Schwerin – In diesem Jahr hat die Corona Pandemie das Leben wesentlich bestimmt. Viele Belastungen betrafen Frauen in Besonderem Maße – als Krankenschwestern und Pflegekräfte, als Verkäuferinnen oder im Home-Office während der Schließung von Schulen und Kindereinrichtungen.
Leider konnten auch geplante Zusammenkünfte und Aktivitäten des Frauennetzwerkes, das im Schweriner Frauenbündnis zusammenarbeitet, auf Grund von Kontaktbeschränkungen Hygienebestimmungen nicht wie geplant stattfinden. Das gilt auch für die jährlich Ende November stattfindende Aktionswoche „Nein zu Gewalt gegen Frauen und Kinder“. Die Kampagne für die Gleichstellung von Männern und Frauen und gegen jede Gewalt an Frauen wird in diesem Jahr nach einem Aufruf der UN und des Deutsche Frauenrats mit der weltumspannenden Aktion „Färb‘ die Welt orange“ im öffentlichen Raum begangen. So wird ab 25. bis 28. November das Schweriner Schloss 4 Tage lang orange angestrahlt, um auf das Thema häusliche Gewalt aufmerksam gemacht werden.
Häusliche Gewalt ist die häufigste Ursache von Verletzungen bei Frauen und Mädchen: Sie kommt sogar häufiger vor als Verkehrsunfälle und Krebserkrankungen zusammengenommen. „Für Frauen ist das Risiko, durch einen Beziehungspartner Gewalt zu erfahren, weitaus höher als von einem Fremden tätlich angegriffen zu werden. Leider passiert diese Menschenrechtsverletzung auch in Deutschland täglich – unabhängig von Bildung, Einkommen, Alter oder Religionszugehörigkeit der Frauen“, umreißt Schwerins Gleichstellungsbeauftragte Dorin Lucht das Problem, das die Aktion „Nein zu Gewalt gegen Frauen und Kinder“ im wahrsten Sinne des Wortes ins Licht der Öffentlichkeit rückt.
Im Mittelpunkt stehen dabei auch die Hilfeangebote wie das AWO-Projekt „Frauen in Not“, die Frauenpension Ella oder die Beratungsstelle gegen sexualisierte Gewalt. „Das gut ausgebaute Hilfe- und Beratungsnetz in Schwerin bietet Unterstützung, den Gewaltkreislauf zu durchbrechen und eröffnet den Weg in ein gewaltfreies Leben. Wir wollen es mit dieser Aktion noch bekannter machen,“ so die Gleichstellungsbeauftragte.
Leider ist es auffällig, dass durch die Corona-Maßnahmen viele Frauen die gewohnten Anlaufstellen verloren haben, denn sie können auch online z.B. nicht agieren.
Die Nachberatungen für die Frauen, die aus dem Frauenhaus ausgezogen sind, sind haben sich verdoppelt. Wo es im ganzen letzten Jahr noch 259 ambulante Fälle gab, sind es dieses Jahr schon jetzt 460. Auch das Frauenhaus ist komplett ausgelastet. Dieses Jahr verzeichnen wir bereits 83 Aufnahmen. „Wie die Zahlen der Interventionsstelle gegen häusliche Gewalt und Stalking zeigen, ist die Betroffenheit dieses Jahr extrem hoch. Von Januar bis Oktober half die Interventionsstelle in 583 Fällen mit 560 beteiligten Kindern durch ambulante Beratung, Betreuung oder Unterbringung im Frauenhaus bzw. der Frauenpension“, bilanziert Dorin Lucht.