Wiesbaden – Ältere Bürgerinnen und Bürger werden in zunehmendem Ausmaß Opfer von Betrugshandlungen am Telefon. Gleiches gilt für das deutschsprachige Ausland, wie Österreich oder die Schweiz. Dabei ist das Vorgehen der Täter außerordentlich facettenreich und reicht von Einforderungen von Gebühren für die angebliche Teilnahme an Gewinnspielen bis hin zu falschen Gewinnversprechen. Bislang sind der Polizei ca. 300.000 Geschädigte bekannt. Der Schaden beträgt bereits jetzt über 32 Millionen Euro. Die Polizei geht jedoch von einem deutlich höheren Dunkelfeld aus.
Aus Call-Centern in der Türkei agierende Täter, die sich auch als Rechtsanwälte oder Notare ausgeben, informieren die Angerufenen beispielsweise über den angeblichen Gewinn eines hohen Geld- oder Sachpreises. Die Täter suggerieren, dass der Gewinn nur ausgezahlt werden kann, wenn der Gewinner in Vorleistung tritt. Es sollen im Voraus Gebühren, Steuern oder andere Kosten bezahlt werden. Eine Verrechnung mit dem Gewinn wird mit unterschiedlichsten Begründungen abgelehnt. Die Opfer sollen die Beträge beispielsweise überweisen, in bar an einen Abholer übergeben oder per Post ins Ausland versenden.
Unabhängig von der Zahlung erfolgt niemals eine Gewinnausschüttung – ein Gewinn existiert nicht!
Sind Bürgerinnen und Bürger nach Vorauszahlung Opfer einer solchen Betrugsmasche geworden, so müssen sie damit rechnen, in der Folgezeit erneut von Betrügern angerufen und zu weiteren Zahlungen aufgefordert zu werden. Der Polizei sind bereits verschiedene Betrugsmaschen bekannt. Der Ideenreichtum der Täterseite ist hierbei unerschöpflich.
So geben sich die Call-Center-Mitarbeiter sogar als Polizeibeamte oder Staatsanwälte aus und behaupten, dass sich die Angerufenen durch die Erstzahlung strafbar gemacht haben und ein angeblich gegen sie eingeleitetes Ermittlungsverfahren nur gegen eine weitere Zahlung schnell und unkompliziert abwendbar sei. Die Täter setzen die Opfer massiv unter Druck, wenn diese keine weiteren Zahlungen leisten wollen. Selbst wenn Opfer kein Geld mehr haben und alle Ersparnisse bereits aufgebraucht sind, lassen die Täter nicht von ihren Opfern ab und fordern dazu auf, Geld zu leihen oder einen Kredit aufzunehmen.
Um die eigene Glaubwürdigkeit zu erhöhen, manipulieren die Betrüger gezielt die eigene Rufnummer, die im Telefondisplay des Opfers erscheint. Dort wird die Rufnummer einer deutschen Stadt angezeigt, obgleich sich der Täter bei seinem Anruf in einem Call-Center in der Türkei befindet. Passend zu einem Anruf eines vermeintlichen Notars aus Hamburg kann so auch eine Nummer mit Hamburger Vorwahl im Display des Angerufenen erscheinen.
Das BKA klärt mit einer umfangreichen Öffentlichkeitsarbeit die Bevölkerung auf. Opfer und insbesondere auch deren Angehörige sowie das persönliche Umfeld müssen gut informiert sein, um zu vermeiden, dass die Täter weiterhin Erfolg haben.
Opfer dieser Art von betrügerischen Gewinnversprechen werden vornehmlich ältere Menschen. Hier erfahren Sie, wie Sie sich selbst schützen können bzw. mit welchen Tipps Sie Ihre Angehörigen, Freunde, Ihre Nachbarn, Kunden und Patienten vorsorglich aufklären sollten.
Die perfide Masche der Täter geht sogar soweit, dass weitere Personen als sogenannte Finanzagenten („Financial Agents“)angeworben werden, die betrügerisch erlangtes Geld den Tätern zukommen lassen. Dabei sind verschiedenste Varianten vorstellbar:
zur Verfügung stellen eines eigenen bestehenden Bankkontos
Eröffnung eines neuen Bankkontos unter Mitteilung der
Zugangsdaten an die Täterseite
Entgegennahme und Weiterleitung von Bargeld (persönlich oder auf dem Postweg)
Einzahlung bei Geldtransferdienstleistern.
Einerseits bedienen sich die Täter der Opfer von betrügerischen Gewinnversprechen und knüpfen eine Auszahlung des vermeintlichen Gewinns an das Tätigwerden als Finanzagent an. Anderseits nutzen Täter Bekannte oder Verwandte als Finanzagenten.
Die Gelder stammen oft von Personen, die selbst Opfer von illegalen Gewinnversprechen durch türkische Call-Center sind.
Die eigentliche Funktion des Finanzagenten ist der Transfer dieser Gelder an zuvor durch die Täter mitgeteilte Empfänger in der Türkei, um die Herkunft und Transferwege des Geldes zu verschleiern.
Die Täter werben künftige Call-Center-Mitarbeiter auch in Deutschland über Anzeigen in einschlägigen Magazinen oder in Internetportalen an. Voraussetzung für die Bewerbung sind gute Kenntnisse der deutschen Sprache. Es wird ihnen eine lukrative Verdienstmöglichkeit in Aussicht gestellt.
Durch das Vortäuschen eines nicht existenten Gewinns und die Veranlassung der Angerufenen, zum Teil hohe Geldbeträge ohne Gegenleistung zu entrichten, machen sich die Call-Center-Mitarbeiter wegen Betruges strafbar.
Flyer "Betrügerische Gewinnversprechen am Telefon!" (pdf 177-KB)
Flyer "Betrügerische Gewinnversprechen am Telefon!" – für Angehörige (pdf 892-KB)