Schwerin – Am Mittwoch Nachmittag haben 3 männliche Wölfe ein neues Zuhause im Schweriner Zoo gefunden. Die 3 Brüder Diego, Ratna und Borka kommen aus dem ca. 130 km entfernten Wildpark Schwarze Berge bei Hamburg. Trotz der kurzen Anreise nimmt ein solcher Transport mit allen Vorbereitungen einen ganzen Tag in beiden Einrichtungen in Anspruch. Die Erleichterung ist daher groß, wenn alle Tiere wohlbehalten zum ersten Mal das neue Heim betreten. Die in 2017 geborenen Brüder teilen sich die Anlage mit den Braunbären, die sich bereits in der Winterruhe befinden. Das erste Mal wird das kleine Rudel im Frühling auf die Braunbärinnen Claudia und Vica treffen. Bis dahin haben sie ausreichend Zeit ihr neues Terrain kennenzulernen und auch danach bleibt ihnen weiterhin die Möglichkeit, sich in einen Bereich der Anlage zurückzuziehen, der nur für sie zugänglich ist.
Der Wolf gilt in einer gesamtheitlichen Betrachtung der Art nicht als gefährdet, er steht aber insbesondere in seinem europäischen Verbreitungsgebiet stark unter Druck und gilt daher regional als bedroht oder bereits ausgestorben. So galt der Wolf auch in Deutschland seit seiner Ausrottung vor über 150 Jahren als ausgestorben. Seit mittlerweile 20 Jahren ist der Beutegreifer wieder in einigen Regionen vertreten und gemäß des Bundesnaturschutzgesetzes eine besonders geschützte Art, die seit 1997 Höchstschutz genießt.
In der heutigen stark von uns Menschen überprägten Umwelt, ist die Rückkehr von großen Säugetieren in ihr natürliches Verbreitungsgebiet die Ausnahme. Das Vorhandensein des Wolfs wird in der Öffentlichkeit und der Politik sehr kontrovers und emotional diskutiert. „Mit der Haltung der Wölfe im Zoo Schwerin, möchten wir über die Biologie, die Verhaltensweisen und anhaftende Klischees aufklären. Genauso, wie zu einer nüchternen Diskussion über den Weg eines denkbaren Zusammenlebens anregen“, so Zoodirektor Dr. Tim Schikora. Das ist umso wichtiger, da der Ruf nach Auswilderung von Arten wie Tiger und Leoparden in ihren, ebenfalls von Menschen bewohnten, Lebensraum immer lauter wird, während hierzulande die Akzeptanz von vergleichsweise harmlosen Arten wie dem Wolf oder auch dem Luchs sehr gering ist.
Neben dem Einfluss des Menschen auf den Lebensraum der Tiere sind vor allem illegale Tötungen die häufigste Todesursache. In Deutschland und Westpolen gab es in 2015 nur etwa 80 fortpflanzungsfähige Paare. Die Angaben über den heutigen Bestand schwanken jedoch teilweise erheblich. Aufgrund der geringen Anzahl der Tiere, bei gleichzeitig sehr zerstückelter Verbreitung, ist vor allem die langfristige genetische Stabilität der Population bedroht.
Der Zoo Schwerin freut sich über die 3 Neuzugänge und leistet Aufklärungsarbeit rund um den Mythos Wolf und seine wichtige Rolle im Ökosystem.