Schwerin – Die WEMAG AG, die Stadtwerke Schwerin und das Transportunternehmen Volker Rumstich aus Parchim eint das Interesse an emissionsarmen Antrieben für Straßennutzfahrzeuge. Im Fokus steht aktuell Wasserstoff als alternativer Kraftstoff und Energieträger. Die Unternehmen haben gemeinsam eine Studie in Auftrag gegeben, in der die Einsatzbedingungen von kohlendioxidfrei betriebenen Nutzfahrzeugen und Stadtbussen in Mecklenburg-Vorpommern untersucht werden sollen. Die Studie wird vom Ministerium für Energie, Infrastruktur und Digitalisierung Mecklenburg-Vorpommern mit 36.000 Euro gefördert.
Gemeinsam mit der Industrie- und Handelskammer zu Schwerin sind die WEMAG AG, die Stadtwerke Schwerin sowie das Transportunternehmen Rumstich Partner des Projektes „Blue-Line“ Westmecklenburg. Entlang der Hauptinfrastrukturachsen A 24 über Valluhn/Gallin, Schwerin und Parchim soll Wasserstoff als alternative und grüne Energie genutzt werden. Erklärtes Ziel der Netzwerkpartner ist die Speicherung der in Mecklenburg-Vorpommern erzeugten Energie aus Wind- und Solaranlagen in molekularer Form, also Wasserstoff und auch LNG-Gas. Derzeit fehlt eine ausreichende Speichermöglichkeit.
„Für eine erfolgreiche Energiewende brauchen wir nicht nur eine Strom-, sondern auch eine Wärme- und Mobilitätswende. Die deutschen und die europäischen Klimaschutzziele sind ohne einen Wandel in der Wärmeerzeugung und in unserer Mobilität kaum erreichbar. Deshalb haben wir großes Interesse daran, dass auch die Nutzfahrzeuge und öffentlichen Personenbeförderungs-Unternehmen zur Kohlenstoffdioxidreduzierung beitragen“, sagte Energieminister Christian Pegel und fügte hinzu: „Die Vorstudien sind von großer Bedeutung, um die Einsatzbedingungen von kohlstoffdioxidfreien Fahrzeugen zu analysieren. Die Partner des Netzwerkes „Blue-Line“ in Westmecklenburg unterstützen wir deshalb sehr gern bei diesem Vorhaben.“
Die WEMAG bietet grüne Stromprodukte. Sie errichtet und betreibt bereits seit Jahren Batteriespeicher. Diese sind jedoch nicht für eine Speicherung der Wind- und Solarenergie über Tage beziehungsweise Wochen geeignet. Daher steigt zunehmend weltweit das Interesse an der Nutzung von Windstrom für die Erzeugung von Wasserstoff durch Elektrolyse und für dessen Speicherung sowie die Bereitstellung als Kraftstoff für Brennstoffzellenfahrzeuge in Mecklenburg-Vorpommern. „Wir haben in der Vergangenheit bereits in die Entwicklung der Power-to-Gas-Speichertechnologie investiert und wertvolle Erfahrungen mit diesem umweltfreundlichen Verfahren gesammelt. Das Gasverteilnetz gilt nicht ohne Grund als die Batterie der Zukunft“, erklärte Thomas Murche, technischer Vorstand der WEMAG.
„Die Stadtwerke Schwerin GmbH (SWS) befassen sich mit der Entwicklung alternativer und nachhaltiger Energieversorgungskonzepte. Wir sind überzeugt, dass über Power-to-X-Technologien zukünftig Windstrom gespeichert wird und idealerweise dann als Raumwärme oder Treibstoff im Mobilitätsmarkt verwendet werden wird. Seit langem betreiben wir das Erdgasnetz in der Landeshauptstadt Schwerin und derzeit zwei Erdgastankstellen für Pkw“, so SWS-Geschäftsführer Dr. Josef Wolf. Dabei gewinnt Wasserstoff immer mehr an Bedeutung. Insbesondere besteht Interesse an einer Zumischung von Wasserstoff aus Windenergie in das bestehende Erdgasnetz. Damit sollen kommunale Nutzfahrzeuge mit Wasserstoff zumischtauglichen Erdgasverbrennungsmotoren betankt werden, bis das Gasnetz auf kohlendioxidfreie Gase umgestellt ist.
