Schwerin – Der Mangel an Fachkräften ist in Mecklenburg-Vorpommern schon länger ein brisantes Thema. So auch in der AWO Soziale Dienste gGmH – Westmecklenburg und im AWO Kreisverband Schwerin- Parchim e.V. Seine weite Vernetzung zum Beispiel bis nach Spanien oder Afrika nutzt der Verband bereits seit Jahren dafür, auch jenseits der deutschen Grenzen nach fähigem Personal zu suchen. Die Erfolge dieser Suche finden sich in vielen Einrichtungen in Schwerin wieder. Die Auszubildende Jaqueline Munera Zapata, die gemeinnützige Sprachmittlerin Samiya Ahmed Ismail und der erfahrene Altenpfleger Tayo Werner sind drei von vielen guten Beispielen.
Kolumbien – ein Land voller Armut, Gewalt und Kriminalität. Das ist die Heimat von Jaqueline Munera Zapata. Die heute 21-Jährige wuchs in diesem Umfeld auf, bis sie ihren Bruder verlor. In der Hoffnung, den Kindern ein besseres Leben und vor allem eine Ausbildung ermöglichen zu können, zog es die Familie nach Spanien auf die Insel Mallorca. „Ein Studium in Kolumbien ist teuer. Das konnten sich meine Eltern nicht leisten. Wir haben gehofft, in Spanien ist es besser”, erzählt die junge Frau. Doch auch dort herrscht eine hohe Jugendarbeitslosigkeit. Einen Lichtblick hielt Mallorca dennoch für Jaqueline Munera Zapata bereit. „Ich habe dort von einem Projekt der AWO erfahren, mit dem man eine Ausbildung in Deutschland machen konnte”, erzählt sie. Sie habe sofort zugesagt. Vor zwei Jahren kam sie nach Schwerin, suchte nach einer passenden Ausbildung, fand nun in der Altenpflege ihren Traumberuf und zuvor sogar die große Liebe. Seit August wird sie im Betreuten Wohnen der AWO in der Friesenstraße zur Fachkraft ausgebildet. „Ich habe mich immer für Medizin interessiert. In der Krankenpflege spielt das auch eine Rolle. Ich finde es schön, den Menschen hier zu helfen”, sagt sie.
Menschen zu helfen ist auch ein Beweggrund, der Samiya Ahmed Ismail zu ihrer heutigen Arbeit geführt hat. Sie kam im Oktober 2018 als Flüchtling aus Somalia nach Schwerin. Als Klientin stellte sie sich bei der Migrationsberatung der AWO vor. Als die Mitarbeiter dort feststellten, dass die 32-Jährige neben Somali auch Arabisch, Englisch und inzwischen gutes Deutsch sprechen kann, boten sie ihr sofort die Möglichkeit einer gemeinnützigen Arbeit als Sprachmittlerin an. „Ich bin für diese Chance sehr dankbar. Hier kann ich etwas tun und anderen helfen und gleichzeitig mein Deutsch verbessern”, sagt sie. Wenn Samiya Ahmed Ismail ihren B2-Kurs abgeschlossen hat, will sie in Schwerin eine Ausbildung beginnen – am liebsten natürlich bei der AWO.
Dankbar ist auch Tayo Werner. Er flüchtete 1997 vor der Diktatur in Togo nach Deutschland und erhielt Asylrecht. In Schwerin wandte er sich an die Ausländerbehörde und hatte dort auch mit Annette Köppinger zu tun. Sie half ihm und einem zweiten Togolesen, eine Ausbildung zu finden. „Ich habe von 2003 bis 2006 meine Ausbildung zum Altenpfleger gemacht. In der Zeit hatte ich auch ein Praktikum im Seniorenhaus Schelfwerder. Das hat mir sehr gut gefallen – nette Kollegen, tolle Heimleiter, keine Vorurteile”, erinnert sich der heute 52-Jährige. Und so bewarb er sich nach der abgeschlossenen Ausbildung in dem Seniorenhaus und arbeitet dort seit 2007. „Ich war acht Jahre lang als Fachkraft festangestellt. Wegen meiner Gesundheit bin ich jetzt Pflegehelfer. Ich wollte die Arbeit nicht ganz aufgeben, es macht mir einfach zu viel Spaß und die Bewohner kennen mich alle”, erzählt Tayo Werner.
Neben diesen drei Beispielen arbeiten in der AWO Soziale Dienste gGmbH – Westmecklenburg und dem AWO Kreisverband Schwerin- Parchim e.V. noch 20 weitere Voll- und Teilzeitkräfte, sechs Gemeinnnützige und vier Azubis mit ausländischem Hintergrund. Zusätzlich ermöglichte die AWO in Schwerin 24 Menschen aus dem Ausland eine Ausbildung in ihren Einrichtungen.