Schwerin – Wer durch die schöne Parkanlage am Grünen Tal spazieren geht, kommt auf seinem Weg auch an einem Ort mit trauriger Vergangenheit vorbei. Um an die Opfer des vor circa 75 Jahren nahegelegenen Lagers Stalag II E zu erinnern, weihte der Eigenbetrieb SDS an der Kriegsgräberstätte im vergangenen November eine Gedenktafel ein.
Nun wurde der Park um 13 Pultsteine aus Granit ergänzt. Sie finden sich entlang des Weges am Außenkreis des Rondells mit dem Gedenkstein des Künstlers Wieland Schmiedel wieder. Die Pultsteine zeugen von 558 sowjetischen Kriegstoten, fünf französischen Verstorbenen sowie 45 namentlich unbekannten französischen, polnischen und serbischen Kriegstoten.
„Die Gedenkstätte ist ein wichtiges Projekt, um an die Vergangenheit zu erinnern. Ich freue mich, dass auch die Pultsteine mit Unterstützung des SDS realisiert werden konnten”, so die Initiatorin Gerlinde Haker. Das sieht auch Anja Fischer, Pastorin für Flüchtlingsarbeit im Kirchenkreis, so: „Ich beschäftige mich viel mit der Historie und finde es spannend, Familiengeschichten aufzuklären. Viele Angehörige suchen noch immer nach ihren Verwandten und wollen mehr über deren Schicksal erfahren. Solche Namenslisten helfen uns bei der Aufklärung."
Gemeinsam mit Katarina Dominka vom SDS und Werkleiterin Ilka Wilczek besichtigten Gerlinde Haker und Anja Fischer die Anlage nach Fertigstellung der Pultsteine. Eine Einweihung im größeren Kreis ist zu einem späteren Zeitpunkt geplant.
Hintergrund:
Am Rande des heutigen Großen Dreesches, zwischen Crivitzer Chaussee und Grünem Tal lebten im Kriegsgefangenenlager Stalag II E zwischen 1941 und 1945 rund 15.000 Kriegsgefangene in menschenunwürdigen Zuständen. Im benachbarten Grünen Tal entstand ein Lagerfriedhof für die Hunderten von Toten. Um die Gräber kümmerte sich jahrelang niemand. Erst 1961 nahm das damalige Ministerium für Staatssicherheit der DDR die Ermittlungen auf. 550 Skelette von überwiegend sowjetischen, aber auch französischen, polnischen und serbischen Kriegsgefangenen wurden bei den Exhumierungsarbeiten freigelegt und gerichtsmedizinisch untersucht. Die Zahl der tatsächlichen Toten wird auf weit mehr als 1.000 geschätzt.