Schwerin – Im Mordprozess vor dem Schweriner Landgericht gegen Norman L. (46) (Foto links) aus Lübeck, der im Juli die Joggerin Anna-Lena U. (29) getötet haben soll, ging es am Freitag in den dritten Verhandlungstag. Der Angeklagte schweigt indes weiter und darum muss ihm die Staatsanwaltschaft akribisch den Mord an der jungen Mutter nachweisen. Heute war auch zum ersten Mal der Ehemann der getöteten im Gerichtssaal und wohnte der Sitzung bei. In Italien, wo Matteo C. (33) mit seiner Frau und seinem kleinen Sohn Anton, lebte, erfuhr er von dem schrecklichen Mord. Nun reiste er als Nebenkläger nach Schwerin um den mutmaßlichen Mörder seiner Frau in die Augen zu schauen. Mit einem vereidigten Dolmetscher verfolgt er seit 9.00 Uhr die Verhandlung und starrt Norman L. immer wieder an. Der wiederum versucht den Blicken auszuweichen und wischte sich zu Beginn des Verhandlungstages immer wieder den Schweiß von der Stirn. Der 45-jährige Beschuldigte fühlt sich anscheinend unwohl in der momentanen Situation. Der Patenonkel ermordeten ist anwesend und weinte während der Verhandlung, als Matteo C. aussagte, wie es um die Familie vor und nach dem bestialischen Mord stand und steht.
Als erster Zeuge wurde ein Diplom-Ingenieur befragt, der die Joggerin von seinem Fenster aus gesehen hat. Er sagte aus, dass sie vermutlich einen Walkmen o.ä. bei sich trug und Kopfhörer im Ohr hatte. Diese wurden aber bei der Leiche am Tatort nicht gefunden. Rätselraten im Gerichtssaal. Auf den Fotos vom Tatort waren zumindest keine zu sehen. Mehr konnte dieser Zeuge nicht aussagen.
Ein zweiter Zeuge, ein 72-jähriger Rentner war am Sonntag, den 7. Juli in der Palinger Heide zwischen Herrnburg (Nordwestmecklenburg) und Lübeck unterwegs. Der Rentner hatte alle Zeiten noch genau im Kopf und sagte aus, dass er das 29-jährige Opfer zweimal sah. Das erste Mal um 10.23 Uhr und dann noch einmal sechs Minuten später an einer Bank, wo sie Dehnübungen machte. Matteo C. stellte die, welchen Eindruck seine Ehefrau auf den Zeugen machte. Sie schien gut gelaunt zu sein, gab der Zeuge an. Beim Anschauen der Tatort-Fotos ging Matteo C. weg. Er konnte sich die schrecklichen Bilder seiner getöteten jungen Ehefrau nicht anschauen.
Die dritte Zeugin des Tages war eine Kriminalhauptkommissarin im Alter von 35 Jahren, die nach der Tat in Lübeck und Herrnburg unterwegs war, um Befragungen durchzuführen. Sie hatte sich im Wald mit einem Förster getroffen. Als sie dort ankam, kam eine Familie auf sie zu. Der kleine Junge (7) gab der Kommissarin ein schwarzgelbes Cuttermesser mit eingezogener Klinge, sie holte ein Taschentuch und packte das Messer ins Auto. Zur Befragung setzten sie sich auf dem Kolonnenweg auf die Platten und der Mann der Familie scharte im Sand. Daraufhin wurde das zweite Messer gefunden. Es war das Butterfly-Messer, welches laut Aussage einer anderen Zeugin vom zweiten Prozesstag, der Ex-Verlobten von Norman L. gehört haben soll und ihm von ihr geschenkt wurde. Die 35-jährige Beamtin war bei ihrer Aussage sehr aufgeregt und nervös und konnte nicht verstehen, wie der „Kommissar Zufall“ so schnell die Tatwaffe fand.
Danach beantwortete Matteo C. dem Gericht einige Fragen zu seiner ermordeten Frau. Er gab an, dass Anna-Lena einen sehr starken Charakter hatte und stets freundlich sowie hilfsbereit war. Sie hätte sich mit Sicherheit gewehrt, wenn ihr jemand etwas antun hätte wollen. Die Zeit nach dem Mord kostet ihn und seine Familie viel Energie. Seine Schwester unterstützt den Ingenieur für Luft- und Raumfahrttechnik, der nun den zweijährigen Anton alleine großziehen muss. Inzwischen lebt er mit seinem Sohn in der Schweiz. Das war schon vor dem Mord geplant und alle hatten sich darauf gefreut. Der Richter zeigte dem jungen Witwer eine Haarspange und fragte, ob diese seiner Frau gehörte. Matteo C. bestätigte dieses. Danach ging es in die Mittagspause.
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