Schwerin – Anlässlich des 200. Geburtstages von Richard Wagner widmet sich eine Ausstellung im Parkettfoyer des Mecklenburgischen Staatstheaters Schwerin ab 26. September 2013 den Beziehungen zwischen dem Musikdramatiker und Mecklenburg. Dabei geht es keineswegs nur um Wagners Aufenthalt in Schwerin 1873 oder um erfolglose Einladungen Wagners wie die aus dem Jahre 1862 nach Rostock. Vielmehr werden die Schlaglichter aus 165 Jahren präsentiert, in denen Mecklenburgerinnen und Mecklenburger dem Menschen Richard Wagner und seinen Werken begegnet sind.
Am 18. März 1848 erklang zum ersten Mal in Mecklenburg Musik von Richard Wagner bei einem populären Konzert in Rostock. Vier Jahre später war das Schweriner Hoftheater die dritte Bühne überhaupt, die „Tannhäuser“ aufführte. Häufig waren es persönliche Kontakte, die die Aufführungen ermöglichten. So war der Dirigent der Rostocker „Holländer“-Premiere (1860), Rudolph Schoeneck, Wagner nicht nur aus Zürich bekannt, der Komponist hatte ihn auch einige Male mit Empfehlungsschreiben bei der Stellensuche unterstützt. Nicht zuletzt der Mitwirkung Carl Hills an den ersten Festspielen in Bayreuth 1876 und anschließenden Konzerten Wagners in London verdankt Schwerin seine frühe „Walküre“ (1878).
Für die Verbindung zwischen Bayreuth und Mecklenburg steht auch der Karriereweg von Willibald Kaehler. Zunächst musikalischer Assistent bei den Bayreuther Festspielen, dann erster Kapellmeister in Rostock (1897-1899), wird er anschließend Generalmusikdirektor in Mannheim, bevor er 1906 für 25 Jahre nach Schwerin zurückkehrt. 1917 dirigiert er den ersten „Parsifal“ in Rostock, 1923 die Erstaufführung in Schwerin sowie 1924 und 1925 dasselbe Werk in Bayreuth. 1931 verleiht ihm die Philosophische Fakultät der Universität Rostock den Titel eines Ehrendoktors.
Aber nicht nur mit ausübenden Künstlern, Dirigenten, Darstellern, Regisseuren, macht die Ausstellung bekannt, sondern auch mit Wissenschaftlern wie dem Wagnerforscher Wolfgang Golther, mit Rezensenten wie dem Rostocker Sozialdemokraten Robert Nespital und mit Publizisten wie dem Schweriner Domprediger Paul Bard, die sich in Zeitungsbeiträgen, Zeitschriftenaufsätzen und Büchern mit Richard Wagner auseinandersetzen. Dabei wird auch der Frage nachgegangen, wie Ideologen unterschiedlichster Couleur versuchten, Wagner für ihre Sache zu vereinnahmen. Oder wie Unternehmer aus Richard Wagner einen Gegenstand ihrer Marketingaktivitäten machten. Kurz und gut: Die Ausstellung präsentiert einen wichtigen Ausschnitt aus der Kulturgeschichte Mecklenburgs im 19. und 20. Jahrhundert.
Die Ausstellung ist bis Ende November 2013 jeweils eine Stunde vor den Vorstellungen sowie in den Vorstellungspausen zu sehen.