Schwerin – Vor dem Schweriner Landegericht ist es im Mordprozess gegen den mutmaßlichen Mörder Norman L. (45) aus Lübeck der getöteten Joggerin Anna-Lena U. (SN-AKTUELL berichtete) am Mittwochvormittag im zweiten Verhandlungstag zu weiteren Zeugenaussagen gekommen. Bis zum Nachmittag wurden zwei Jogger im Alter von 17 und 23 Jahren angehört, die die ermordete Mutter eines kleinen Kindes am Kolonnenweg in Herrnburg (Nordwestmecklenburg) fanden. Beide fanden die blutüberströmte Leiche der jungen Frau im Sand. Der 17-jährige war offensichtlich der erste Zeuge des schrecklichen Vorfalls und lief nach Hause um dort seinen Vater zu informieren. Gemeinsam fuhren sie mit dem Fahrrad zurück zur Fundstelle des toten Körpers und begegneten dem Vater von Anna-Lena U., der die beiden aufhielt und ihnen mitteilte, dass keine 100 Meter weiter seine Tochter liegen würde. Der verstörte Vater der Toten war auf der Suche nach Anna-Lena, da sie nicht zum vereinbarten Zeitpunkt am Treffpunkt erschien. Die getötete Joggerin, die zu dem zu Besuch bei ihren Eltern war, brauchte für die Strecke immer 50 Minuten. Nach 20 Minuten warten, begab er sich auf die Suche nach Anna-Lena. Hier traf er den zweiten Zeugen des Tages, einen 23-jährigen Studenten, der die Strecke ebenfalls längsjoggte und ebenfalls die bereits tote Frau fand. Als der 23-jährige dem suchenden Vater begegnete, erzählte dieser ihm, dass er eine junge Frauenleiche gefunden hatte. Die Beschreibung passte auf Anna-Lena U. Mit dem Handy war in dem Waldstück kein Netzempfang, so dass der Vater des 17-jährigen wieder nach Hause fuhr um von dort aus die Polizei zu alarmieren. Dieses gelang dem Opfer-Vater jedoch ebenfalls mit etwas Netz im Wald vom Handy aus. Da der Vater nicht im Stande war, das Gespräch zu führen, übernahm der 23-jährige Student das Telefonat mit der Polizei und schilderte das Erlebte. Der Notruf wurde im Gerichtssaal angehört und dabei war das erste Mal im gesamten Prozessverlauf bei dem 45-jährigen Angeklagten Aufmerksamkeit zu sehen. Eine Mimik oder Gestik von ihm blieb jedoch aus. Mit Fußfesseln im Gericht war er aber schon bei der Aussage des zweiten Zeugen des Tages etwas hellhöriger geworden und nahm diesen eher war, als den zuvor gehörten 17-jährigen Jogger, der bereits am Vormittag vor Gericht aussagte. Hier wirkte er noch eiskalt.
Der 23-jährige Zeuge gab auch noch an, dass er den Angeklagten Norman L. nicht kennt, jedoch ein Freund des Studenten. Dieser war ein ehemaliger Nachbar des mutmaßlichen Täters.
Am Nachmittag dann die erdrückendste Aussage im Prozess. Die 50-jährige Mitarbeiterin der Familienhilfe in Lübeck war zuständig für die zerrüttete Familie des Angeklagten und seiner Ex-Verlobten Daniela E. (35). Die fünf Kinder lebten bei der Mutter, wobei der älteste Sohn nicht das leibliche Kind von Norman L. ist. Die Kinder sind im Alter zwischen 5 und 14 Jahren. Im September 2012 war sie vor Ort in der Wohnung der Ex-Verlobten und traf Norman L. nicht an. Er war ausgezogen, da er das Chaos in der Wohnung nicht mehr ertrug. Wäsche war in der ganzen Wohnung laut ihrer Aussage verteilt und auch die Wohnungseinrichtung drohte auseinanderzubrechen. Gegenüber Daniela E. hatten die Kinder keinen Respekt, jedoch vor dem Angeklagten. Dabei bildete der älteste Sohn eine Ausnahme. Sein Zimmer war immer aufgeräumt und auch sonst war der Junge ordentlich. Die überforderte 35-jährige Mutter bat anscheinend ihren Verlobten um Unterstützung, die sie offensichtlich aber nicht bekam. Er zog aus und wohnte danach nur 1,5 Kilometer weiter in der Wohnung, wo ihn die Beamten nach der schrecklichen Tat ein paar Tage nach dem Mord auch überwältigten. Die Zeugin berichtete, dass der Angeklagte schon vorher sehr geheimnisvoll gewesen sei. Insbesondere bei der Herausgabe seiner Daten und seiner Telefonnummer war er dagegen. Er war sehr eifersüchtig gewesen und auch gewalttätig gegenüber den Kindern. So war auch der Respekt zu erklären, den sie vor ihm hatten. Daniela E. schlug er jedoch nie. Die Kinder lebten nach der Festnahme ihres Vaters verstreut im Land bei einer Pflegefamilie oder in Jugendeinrichtungen. Nur der 14-jährige Sohn der Mutter lebt bei der Oma.
Im Juni schlich der Angeklagte dann immer öfter um das Haus seiner Ex-Verlobten, die kurz zuvor die Verlobung löste. Das berichteten Nachbarn von Daniela E., sagte die Psychologin gegenüber dem Richter. Er hielt sich auch oft im Wald in der Nähe auf, wo auch im Juli dieses Jahres der Mord geschah. Die Zeugin gab auch an, dass Daniela E. ihr gegenüber sagte, dass sie die Tatwaffe kenne. Dieses hatte sie bei der Polizei noch verneint. Die 35-jährige gestand der Jugendhilfe erst, dass das Messer früher einmal ihr gehörte und sie es ihrem Verlobten geschenkt hatte, weil er es toll fand. Das Messer trug er danach öfter bei sich. Dieses teilte die Jugendhilfe der Polizei in der Mord-Ermittlungsphase mit. Nach der Aussage gab es noch einmal ein Zusammentreffen zwischen der Psychologin und Daniela E.. Hier trug Frau E. den Verlobungsring wieder. Bei diesem Gespräch äußerte sie, dass sie Norman L. im Gefängnis besuchen möchte und sofern es zu einem Antrag kommen würde, würde sie diesen mit "Ja" beantworten. Ein Antrag auf Besuchungsrecht hatte Frau E. bereits gestellt, dieser wurde bis heute noch nicht freigegeben. Die Verlobte hat den Kontakt zu Norman L´s Familie aufgenommen. Im Gegensatz zu Daniela E. war der Angeklagte bei der Familie E. nicht willkommen und zog sich hier immer weiter zurück. Trotz diesem schrecklichen Ereignis ist es Daniela E. sehr wichtig, dass die Kinder weiterhin Kontakt zu ihrem Vater bekommen und diesen aufrecht erhalten. Ob die Kinder dieses durchführen bleibt abzuwarten.
Am 01.11.2013 erfolgt der dritte Prozessauftakt.
SN-AKTUELL wird weiter über den Prozess berichten.