Dann drangen emotionale Momente ein, zwangen zu
entschiedenerer Farbe. So, wie ich farbig auf Papier etwas entstehen ließ (Porträt, Figur),
übertrug ich das auf das plastische Objekt. Also waren und sind Farben Akzentuierungen in doppeltem Sinn."
Wilfried Schröder, geboren 1945 in Warnemünde, studierte Bildhauerei an der
Kunsthochschule in Berlin-Weißensee und später als Meisterschüler an der Akademie der
Künste der DDR. Viele Förder- und Kunstpreise zeichnen den freischaffenden Bildhauer und Grafiker aus; seit den 1960er Jahren ist er in zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland vertreten; seine Arbeiten befinden sich in öffentlichem und privatem Besitz.
Seine Motive gewinnt Schröder zeichnerisch aus persönlichen Begegnung mit den Modellen und der intimen Kenntnis ihrer Schicksale. Die subjektiven Begegnungen mit Menschen müssen ihn "im Gefühl und bildhaft konkret berühren", um daraus Skulpturen, Aktfiguren, Porträt-Köpfe entwickeln zu können.
Begegnet sind sich der Bildhauer Schröder, der sich in seinem künstlerischen Leben selbst auch mit der Fotografie beschäftigt, und der Fotograf Heller bereits häufiger. In dieser Ausstellung treten die Skulpturen Schröders und die grafischen Fotos von Axel Heller in einen spannenden Dialog. "Die Individualität eines Fotos ist ein Moment, der nicht verpasst wurde." sagt Wilfried Schröder. Wenn es, wie bei Axel Heller auch, Momente sind, auf die gezielt hingearbeitet wurde, sind sich Bildhauer und Fotograf in ihren verewigten Figuren und Motiven näher, als sich auf den ersten Blick vermuten ließe.
Die Ausstellung im Alten Wasserwerk in Schwerin-Neumühle wird am Samstag, den 14.
April um 17 Uhr eröffnet. Anton Kryukov, Virtuose am Bajan, dem russischen
Knopfakkordeon, sorgt für die musikalische Begleitung. Geöffnet ist die Schau bis
einschließlich 21. Mai (Pfingstmontag) immer von Freitag bis Sonntag jeweils 14 bis 18 Uhr.