Schwerin – Der Bremer Kaffeehändler und Erfinder des koffeinfreien Kaffee HAG, Ludwig Roselius, ließ in den 1920er Jahren eine heruntergekommene kleine Gasse im Herzen der Hansestadt Bremen im Stil der Heimatschutzarchitektur und des architektonischen Expressionismus neu bebauen. Und er schuf damit ein in Deutschland einzigartiges architektonisches Bauwerk mit einem bis heute spürbaren ambivalenten Charakter.
Roselius hatte die Böttcherstraße von Beginn an auch als Werbeträgerin für Kaffee HAG und als Touristenattraktion für Bremen geplant. Es ging ihm bei diesem ambitionierten Bauprojekt jedoch um weit mehr als nur um die ästhetische Aufwertung der bremischen Innenstadt. Inmitten der von Krisen geschüttelten Weimarer Republik sollte die Böttcherstraße als eine Art ästhetischer Erfahrungsraum abseits des Bekannten dem Besucher ein völlig neues Sinn- und Erlebnisangebot machen. Sie sollte Roselius‘ völkisch geprägte Vorstellung vom ,Neuen Menschen‘ und vom guten richtigen Leben verkörpern.
Der Bildhauer, Architekt und als ,Bürgerschreck‘ bekannte Bernhard Hoetger spielte in dieser Hinsicht eine entscheidende Rolle. Denn mit dem Einzug seiner expressionistischen Architektur wurde das zu Beginn eigentlich als idyllisches Straßenmuseum geplante Architekturensemble deutlich avantgardistischer, utopischer, irritierender und ganz einfach auch aufsehenerregender. Mit den Bauten Bernhard Hoetgers wurde die Böttcherstraße zum Ausdruck einer Zeit, die auf der Suche nach Sinn, Identität und einem neuen Menschenbild war.
Der Eintritt kostet 5 Euro, ermäßigt 3,50 Euro.