Das Transportunternehmen Volker Rumstich Transport GmbH aus Parchim setzt sich aus Überzeugung für den Einsatz alternativer und emissionsarmer Antriebe ein. Das Unternehmen interessiert sich für den Einsatz vollelektrischer Nutzfahrzeuge. „Brennstoffzellen haben eine potenziell hohe Energiespeicherdichte. Im Gegensatz zum Batterieantrieb scheint der Brennstoffzellenantrieb in Nutzfahrzeugen bereits jetzt schon Reichweiten von 700 Kilometern zu ermöglichen. Das macht die schweren Fahrzeuge mit Brennstoffzellen für uns als Flottenbetreiber noch attraktiver“, sagte Geschäftsführer Volker Rumstich. Dem batteriebetriebenen LKW wird bei größeren Entfernungen keine Zukunft bescheinigt.
Die IHK zu Schwerin als Initiator des Projektes Blue Line“ ist überzeugt von der künftigen Nutzung von Wasserstoff: „Eine Blue-Line von West nach Ost über Schwerin kann die Nutzbarkeit von Wasserstoff erkennbar machen. Der Standort Westmecklenburg kann Kulminationspunkt sein für Wasserstoffproduktion aus erneuerbaren Energien und dessen Speicherung und Aufbau einer Infrastruktur für Mobilität und Wärme oder Kälte“, erklärte Klaus Uwe Scheifler, Geschäftsbereichsleiter bei der Industrie- und Handelskammer zu Schwerin. „Eine enge Abstimmung im Land und darüber hinaus mit der Metropolregion Hamburg und im ganzen Norden ist wichtig. Wir brauchen eine Ausweitung des Experimentierfeldes für die Sektorenkopplung auf Mecklenburg-Vorpommern“, so Scheifler abschließend.
Ziel der vom Energieministerium geförderten Studie ist die Erarbeitung einer Handlungsempfehlung für geeignete Herstellungs-, Speicher-, Verteilungs- und Anwendungsszenarien für Wasserstoff als Kraftstoff im Straßenverkehr. Dabei werden sowohl technische als auch ökonomische Aspekte berücksichtigt und die in Mecklenburg-Vorpommern erzeugten erneuerbaren Energien einbezogen.
Um eine Erweiterung der Wasserstoffinfrastruktur wirtschaftlich zu gestalten und die Zahl der Nutzfahrzeuge mit Brennstoffzellen für eine Auslastung der Tankstellen zu erhöhen, ist die Bündelung von Flottenbetreibern nötig. Als potenzielle Treiber gelten dabei hauptsächlich die norddeutsche Nahrungsmittelindustrie, aber auch der kommunale oder private Lieferverkehr mit Leichttransportern.
Die Nutzung der vorhandenen Tankstellen durch Pkw und LKW ist mit geringem Umbauaufwand bereits heute möglich. Auf der Basis der Ergebnisse der Studie, sollen ab Herbst 2019 Maßnahmen sowie eine Strategie zur Umsetzung in Westmecklenburg entwickelt werden. „Mit dieser Studie leisten wir in vielen Bereichen Pionierarbeit, die Ergebnisse werden von großer Relevanz sein“, kündigte WEMAG-Vorstand Murche an.
Ein wesentlicher Aspekt ist dabei die Power-to-Gas-Technologie, bei der Strom dazu eingesetzt, wird, durch Elektrolyse Wasserstoff zu erzeugen. Dafür soll die überschüssige Energie beispielsweise aus Windkraft- und Photovoltaikanlagen genutzt werden. Gegenwärtig steigt das Interesse an der Sektorkopplung zur Nutzung von Energien aus nachhaltigen Quellen im Verkehrssektor. Parallel werden alternative Antriebstechnologien für Nutzfahrzeuge sowie die Verwendung von Wasserstoff als Kraftstoff und Energieträger weiterentwickelt.